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Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Titel: Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
Autoren: Lisa Capelli
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leise, als Annit ihn umarmte.
    Annit schüttelte den Kopf. „Das werde ich nicht, ganz bestimmt nicht“, presste sie mit tränenerstickter Stimme hervor. Dann folgte sie Mannito, der Silberstern am Zügel führte, auf das Schiff.
    Nein, ich werde diesen wilden, verrückten, guten Rocco nie vergessen. Und auch alle anderen nicht. Sie sind die ganze Zeit, die ich mit ihnen zusammen war, wie eine Familie für mich gewesen. Eine riesengroße Familie!
    Während der Fahrt auf der Weichsel standen Silberstern und die beiden anderen Pferde meist recht dicht beieinander in ihrer Box. Sie mochten sich, das war unverkennbar. Sie beknabberten sich, legten die Nüstern aneinander und bliesen sich ins Ohr. Annit konnte stundenlang an Deck des Schiffes sitzen und ihnen zuschauen.
    Hoffentlich komme ich mit Mannito auf dieser langen Reise auch so gut zurecht, überlegte sie, während ihr Blick über das Wasser schweifte. So lange kennen wir uns ja auch wieder nicht, und eigentlich weiß ich noch gar nicht so viel von ihm. Annits Augen wanderten zu dem blonden Jungen, der sich gerade im Steuerhaus mit dem Kapitän unterhielt. Außer dass er ständig diesen Schlabberlook trägt, Tiere mag und gerne lacht. Hier auf dem Schiff verbringen wir nun so gut wie jede Minute zusammen und können uns nicht aus dem Weg gehen. Da könnte es schon passieren, dass wir uns auf die Nerven gehen.
    Doch Annits Befürchtungen waren völlig unbegründet. Mit jedem Tag ihrer Reise erkannte sie mehr und mehr, dass Mannito rücksichtsvoll war. Er nahm sich selbst nicht zu ernst und hielt Abstand, wenn er glaubte, dass Annit es wünschte. Er bewies sich als ein echter Kamerad und Freund - einer, wie sie ihn bisher noch nie erlebt hatte.
    Und Annits Gefühl, als verbinde sie etwas eigenartig Vertrautes mit Mannito, verstärkte sich noch. Dieses Gefühl hatte sie bereits gespürt, als sie ihm das allererste Mal begegnet war. Manchmal kam es ihr sogar so vor, als würden sie sich schon ewig kennen.
    Dass er so zu mir gehalten und mich verteidigt hat, als der Kapitän sich über mich wegen meiner Pferdevernarrtheit lustig machen wollte, das vergess ich ihm nie, dachte sie und warf einen dankbaren Blick zu Mannito. Er war dabei nicht laut geworden. Doch mit Bestimmtheit hatte er Tabor - so durften sie den Glatzkopf inzwischen nennen - in seine Schranken verwiesen. Von da an lief alles in geregelten Bahnen.
    Der andere Mann auf dem Schiff hieß Wink. Er war jünger und kleiner als Tabor und zog das linke Bein nach. Eine leuchtend rote Narbe lief quer über seine Stirn. „Ist bei einem Unfall mit meinem Lastwagen passiert“, wie er eines Abends erklärte. „Es war ein Riesending mit 560 PS.
Seit dem Unfall fahre ich nur noch einen Holztransporter. Der steht zurzeit in Krakau. Von dort geht’s dann in die Karpaten, wo ich eine neue Fuhre Baumstämme holen werde.“
    Annit und Mannito wechselten bedeutungsvolle Blicke, ohne jedoch etwas zu sagen. Vielleicht kann er uns ja in die Karpaten mitnehmen?
    Am nächsten Tag steuerte Tabor einen Nebenarm der Weichsel an. „Ich hab eine Überraschung für euch“, verkündete er mit einem geheimnisvollen Lächeln. Er schaute in die Runde, streifte auch die Pferde mit einem Blick und ergänzte: „Eine Überraschung für euch alle.“
    Sie fanden eine Bucht, die nicht allzu groß und ringsherum mit Gebüsch und hohem Ahorn bewachsen war. Vorsichtig manövrierte Tabor sein Schiff an zwei Landzungen vorbei in diesen natürlichen Hafen hinein. Die Bucht war menschenleer, nur einige Enten schwammen auf dem Wasser.
    „Hier können wir baden“, sagte Tabor. „Wir alle.“ Und er gab Silberstern mit der flachen Hand einen zärtlichen Klaps auf die Kruppe.
    Wink seilte sich inzwischen an einem Tau ab und machte das Boot am Ufer fest. Über eine Rampe stiegen alle von Bord.
    „So muss es bei der Arche Noah auch gewesen sein“, rief Mannito lachend.
    Die Pferde ergriffen sofort die Chance, die sich ihnen bot - Silberstern allen voran. Sie gingen ins flache Wasser, warfen die Köpfe hin und her und schlugen übermütig mit dem nassen Schweif um sich.
    „Uaaah! Also mir ist das Wasser noch zu kalt zum Baden“, erklärte Annit. „Ich geh da nicht rein.“
    „Ich auch nicht“, stimmte Mannito ihr zu.
    So marschierten sie ein Stück am Ufer entlang und setzten sich am Rand der Bucht auf die Felsen. Eine Weile beobachteten sie von dort aus die Pferde, die nach wie vor in
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