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Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume

Titel: Silberstern Sternentänzers Sohn 02 - Gefährliche Traeume
Autoren: Lisa Capelli
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drückte sich ganz fest an Silberstern. Annit genoss die Nähe des Pferdes und blieb noch eine
ganze Weile bei ihm. Schließlich wünschte sie Silberstern eine gute Nacht und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die weichen Nüstern.
    Anschließend ging sie zu ihrem Zelt und schlüpfte in ihren Schlafsack. Annit liebte es, im Zelt zu schlafen. Nur dort fühlte sie sich frei und nicht eingezwängt wie in einem engen Zirkuswagen. Schon früher auf dem Bauernhof ihrer Eltern hatte sie oft im Freien übernachtet - unter dem riesigen Sternenzelt - und war in Gedanken um die ganze Welt gereist. Ich muss Rocco gleich morgen mitteilen, dass ich nicht länger bleibe, entschied sie. Und ich muss ihn fragen, ob ich Silberstern mitnehmen kann. Er muss doch verstehen, dass ich nicht mehr ohne den Hengst leben will!

 
Eine lange Reise
    Als Annit am nächsten Morgen die Augen aufschlug, stand sie sofort auf. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr länger warten zu können. Sie musste mit Rocco sprechen. Schnell schlüpfte sie in Jeans und T-Shirt. Waschen und Zähneputzen mussten ausnahmsweise warten, denn sie hatte Wichtigeres vor.
    Annit fand Rocco draußen vor dem Zirkuszelt. Zögernd ging sie zu ihm hin. Ihre Füße schienen plötzlich schwer wie Blei zu sein.
    „Du hast dich also entschieden“, begann Rocco, ohne dass Annit ein Wort gesagt hatte. „Du willst weggehen, stimmt’s?“ Er blickte sie ernst an.
    Rocco kann man wirklich nichts vormachen, dachte Annit.  Wahrscheinlich hat er es an meiner traurigen Miene erkannt.  Sie nickte. „Ich muss weiter, Rocco.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Ich kann nicht anders.“
    Rocco legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ist schon okay“, entgegnete er. „Ich kann dich verstehen, ich bin ja selbst so ein Zugvogel.“
    Nervös strich sich Annit eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und ... ich meine ...“ Sie stockte. „Was ist ... was ist mit Silberstern?“, presste sie schließlich mit tonloser Stimme hervor. Ohne den Hengst wollte sie nicht gehen. „Ich hab ein bisschen Geld“, stammelte sie. „Und den Rest stottere ich dann in Monatsraten ab. Von dem Geld, das mir meine Eltern zurzeit überweisen.“
    Rocco sah sie einen Augenblick eindringlich an. Dann legte er seine Stirn in Falten, ohne zu antworten.
    Soll das etwa ein Nein sein, dachte Annit fast verzweifelt und starrte hinüber auf die Koppel zu Silberstern.
    Schließlich merkte Annit, wie ein seltsames Lächeln Roccos Mundwinkel umspielte. „Darüber hab ich mit Ami schon vor längerer Zeit telefonisch gesprochen. Ich wusste, dass das einmal passieren würde“, erklärte er schließlich. „Und sie hat mir ganz eindeutig gesagt, dass du und Silberstern ..." Er stockte und betrachtete eingehend seine Fingernägel.
    Annit platzte fast vor Neugier. „Was hat deine Mutter gesagt? Was ist mit mir und Silberstern?“, rief sie ganz aufgeregt.
    Rocco zuckte nur mit den Schultern und spannte sie noch ein bisschen auf die Folter. „Na, was wohl? ... Dass ihr beide, du und Silberstern, auf jeden Fall zusammengehört. Dass ihr zusammenbleiben sollt! Und da werd ich den Teufel tun und ihr widersprechen. Den Ärger will ich mir lieber ersparen ...“
    Annit ließ ihn nicht mehr aussprechen, sondern fiel ihm um den Hals. „Danke, Rocco. Du bist der Beste“, murmelte sie unter Tränen. „Der Allerbeste.“
    Noch einmal ritt Annit mit Silberstern am Ufer des breiten Stroms entlang, der in Polen Wisla heißt und den man auf Deutsch die Weichsel nennt. Sie und Mannito hatten vor ein paar Tagen diesen Weg entdeckt, der direkt nach Warschau führte.
    Am Pier zwischen den beiden großen Brücken - dort, wo die Vergnügungsschiffe auf dem Wasser schipperten - war sie abgestiegen. Sie spazierte ein Stück zu Fuß, Silberstern trottete brav hinter ihr her.
    Annit war fasziniert von den vielen unterschiedlichen Booten: kleine und große, bunte und einfach bemalte, elektrische und dieselbetriebene, jedes einzelne brachte Annit auf andere Weise zum Träumen, während ein Netz von Gedanken sie umfing: Wie wird es einer Fünfzehnjährigen, einem Sechzehnjährigen und einem jungen schwarzen Araberhengst gelingen, von Warschau aus in das mehr als achthundert Kilometer weit entfernte Karpatendorf Kischila zu gelangen?... Das erscheint doch fast aussichtslos.
    Da spürte Annit, wie Silberstern plötzlich unruhig wurde. „Du flehmst ja“, stellte sie erstaunt
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