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Silberband 046 - Der Todessatellit

Titel: Silberband 046 - Der Todessatellit
Autoren: Perry Rhodan
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Schmerz getrübt. Dennoch erkannten sie de Grazia.
    »Derbolav …!« hauchte der Sterbende kaum vernehmbar.
    Derbolav de Grazia runzelte die Stirn und lauschte dem Klang der Stimme nach.
    »Ich … bin's«, flüsterte der Sterbende. »Pray But…« Die Stimme erlosch. Der Sterbende hatte das Bewußtsein verloren.
    Derbolav öffnete die Hände und krampfte sie wieder zusammen.
    »Pray Butseh«, murmelte er betroffen.
    Pray Butseh, der gute ›Opa Pray‹, lag vor ihm. Und er würde sich niemals mehr aus eigener Kraft erheben können. Derbolav schloß die Augen. Er erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem seine Eltern beim Kampf gegen unorganisierte Piraten umgekommen waren. In ihrem zerschossenen Schiff waren sie vor Derbolavs Augen niedergemacht worden. Die Banditen hätten auch Derbolav de Grazia getötet, wenn Pray Butseh mit seiner Sippe nicht aufgetaucht wäre. Ein Jahr lang blieb Derbolav bei Butseh, bis die Überlebenden seiner Sippe den Kauf eines neuen Schiffes finanzieren konnten. Anschließend wurde Derbolav der Obhut seines Großvaters übergeben, doch der Kontakt zu Pray Butseh war erhalten geblieben, und im Scherz nannte der heutige Patriarch seinen Lebensretter von damals oft ›Opa Pray‹.
    »Du hast mich damals gerettet«, flüsterte er, »und ich komme heute zu spät.«
    Er zuckte zusammen, als Butseh sich bewegte. Der alte Patriarch der Butseh-Sippe stöhnte, dann öffnete er die Augen und sah Derbolav an.
    »Einmal ist jeder dran, mein Sohn«, sagte er mit völliger Klarheit.
    Er winkte ab, als Derbolavs Begleiter nach dem Medokasten griff.
    »Keine Betäubungsmittel! Laßt mich wenigstens bei vollem Bewußtsein hinübergehen. – Komm näher zu mir, Derbolav!«
    Derbolav de Grazia beugte sich über den Alten. Die Tränen rannen ihm über die Wangen; er machte sich nichts daraus.
    Pray lächelte plötzlich und scheinbar unmotiviert.
    »Ich freue mich, daß du es bist, der mich in meiner letzten Stunde besucht, mein Sohn.« Seine Lippen verzerrten sich unter einem Schmerzanfall. Aber er kämpfte den Schmerz nieder. »Ich habe nicht mehr viel Zeit. Deshalb werde ich mich kurz fassen. Hinter mir, in einer Kapsel aus Atronital-Compositum, findest du positronische Aufzeichnungen über einen Planeten namens Maverick und ein Mineral namens Ynkelonium-Erz, das sich als Veredlungskomponente zur Legierung mit Terkonitstahl eignet.«
    Pray Butseh schloß die Augen. Seine Kiefer mahlten knirschend aufeinander. Er litt unsagbare Schmerzen, aber er kämpfte sich noch einmal zur Oberfläche des Bewußtseins empor.
    »In der Zentrale liegen Proben einer Ynkelonium-Terkonit-Legierung, Derbolav. Diese Legierung besitzt die dreißigfache Festigkeit reinen Terkonitstahls; ihr Schmelzpunkt liegt bei etwa hunderttausend Grad Celsius.«
    Der Blick des Sterbenden trübte sich.
    »Ich schenke es dir, Derbolav. Mach's gut, mein Junge!«
    Die Gesichtszüge verzogen sich zu einem Lächeln, dann fiel der Kopf ruckartig zur Seite.
    Pray Butseh war tot.
    Derbolav de Grazia glaubte noch nichts von dem, was der alte Prospektor ihm berichtet hatte. Aber er hatte die Stahlplatten gesehen. Falls sich herausstellte, daß sie nicht aus dem seltenen Atronital-Compositum bestanden, dann …
    Derbolav kniete neben dem Toten nieder. Nach einer Weile erhob er sich, steckte die erwähnte Kapsel ein und erteilte über Helmfunk seine Befehle. Während seine Begleiter alles für die traditionelle Zerstörung des Wracks vorbereiteten, schwebte er noch einmal zur Kommandozentrale hinauf und nahm eine der Platten mit.

2.
    Mai 3432
    Derbolav de Grazia wachte mit einem Schrei auf.
    Sofort stellte der Schlaftank seine Bemühungen ein, die eingegebenen Befehle auszuführen.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?« fragte der Servocomputer höflich.
    Der Patriarch starrte in die beruhigend wirkenden Lichtmuster der Tankwände. Er erinnerte sich, daß er dem Computer vor dem Einschlafen befohlen hatte, ihn pünktlich um neun Uhr mit einer Eisluftdusche und anschließendem Infrarotlichtbad zu wecken.
    Deshalb also war der Traum anders verlaufen als die Wirklichkeit, dachte er. Denn es war Wirklichkeit, daß er vor etwa acht Wochen von der Raumhafenkontrolle des Dabrifa-Planeten Obsunthys abgewiesen worden war, daß man die ROSSA OBERA beschossen hatte und daß er später das Wrack eines Prospektorenschiffes und darin seinen väterlichen Freund Pray Butseh sterbend vorgefunden hatte.
    Dennoch blieb in Derbolavs verwirrtem Geist eine Spur von
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