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Sklaven des Himmels

Sklaven des Himmels

Titel: Sklaven des Himmels
Autoren: Edmund Cooper
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könnte Feuer haben, die man nicht mehr auszugehen lassen brauchte. Man konnte Samen von eßbaren Pflanzen säen. Man konnte Boote bauen und bei gutem Wetter zum Fischen hinaus aufs Meer fahren. Kurz gesagt, man könnte viel besser und bequemer leben als bei ständiger Wanderschaft.
    Außer der Boden wurde zu heiß ...
    Aber Berry glaubte nicht wirklich, daß der Boden nur deshalb zu heiß würde, weil zu viele Menschen darauf lebten. Ganz abgesehen davon, waren die Londos ein kleiner Stamm. Es würde Generationen dauern, bis zu viele von ihnen an einem Fleck lebten.
    Eines Tages, wenn die Zeit reif war, würde er seinen Stamm davon überzeugen, daß es besser war, seßhaft zu werden. Aber das würde noch eine Weile dauern. Berry seufzte und blickte durch den Spalt des Zelteingangs. Das erste Grau schob sich über den schwarzen Himmel. Bald würde die Sonne aufgehen und ein neuer Tag beginnen. Ein Tag, an dem er Entscheidungen treffen mußte, die sich als gut oder schlecht erweisen mochten, aber die nur er treffen konnte, weil er der Häuptling war.
    Amri hatte wegen zu vieler schlechter Entscheidungen seinen Tod durch die Messer gefunden. Jeder männliche Stammesangehörige hatte seinen Dolch in Amri gestoßen. So war es bei den Londos Sitte. Sicher, es war barbarisch und grausam, aber zweifellos zweckmäßig. Man konnte sich nicht auf friedliche Weise eines Häuptlings entledigen und einen neuen wählen, denn dann würde immer ein Teil des Stammes auf Seite des alten und ein anderer auf Seite des neuen stehen. Und das mußte den Stamm schwächen.
    Die Ehre, Häuptling zu sein, brachte also gleichzeitig ein schwebendes Todesurteil mit sich. Es gab nur wenige Häuptlinge, die an Altersschwäche gestorben waren. Denn ehe es soweit kam, hatten sie längst zu viele schlechte Entscheidungen gefällt und durch die Messer dafür bezahlt. Solange sie jedoch hauptsächlich gute Entscheidungen trafen, konnten sie sich der absoluten Treue und des Gehorsams des Stammes sicher sein.
    Die Londos hatten ein gutes Gedächtnis. Sie verglichen das Wirken ihres jeweiligen Häuptlings mit dem seines Vorgängers. Solange es so gut oder besser war, blieb er am Leben. Nur wenige legten Wert auf die Häuptlingswürde. Es war einfacher und sicherer, zu gehorchen und dann zu kritisieren, als die Verantwortung zu übernehmen.
    Es überraschte Berry sehr, als er nach dem Tod Amris zum Häuptling gewählt wurde, denn er war ja kein gebürtiger Londo. Er verstand allerdings schnell: Es war einfacher, einen Fremden für schlechte Entscheidungen zu töten, als einen, mit dem man blutsverwandt war.
    Aber Berry war optimistisch. Er war jung, und es würde sicher lange dauern, ehe er schlechte Entscheidungen traf. Und wer weiß, vielleicht hatten sich bis dahin die Gebräuche der Londos geändert?
    Inzwischen hatte die Nacht dem Tag Platz gemacht. Berry hörte bereits die Schritte des sich nähernden Wächters. Sie hielten vor dem Zelt an.
    »Häuptling, es war eine ruhige Nacht. Ziehen wir weiter oder bleiben wir?«
    Berry streckte sich. Vron lächelte im Schlaf. »Wir bleiben, Wächter. Das Wetter ist schön, es wird ein gutes Jagen geben. Wir bleiben.«
    »So sei es, Häuptling. Einen guten Morgen auch. Ich werde deine Entscheidung dem Stamm melden.«
     

 
2.
     
    Der Überfall durch den unbekannten Stamm – unbekannt, weil seine Krieger weder auf der Stirn noch an den Armen Stammeszeichen trugen – brachte Berry dem Messertod sehr nah. Und es war Oris, der öffentlich seine Fähigkeiten als Führer anzweifelte. Oris war als tollkühn, aber auch als mißgünstig bekannt. Er war von kräftigerer Statur als Berry und weniger vorsichtig. Außerdem war es kein Geheimnis, daß er Vron begehrte. Wie jeder andere Mann konnte er, wenn er an der Reihe war, bestimmen, mit welcher Frau des Stammes er sich paaren wollte. Mit jeder, außer der des Häuptlings. So war es Brauch bei den Londos.
    Aber Oris zog es vor, sich mit keiner der anderen Frauen zu paaren. Lieber nährte er sein Verlangen und seinen heimlichen Grimm. Berry war es schon lange klar, daß Oris ihn eines Tages herausfordern würde, nur hatte er nicht so bald schon damit gerechnet.
    Oris sah seine Chance, als die unbekannten Räuber – möglicherweise Jords oder Manches – fünf Frauen mitgenommen und neun Männer getötet oder schwer verwundet hatten.
    Berry kam blutbespritzt zum Feuerpalaver. Es war zum größten Teil das Blut seiner Stammesbrüder, das an ihm klebte, denn es war
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