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Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg

Titel: Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
Autoren: Perry Rhodan
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Springerin kam Leben. Der schmallippige Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen, das die hässlichen Zahnlücken der alten Dame offenbarte. Alaya Krantek blickte ausdruckslos dem geöffneten Körper des Freihändlers nach, der schaukelnd an seiner Halterung davonglitt.
    »Ruhe sanft, mein schmutziger Liebling!«, rief die alte Springerin mit einer von Alkohol und Rauch zerstörten Stimme. Das war nicht etwa ein makabrer Scherz des Vario-Roboters, sondern gehörte zu den zahlreichen Überprüfungen, die auf der positronischen Checkliste standen. Wenn Vario – beziehungsweise Kaiser Anson Argyris – in einer neuen Maske an die Oberfläche zu gehen gedachte, musste er sich davon überzeugen, dass sie auch hundertprozentig funktionierte. Dazu gehörten die individuellen Verhaltensweisen ebenso wie das äußere Erscheinungsbild und die Stimme.
    Nachdem Argyris die Checkliste seiner neuen Maske durchgegangen war und keinen Fehler entdeckt hatte, verließ er die Biostation und beorderte seine Transportkapsel zu sich.
    »Vorwärts, alte Vettel!«, sagte er zu sich selbst.
    Tak Son sträubte sich nicht, als sie kamen, um ihn abzuholen.
    Sie, das waren zwei Überschwere und drei Laren, drei Fremde, die dennoch seltsam menschlich wirkten in ihren Bewegungen, ihren Gesten und in ihrem Benehmen.
    Bevor die beiden Überschweren ihn auf die schimmernde Energiewand des larischen Gleiters zustießen, drehte Tak sich noch einmal um und winkte Yumeko zu, die in der Tür des Bungalows stand und mit leerem Blick herüberstarrte. Verdammt, sie glaubt, mich niemals wiederzusehen!, durchfuhr es den braunhäutigen Freihändler, dessen Urahnen von der Erde nach Olymp gekommen waren. Aber ich werde wiederkommen, Yumeko!
    Er wusste, dass dieses unausgesprochene Versprechen keine Wunder bewirken konnte. Dennoch erkannte er, dass das Leben in die Augen seiner Yumeko zurückkehrte. Sie hob den Arm, um zu winken.
    Ein heftiger Stoß beförderte Tak Son gegen den Gleiter, und der Transmittereffekt der strukturierten Energie versetzte ihn ins Innere des Fahrzeugs.
    Die drei Laren folgten ihm. Die Überschweren dagegen kehrten zu dem Flugpanzer zurück, mit dem sie gekommen waren.
    Der larische Gleiter hob ab, leicht und scheinbar schwerelos segelte er durch die kühle, würzige Morgenluft, deren Duft nicht vor der Energiewandung des Fahrzeugs Halt machte. Auch der Schall kam ungefiltert durch. Tak Son hörte das Zwitschern der Vögel, die in den Bäumen der Gärten umherturnten, er hörte das harte, metallische ›Klick-Klack‹, das die stählernen Füße eines Robot-Polizisten auf dem Gehweg verursachten, und er hörte gedämpftes Rufen von Kindern.
    Kinder!, dachte er. Auch Yumeko und ich wollen einmal Kinder haben! Doch in was für eine Welt werden diese Kinder hineingeboren werden? In eine Welt von Gnaden des Konzils und Leticrons?
    Als der Gleiter Trade City überflog, blickte Tak Son hinüber zu dem verwilderten Park, in dem nach wie vor die schwarz glänzende Pyramide stand. Er sah, dass sich rings um die Pyramide die Blätter und Bäume, die Blüten und selbst die Stämme, Äste und Zweige entfärbt hatten. Auf einem Streifen von rund fünfhundert Metern war die bunte Fülle der Pflanzenwelt einem leichenblassen Weiß gewichen.
    Tak Son erschauderte. Er fragte sich, welche geheimnisvollen und unheimlichen Geschehnisse hier abrollten, und er versuchte, aus den Gesichtern der Laren eine Antwort darauf zu lesen. Doch die Mienen der Fremden verrieten nichts.
    Der Gleiter schwebte über die Stadt hinweg, über die würfelförmigen Komplexe, die Turmbauten, die Plätze mit den plätschernden Springbrunnen, über die gläsern schimmernden Kuppeln der Botschaften der galaktischen Sternenreiche, die Tempel, Kirchen, Minarette.
    Trade City!
    Zentrum des galaktischen Handels – bevor die Laren Besitz von Olymp ergriffen, gefolgt von den Truppen des herrschsüchtigen und beutegierigen Überschweren Leticron.
    Als Tak Son erkannte, dass der Gleiter Kurs auf den Regierungspalast des Freifahrerkaisers jenseits der Stadt nahm, fragte er sich, was wohl aus Anson Argyris geworden sein mochte. Den Gerüchten nach, die aus zahllosen Quellen sprudelten, sollte er noch am Leben sein. Doch niemand wusste etwas Genaueres.
    So, wie niemand etwas Genaues über das Schicksal der Erde und ihrer Bewohner wusste.
    Leticron hatte offiziell bekannt gegeben, das Solsystem sei erobert worden und die Solarier habe ihre gerechte Strafe ereilt für ihre
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