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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
Autoren: Manfred Krämer
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durchlief den Körper ein Zucken und aus dem entstellten Gesicht blickten ihn zwei Augen an, die sich im Licht gleich wieder schlossen. Der Kerl lebte noch! Panik erfasste den Mann mit der Taschenlampe. Ruhig! Befahl er sich. Kerl, bleib ruhig. Vielleicht hatte er sich ja auch getäuscht. Er lenkte das grelle Licht zur Seite. Zwei hellblaue Augen starrten ihn an. Lebendige Augen. Glasig vor Schmerzen und doch voller Hoffnung. Er hatte sich nicht getäuscht! Die Lider flatterten. Die Pupillen waren unnatürlich weit. Etwas blubberte. Voller Entsetzen sah der Mann, wie ein Schwall Blut aus dem zerrissenen Mund quoll. Die Augen starrten immer noch. Der Mann knipste das Licht aus, wandte sich ab, hielt sich an der zerfetzten Karosserie fest. Stirb. Dachte er voller Angst. Stirb! Verreck endlich!
    Dann mischte sich Hass unter die eisige Furcht. Der würde ihm das nicht versauen! Der nicht! Die ganze Arbeit, das entnervende Warten auf passendes Wetter. Das Ausspähen der Gewohnheiten, die langen Nächte im Wald hinter dem Schloss, die Recherchen bei der Fluggesellschaft. Die ganze verdammte Kacke eben. Und dann hing der da drin in seiner dämlichen Kiste und glotzt ihn auch noch an. Das Schwein. Das arrogante, Porsche fahrende Pilotenschwein. Der Zorn wurde übermächtig. Der Mann schlug mit der Faust auf den Wagen, ein stechender Schmerz fuhr ihm bis in den Ellbogen, was seine Wut nur noch vergrößerte.
    „Du Schwein!“, kreischte er wie von Sinnen, „du Dreckschwein! Du wirst sie nicht mehr ficken! Du wirst überhaupt nie mehr ficken! Sie gehört mir! Sie liebt nur mich! Schon immer! Sie braucht keinen Affen in Uniform, sie braucht einen Mann!“ Seine Stimme versagte, im Wald krächzte empört ein Eichelhäher. Der Mann rieb sich schwer atmend die geprellte Hand. Speichelfäden hingen ihm aus den Mundwinkeln, seine Kehle schmerzte. Der intensive Benzingeruch verursachte ihm Übelkeit. Er spuckte aus, ging in die Hocke und musterte den Schwerverletzten mit einer plötzlichen Ruhe und Zufriedenheit, die warm in ihm aufstieg.
    „Nein“, flüsterte er zu den Augen, „du wirst sie nicht mehr ficken. Ich werde das tun. Vielleicht werde ich dabei sogar an dich denken. Vielleicht werde ich mir für dich sogar einen blasen lassen. Wenn du brav stirbst, mein Freund.“ Ein irres Kichern hallte durch den Wald. Die Augen in dem verwüsteten Gesicht seines Opfers zuckten wild hin und her, wieder quoll Blut aus dem grässlichen Mund. Ein Gurgeln folgte und etwas, das sich wie ein verstümmeltes „Hilfe“ anhörte. Wieder kicherte der Mann vor dem Wrack. Ungelenk erhob er sich aus der Hocke und umrundete den demolierten Porsche. Der Lichtfinger seiner Taschenlampe glitt über das zerschmetterte Heck, verfing sich in dem Durcheinander aus zerrissenen Schläuchen, losen Kabelenden und geborstenem Leichtmetall. Schließlich blieb der helle Kreis an einem knapp fingerdicken Schlauch hängen. Ein dünnes Rinnsal lief heraus, bahnte sich seinen Weg über Plastikdeckel, Alugehäuse und Luftschläuche ins Innere des Fahrzeugs. Der Mann hielt einen Finger in den dünnen Strahl und schnupperte daran.
    Unter dem Auto hatte sich bereits eine Pfütze gebildet. Ein Bächlein floss bergab und versickerte zwischen dem dürren Gras. Der Mann griff in die Brusttasche seiner Jacke, fingerte eine Zigarette aus der zerknautschten Packung und zündete sie an. Tief inhalierte er den würzigen Rauch.
    Dann hockte er sich vor die fehlende Frontscheibe. „Auch eine?“, fragte er die Augen. Er wich dem Blick aus. Das war ja furchtbar. „Ne, lass Mann“, sagte er jovial, „Rauchen kann tödlich sein.“ Ohne ihn direkt anzusehen, blies er dem Mann Rauch ins Gesicht.
    „Kalt heute“, sagte er mit vor Erregung zitternder Stimme. „Zeit für ein wärmendes Feuerchen.“ Der Mann stand auf, ging um das Wrack herum und nahm einen letzten Zug. Er prüfte die Windrichtung, trat ein paar Schritte zurück und schnippte die glühende Kippe in Richtung der Benzinpfütze.
    Die Verpuffung der Dämpfe holte ihn von den Füßen, so dass er sich mit versengten Augenbrauen und Haaren einige Meter weiter am Boden wiederfand.
    „Scheiße“, zischte er erschrocken und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Er blutete! Er war verletzt! Die Hitze war fürchterlich. Unmittelbar vor ihm fraßen sich die Flammen gierig durch das Auto. Es zischte gefährlich, einer der dicken Reifen platzte mit einem dumpfen Schlag. Voller Entsetzen kroch der Mann auf allen Vieren von
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