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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon
Autoren: Elea Noir
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vorerst in Kais Hütte untergebracht, dort verstecken wir ihn bis …« Ich kam ins Grübeln. Wie lange konnten wir ihn dort verstecken? Und Hund war gut gesagt … ganz objektiv betrachtet war es ein Wolf. Wieder musste ich an die Familie Moore denken und nahm mir felsenfest vor, gleich morgen früh nachzufragen, ob sie ihren Wolfshund vermissten. »Mach dir keinen Kopf! Kai wird ihn gut versorgen, dein Bruder liebt Tiere. Wir sollten jetzt schnell in die Cafeteria gehen, bevor die Pause um ist, sonst bekommen wir nichts mehr zu essen!«, sagte Christiane und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. Schweigend bezahlte ich und folgte ihr in die Cafeteria der Klinik. Dort holten wir uns Kaffee und Gebäck und nahmen anschließend an einem kleinen Tisch Platz.
    »Morgen ist Freitag, hast du am Abend schon etwas vor?«, fragte Christiane und band sich ihre schulterlangen Haare zusammen, bevor sie genussvoll in das Croissant biss. Ich nippte vom Kaffee und zuckte mit den Schultern. »Nein, aber Freitagabend ist für mich ein Abend wie jeder andere auch.«
    »Sollte es aber nicht sein! Mensch, Kira, du bist achtzehn und nicht achtzig! Lass uns mal ausgehen, richtig schön abhängen, nette Jungs treffen, alles, was dazugehört!«
    »Das klingt toll, ja, doch bei mir ist das nicht so einfach, das weißt du genau! Ich habe meine Familie…«, begann ich und Christiane fiel mir ins Wort. »Ja, ja – du und deine Familie! Es sind aber nur deine Geschwister und ein Idiot von einem Vater. Denk lieber an dich, du bist nur einmal jung! Ich habe ein paar schnuckelige Typen kennengelernt, wir gehen morgen in unsere Stammdisco – komm doch mit uns!«
    »Um schnuckelige Typen kennenzulernen, brauchst du in keine Disco zu gehen, Kira, mich gibt’s auch hier!«, vernahm ich eine schelmische Stimme und wusste sofort, wer es war – Dr. Keidel –, unser junger, blonder Assistenzarzt, der zugegebenermaßen eine Augenweide und überaus beliebt bei den jungen Schwestern war.
    Sie hingen alle wie Kletten an ihm – alle, außer mir –, ich konnte mir so einen Schwarm nicht erlauben. Ich hätte mich zu sehr geschämt, wenn er meinen Vater und unser heruntergekommenes Anwesen hätte kennenlernen wollen. Nein, so ein Mann wie Dr. Keidel war definitiv nichts für mich, obwohl er mir ständig Avancen machte. Aber garantiert nur, da ich die einzige junge Frau in der Klinik war, die ihm nicht schmachtend zu Füßen lag. Nur gut, dass er den wahren Grund dafür nicht kannte.
    Früher lebten wir in einem schönen großen Haus in Heidelberg, wir hatten sogar einen eigenen Gärtner und eine Haushälterin, das waren noch Zeiten … Heute erscheint mir das alles wie ein Märchen. Meine Mutter stammte aus einer Arztfamilie, sie war gut betucht gewesen, als Vater sie geheiratet hatte. Während sie stets arbeiten ging und als Ärztin in einer Privatklinik sehr gefragt war, zog es Vater schon immer vor, den Hausherren zu spielen. Soweit ich zurückdenken kann, hat er nie gearbeitet, sondern uns nur das Leben zur Hölle gemacht. Als Mutter noch lebte, waren seine Aussetzer zu ertragen gewesen, aber seit ihrem Tod ging alles bergab. Vater hatte schon immer ein Alkoholproblem … um es drastisch auszudrücken, er versoff unser ganzes Hab und Gut. Nach Mutters Tod dauerte es gerade mal drei Jahre, bis er ihre ganzen Hinterlassenschaften in Hochprozentiges verwandelt und den Rest bei dummen Wetteinsätzen verloren hatte. Dies war das Ende unseres bürgerlichen Lebens gewesen, es blieb nur unsere Vorstadtvilla und die machte Vater auch noch zu Geld. Es war erst sieben Monate her, dass er unser vornehmes Anwesen in Heidelberg verkauft hatte.
    Vater weihte mich nicht in die Finanzgeschäfte ein, aber ich erfuhr dennoch, dass er eine halbe Million für unser schönes Haus bekommen hatte. Und im Gegenzug kaufte er im Thüringer Wald einen heruntergekommenen Hof für einen Schnäppchenpreis, zwölftausend Euro zahlte er dafür, und mehr war dieses baufällige Haus auch nicht wert. Die Fenster fielen fast aus den Angeln und das Dach war an unzähligen Stellen undicht. Es gab mehr Töpfe als Staub auf unserem Dachboden, die sämtliches Regenwasser auffingen und die ich ständig leeren musste. Der einzige Luxus, den wir hatten, war fließend Wasser und Strom, alles andere sah nach Endzeit aus und so roch es auch im Haus: modrig und alt.
    Ich konnte noch so viel putzen und tat mein Bestes, aber diesen modrigen Gestank konnte ich nicht entfernen. Er steckte in
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