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Silenus: Thriller (German Edition)

Silenus: Thriller (German Edition)

Titel: Silenus: Thriller (German Edition)
Autoren: Robert Jackson Bennett
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erlebt. Und ich habe auch zugesehen, wie viele aus diesem Grund ihre Karriere weggeworfen haben. Ganz ähnlich, wie du es jetzt tust.«
    George zog eine Braue hoch, zündete seine Zigarette an und nahm einen Zug. Sein Magen verkrampfte sich, als er versuchte, einen Hustenanfall zu unterdrücken.
    Irina rümpfte die Nase. »Was rauchst du da?«
    »Virginia’s Finest natürlich«, entgegnete er mit einem leichten Keuchen.
    »Das riecht alles andere als fein.« Sie nahm ihm den Beutel ab und lugte hinein. »Ich weiß nicht, was das ist, aber es ist nicht Virginia’s Finest.«
    George sah geknickt aus. »N… nicht?«, fragte er.
    »Nein. Hast du das von einem der Orchestermusiker gekauft?«
    »Na ja, schon, aber ich dachte, ich könnte ihm vertrauen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Man hat dich reingelegt, Kind. Das ist Abfall. Beim nächsten Mal gehst du zum Tabakhändler wie jeder normale Mensch.«
    George grummelte etwas wie, das könne gar nicht sein, drückte aber hastig die Zigarette aus und steckte den Tabakbeutel weg.
    »Wie auch immer«, sagte sie. »Ich erinnere mich an eine dritte, letzte Sache, die mir aufgefallen ist, als du zu uns gekommen bist.« Ein zitternder, blauer Finger krümmte sich ihrer Handfläche entgegen. Den verbliebenen benutzte sie dazu, ihm in den Arm zu piksen. »Du schienst weniger daran interessiert zu sein, was du spielst, und das war auffällig. Nein, stattdessen hast du dich vorwiegend nach einer bestimmten Künstlertruppe erkundigt, die in den Theatern des Keith-Albee-Circuits aufgetreten ist.«
    George erstarrte an Ort und Stelle, leicht gekrümmt, die Hand an dem Tabakbeutel, den er gerade in die Tasche hatte stecken wollen. Ganz langsam drehte er sich, um die alte Frau anzusehen.
    »Hast du es immer noch so eilig, Kind?«, fragte Irina. »Oder bin ich da auf etwas gestoßen?«
    Er antwortete nicht.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Nun, ich erinnere mich, dass du immer wieder nach dieser Truppe gefragt hast, fast täglich. Du wolltest wissen, ob irgendjemand dir sagen könnte, wann sie bei uns auftreten werden. Sie waren doch schon bei uns aufgetreten, nicht wahr? Meint jemand, sie würden zumindest irgendwo in der Nähe auftreten? Ich glaube, ich erinnere mich sogar an den Namen … Ach, ja, es war die Silenus-Truppe, richtig?«
    Georges Miene wirkte nun sehr verschlossen, er nickte kaum wahrnehmbar.
    »Ja«, sagte die alte Frau und rieb sich die Handgelenke, um die Arthritisschmerzen zu lindern. »Das war es. Dich hat nichts interessiert außer diesem Silenus. Nach dem hast du ständig gefragt. Aber wir haben immer nur gesagt, nein, wir wissen nichts über diese Truppe. Und wir wussten auch nichts. Einmal ist er hier aufgetreten, dieser Silenus, vor vielen, vielen Monaten. Damals hat der Mann Van Hoever mit seinen zahlreichen Forderungen fürchterlich verärgert, aber seitdem haben wir nichts mehr von ihm zu sehen bekommen, und niemand wusste, wo er als Nächstes auftreten würde. Erinnerst du dich daran, Junge?«
    Dieses Mal nickte George nicht, aber das war auch nicht nötig.
    »Ja«, sagte Irina, »ich denke, das tust du. Und dann, heute Morgen, höre ich, dass Van Hoever sehr wütend ist. Er ist wütend, weil ein Künstler uns im Circuit übergangen hat und nun in Parma auftritt, westlich von hier. Und kaum habe ich die Neuigkeit über Van Hoever gehört, da kommt mir eine weitere zu Ohren, aber in der geht es um unseren jungen, sagenhaften Pianisten. Er verlässt uns. Hat einfach ganz plötzlich beschlossen zu gehen. Ist das nicht merkwürdig? Wie eine Neuigkeit auf die andere folgt?«
    George schwieg. Irina nickte und nahm einen langen Zug von ihrer Zigarette. »Ich war nicht überrascht, als ich herausgefunden habe, dass es sich bei diesem Künstler um Silenus handelt«, sagte sie. »Und wenn ich nicht irre, hast du vor, ihm nachzulaufen. Habe ich recht?«
    George räusperte sich. »Ja«, bestätigte er heiser.
    »Ja. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann kommt es mir vor, als wäre diese Truppe der einzige Grund dafür, dass du bei uns als Hauspianist unterschrieben hast. Immerhin hättest du auch eine bessere Stelle finden können. Aber du wusstest, dass Silenus schon einmal hier aufgetreten war, also würde er es vielleicht wieder tun, und wenn ja, dann wolltest du hier sein, um ihn zu sehen, nicht wahr?«
    George nickte.
    Irina lächelte, zufrieden mit ihren eigenen Schlussfolgerungen. »Der berühmte Silenus«, sagte sie. »Zu meiner Zeit habe ich viele Gerüchte
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