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Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Titel: Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
Autoren: Lisa Capelli
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zu Hause“, murmelte er vor sich hin und stieß Annit mit dem Ellbogen an. Er hatte sich lässig zwischen Wink und Annit neben das Schaltgestänge geschoben.
    Die Berge wurden immer schroffer, und die Wälder immer dichter. Ab und zu lichtete sich das Dunkel zu einer Wiese, auf der Schafe grasten. Der Holzlaster rumpelte über holprige Straßen und tauchte in enge Täler ein.
    Nachts schlief Wink in seiner Fahrerkabine. Annit und Mannito legten sich mit ihren Schlafsäcken hinten auf den Auflader neben Silbersterns Box.
    „Da vorn ist die Abzweigung nach Kischila“, rief Wink am übernächsten Morgen und zeigte mit der Hand nach vorn. Kurz darauf stoppte er an einer kleinen Kreuzung. „Von hier sind’s noch fünf Kilometer zu eurem Dorf. Die könnt ihr zu Fuß laufen, ihr drei. Ich möchte nämlich ohne weitere Umwege auf der Hauptstraße bleiben, dann bin ich schneller bei meiner Frau und den Kindern.“
    Mit wenigen Handgriffen legte er die Rampe für Silberstern an und entließ das Pferd aus der Box. Dann drückte er Annit und Mannito zum Abschied die Hand, sprang in die Fahrerkabine, schmiss die Tür zu und drückte aufs Gas. „Hauptstraße“, hörten sie ihn noch rufen. „Hauptstraße, hahahaha!“
    Annit schüttelte lachend den Kopf. Denn der Weg glich wirklich eher einem zerfurchten Acker als einer Straße.
    Erst jetzt, kurz vor dem Ziel, fragte sich Annit, ob Mannito seinen Eltern erzählt hatte, dass er eine Freundin mitbringen würde. Vielleicht wissen sie ja noch nicht mal, dass Mannito wieder nach Hause kommt, überlegte sie. Mannito hatte nur einmal nebenbei erwähnt, dass seine Eltern einen kleinen Bauernhof in Kischila hatten, mit Kühen, Ziegen, Hühnern und ein paar Pferden. Und dass es dort keinen Fernseher gab und kein Internet. „Sie haben schon Probleme gehabt, überhaupt ein Telefon zu bekommen“, hatte er mit einem Grinsen bemerkt. „So eines mit Wickelschnur.“
    Annit ritt im Schritttempo, während Mannito zu Fuß neben ihr und Silberstern herging. Sie erreichten gerade eine Weggabelung, als sie Mannito nach seinen Eltern fragte.
    Er zuckte nur mit den Schultern. Als ob es etwas Selbstverständliches wäre, dass ein Sechzehnjähriger nach fast einem Jahr Abwesenheit wieder heimkehrt. „Mach dir keine Gedanken, sie werden sich freuen. Ganz bestimmt“, antwortete er nur.
    Es war ein stiller Morgen mit einem wolkenverhangenen Himmel, dessen Grau durch den Hochwald schimmerte. Ab und an kamen sie an Gruppen uralter Weidenbäume mit großen Vogelnestern in den Kronen vorbei.
    Annit musste an Mannitos Traum mit dem Bären denken. Mit einem leicht mulmigen Gefühl im Bauch blickte sie sich verstohlen im Wald um. Ob es hier wohl Bären gibt?, überlegte sie. Doch es herrschte vollkommene Stille. Nur manchmal war der aufgeregte Flügelschlag eines verirrten Vogels zu hören, vor dem Silberstern regelmäßig erschreckte.
    Mit einem Mal lichtete sich der Wald, und eine weite, freie Fläche mit einem lang gezogenen See lag vor ihnen.
    „Schau“, rief Mannito und zeigte mit der Hand auf die Häusergruppe jenseits des Sees. „Da hinten ist Kischila!“ Die Freude in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Annit nickte. Von Silbersterns Rücken hatte sie einen weitaus besseren Überblick und das Dorf bereits kurz zuvor entdeckt. Sie sprang ab und führte das Pferd am Zügel. Es dauerte keine halbe Stunde, dann passierten sie zu Fuß die menschenleere Dorfstraße. Nachdem sie an einem winzigen Holzkirchlein vorbeigekommen waren, hielt Mannito Annit plötzlich am Arm fest.
    „Da“, sagte er leise und deutete mit dem Kopf zu einem niedrigen Haus, das etwas abseits der Straße an einem kleinen Bach lag. „Da wohnen meine Eltern.“ Das Haus war weiß verputzt, hatte schmale Fenster, die fast bis zum Boden reichten, und ein verwittertes Schilfdach. In seinen Schatten duckten sich noch ein paar kleinere Gebäude.
    Täusche ich mich oder wischt sich Mannito verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel?, überlegte Annit und blieb stehen.
    „Verdammte Zugluft!“, murmelte Mannito. Offensichtlich hatte er bemerkt, wie Annit ihn musterte. Dann stieß er einen lauten Pfiff aus. Einmal, zweimal, dreimal.
    Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür. Ein langer, schlaksiger Mann mit Hakennase und schütterem Haar kam heraus. Er sah gleichzeitig Mannito und Annit an und blickte doch durch sie hindurch. Das muss Mannitos Vater sein, schoss
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