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Sinnliche Maskerade

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade
Autoren: Jane Feather
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nicht die Pferde wechseln und Sam dabei in einem unbekannten Stall unterstellen wollen. Daher waren sie nur langsam vorangekommen, in einem Schritt, den der Wallach bequem verkraften konnte. Inzwischen waren sie nur noch zwei Meilen von Combe Abbey entfernt, ihrem endgültigen Ziel.
    Das große steinerne Gebäude auf der kleinen Anhöhe war von der Straße aus, die sich um die Klippe über dem Solent wand, ohne Schwierigkeiten zu erkennen. Es war ein beeindruckendes Gebäude mit vielen Türmen, dessen Erkerfenster in der untergehenden Sonne glühten. Gut gepflegte Grünflächen schwangen sich zur Klippe hinunter, und ein paar große Kiefern an der Grenze des Grundstücks und des Kliffs dienten als Windfang.
    Perry spürte, wie Vorfreude in ihm aufkeimte. Das mächtige Gebäude barg insbesondere eine Bibliothek, und diese Bibliothek wiederum barg Schätze ... darunter einige bekannte wie etwa das Decamerone , das ihm buchstäblich das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, aber auch, da war er sich ganz sicher, viele unbekannte und ebenso unbezahlbare Kostbarkeiten. Sein guter Freund Marcus Crofton hatte ihm versichert, dass er sich in der Bibliothek aufhalten durfte, solange er wollte, denn ihr Besitzer Sir Stephen Douglas hatte ihm die Erlaubnis erteilt, dort nach Belieben zu schalten und zu walten.
    Peregrine lenkte sein Pferd durch die Tore, die ein stämmiger Torwächter bereits geöffnet hatte.
    »Das Witwenhaus befindet sich gleich hinter der ersten Kurve an der Auffahrt, Sir«, erläuterte er Peregrine. »Sie werden erwartet. Master Crofton hat angeordnet, dass ich mich um Sie kümmern soll.«
    »Danke.« Perry lächelte freundlich und ritt die Auffahrt hinauf. Er freute sich nicht nur auf die Gelegenheit, die Bibliothek zu besichtigen, sondern auch auf den Besuch bei seinem alten Freund. Da sein Zwillingsbruder Sebastian mit seiner frisch angetrauten Ehefrau Lady Serena zu ausgedehnten Flitterwochen auf den Kontinent aufgebrochen war, hatte Peregrine sich eingestehen müssen, dass ihr gemeinsames Haus in der Stratton Street ihm viel zu groß und sehr einsam erschienen war. Seine Einsamkeit hatte ihn durchaus verwundert. Denn er hatte sich stets für ausgesprochen genügsam gehalten, zufrieden mit seiner eigenen Gesellschaft und der seiner Bücher. Aber es sah danach aus, als habe er sich geirrt.
    Als das Witwenhaus ins Blickfeld rückte, drängte er Sam in den Trab. Das Gebäude im Queen-Anne-Stil mit einem hübschen Reetdach war nicht annähernd so beeindruckend wie die Abbey, wirkte aber recht einladend. Rauch kringelte sich aus dem Küchenschornstein, und die geöffneten Fenster in beiden Stockwerken sollten die Frische des frühen Abends einfangen. Vor dem Eingang stieg Peregrine aus dem Sattel und zog an der Klingelschnur. Er hörte, wie es im Gebäude läutete. Unverzüglich öffnete ein weißhaariger Butler die Tür, verbeugte sich und murmelte:
    »Der Honorable Peregrine, wie ich annehmen darf, Sir?«
    »Sie dürfen«, erwiderte Peregrine mit freundlichem Lächeln und zog sich die Handschuhe aus.
    »Perry, bist du das?«, grüßte ihn eine fröhliche Stimme aus der kühlen Halle mit Eichenfußboden. Ein junger Mann ungefähr in Perrys Alter tauchte hinter dem Butler auf. »Willkommen, alter Freund.« Er streckte ihm die Hand entgegen.
    Herzlich schüttelte Peregrine die Hand. Marcus Crofton kannte er schon aus der Schule. Aber während Perry unter dem Schutz seines ältesten Bruders Jasper gestanden hatte und in ständiger Begleitung seines Zwillings Sebastian aufgewachsen war, war Marcus allein in die erbarmungslosen Fluten von Westminster gestoßen worden; ihm war nichts anderes übrig geblieben, als schwimmen zu lernen oder unterzugehen. Die Blackwater-Brüder hatten ihre Protektion und ihre Freundschaften ausgedehnt. Marcus und Peregrine entdeckten ihre Leidenschaft für die Wissenschaft und freundeten sich rasch an. Einem nicht so übermäßig an der Wissenschaft interessierten Kopf wie Sebastian war es schwergefallen, die Leidenschaft seines Zwillingsbruders zu verstehen, und nachdem er es ein paar Mal versucht hatte, gab er es auf.
    »Ich warte schon seit zwei Tagen auf dich. Du bist geritten?« Marcus linste über Perrys Schulter auf das Pferd, das geduldig wartete.
    »Ganz gemächlich«, gab Perry zurück, »wo kann ich Sam unterbringen?«
    »Oh, weiter oben an der Abbey«, sagte Marcus, »an der Abtei. Meine Mutter hat die Kosten gescheut, die Ställe wieder zu eröffnen, die zum Witwenhaus
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