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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Autoren: Sandra Garbers
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gute Männer frei. Unsere Affäre, nicht vergessen, ist kein guter Mensch, er betrügt schließlich seine Frau. Weitere Gründe, sich sofort von der Affäre zu trennen: Wenn er die Wir-müssen-reden-E-Mail schreibt oder wenn er beginnt, sich zu benehmen, als sei man verheiratet.
    Das Allerschlimmste aber ist dies:
    Hula-Hoop-Girl hat sich mal von einer Affäre getrennt, nachdem er neben ihr mit seiner Frau telefonierte. Das Telefongespräch endete fast zeitgleich mit der Affäre. Er hatte etwas Unverzeihliches getan. Hula-Hoop-Girl hatte ihn lügen hören.

Laufen, bis es wehtut

    Ich laufe jeden Morgen. Ich muss meinen Herzmuskel trainieren, er wurde nach zwei glatten Durchbrüchen schon so lange nicht mehr gebraucht. Und ich möchte nicht, dass er zu müde ist, falls ich mich doch einmal verlieben sollte.
    Wir Läufer vom Jahnsportpark sind eine eingeschworene Gemeinschaft. Nicht dass wir untereinander Kontakt aufnehmen würden. Das gäbe nur Seitenstiche. Aber wir haben einen gemeinsamen Willen. Den Willen zu siegen. Gegen innere Schweinehunde, Bierbäuche oder Zellulitis. Wenn wir fertig sind mit unseren Runden, ist es wichtig, leicht humpelnd davonzugehen, das kommt gut, das sieht nach übertrainiert aus. Und übertrainieren tun nur richtige Sportler. Feierabendjogger ruinieren sich die Knie, weil die das über Jahre angewachsene Körpergewicht plötzlich schneller als im Schritttempo transportieren sollen. Aber das, liebe Feierabendsportler, nennen wir nicht übertrainiert, sondern zu fett.
    Auf Bahn eins finden wir den Star der Rennbahn, Typ Beraterboy. Er hat all sein Wissen über neue Laufstile, -bekleidung und postsportives Stretching aus den diversen Frauenzeitschriften, die er während seiner Businessflüge liest. Zudem ist er schon vom Job her daran gewöhnt, sich zu verausgaben. Er rennt um die Bahn wie ein Derwisch. Hübsch anzusehen. Wer allerdings zum dritten Mal von so einem Junior Consultant überrundet wird, beginnt ihn noch mehr zu hassen als alle Zellulitis dieser Welt. Auf Bahn zwei rennt der Typ Teddybär. Eigentlich ist er für die zwei nicht schnell genug, aber er will sechs Runden laufen, und auf den Innenbahnen gehen die Runden schneller vorbei. Er kommt nicht freiwillig. Seine Freundin hat ihn geschickt. Der Teddybär sieht aus, als müsse man ihn retten. Er läuft in einem weiten T-Shirt, das er auch schon ein paar Mal als Sleep-Shirt getragen hat. Manchmal federt sein athletischer Freund neben ihm her. »Pause?«, fragt der Teddybär nach jeder Runde. Nein! Lauf weiter, schlaffer Sack!
    Bahn drei ist die Überholspur. Sie eignet sich bestens, um den Teddybär zu demütigen. Auf Bahn fünf bis sieben gehen die Powerwalker spazieren. Das könnten sie eigentlich auch im angrenzendenPark tun. Ja, das könnten sie wirklich! Ebenfalls auf den Außenseiterbahnen finden wir die kleinen gefährlichen Marathonfrauen, die selbst bei über 30 Grad noch Gewichte an ihre Gelenke hängen. Und mindestens ebenso gefährlich ist der Sportlertypus, der neben Bahn eins am Rande des grünen Innenraums schreitet. Teil eines ausgeklügelten Trainingsmechanismus. Er trägt eine knappe kornblumenblaue Sporthose, sein nackter Oberkörper ist seltsam blass, und seine Haare sind geschoren, um den Widerstand so gering wie möglich zu halten. Alles an ihm ist verhaltene Kraft. Dieser Typus trainiert noch immer für die nächste Spartakiade. Und dann sind da noch die fröhlichen Anarchisten, irgendwo zwischen Bahn eins und acht. Besonders morgens und bis zu 40 Läufer gleichzeitig. Mütter, die ihre Kinder im Hort geparkt haben, Studenten. Und viele Dicke, vor denen ich mich hier so tief verneige, wie mein gezerrtes Band es zulässt. Ja, ich habe übertrainiert. Aber mein Arzt hat gesagt, ich soll laufen, bis es nicht mehr wehtut.

E-Mail für dich!

    Was macht der Single, wenn es regnet? Er leiht sich eine DVD aus. Auf dem Weg zum Videoverleih ist seine innere Stimme damit beschäftigt, die berühmten Sätze zu wiederholen: »Ich kann wunderbar allein sein, es macht mir gar nichts aus. Nicht jeder kann allein sein. Ich schon …« Kann die innere Stimme überzeugen, dann leiht sich der Single, sagen wir, Almodóvars »Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs« aus oder Gilliams Drogen-Schwank »Fear and Loathing in Las Vegas«. Eine beginnende Herbstdepression kündigt sich mit »Ein Chef zum Verlieben« oder »Die Liebe meines Lebens« mit Cary Grant und Deborah Kerr an. Und Zeit für die erste Prozac des Jahres
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