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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Autoren: James Rollins
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stockdunkel, doch durch die Zeltwände flackerte rötlicher Feuerschein, der an der Ostseite des Flüchtlingslagers seinen Ursprung haben musste. Immer mehr Flammen tanzten über die vier Zeltwände.
    Ach Gott …
    Trotz seiner Panik war Jason sich darüber im Klaren, was da vor sich ging. Vor dem Flug nach Afrika hatte man ihn über die Lage informiert. Im Jahr zuvor waren andere Flüchtlingslager von den Rebellenstreitkräften der Tuareg angegriffen und die Nahrungsmittelvorräte geplündert worden. Nachdem der Preis für Reis und Mais sich in der Republik Mali verdreifacht hatte,
waren in der Hauptstadt Hungeraufstände ausgebrochen. Drei Millionen Menschen waren vom Hungertod bedroht.
    Deshalb war er hergekommen.
    Sein Vater sponserte das Farmprojekt, das man auf einer fünfundzwanzig Hektar großen Fläche an der Nordseite des Lagers hochgezogen hatte und das von der Viatus Corporation finanziert und von Biologen und Genetikern der Cornell University beaufsichtigt wurde. Auf dem ausgelaugten Boden der Versuchsfelder wurde gentechnisch veränderter Mais angebaut. Die ersten Felder waren vergangene Woche abgeerntet worden. Die Pflanzen benötigten nur ein Drittel der normalen Wassermenge. Offenbar war das den falschen Leuten zu Ohren gekommen.
    Jason stürzte ins Freie, barfuß. Am Abend zuvor war er mit Kakishorts und T-Shirt ins Bett gesunken. Draußen war der Feuerschein die einzige Lichtquelle.
    Offenbar waren die Generatoren ausgefallen.
    MG-Feuer und Schreie hallten durch die Dunkelheit. Schattengestalten huschten umher, verängstigte Flüchtlinge suchten Deckung. Da die Gewehrschüsse und das Geknatter der Maschinengewehre von allen Seiten kamen, wusste niemand, in welche Richtung er flüchten sollte.
    Jason wusste es.
    Krista hielt sich noch im Forschungszentrum auf. Vor drei Monaten hatte er sie in den Staaten bei der Vorbereitungsveranstaltung kennengelernt. Seit einem Monat schlüpften sie gemeinsam unter Jasons Moskitonetz. Gestern Abend aber war sie nicht gekommen. Sie hatte die Nacht über eine Gen-Analyse der frisch geernteten Maiskörner fertigstellen wollen.
    Er musste sie finden.
    Jason stemmte sich gegen den Strom und eilte zur Nordseite des Lagers. Wie befürchtet war das Gewehrfeuer dort am heftigsten und die Flammen am hellsten. Die Rebellen hatten es auf die Ernte abgesehen. Sollten sie die Ernte ruhig haben. Solange
sich ihnen niemand in den Weg stellte, bräuchte auch niemand zu sterben. Wenn sie den Mais hatten, würden sie ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht waren. Der Mais würde auf jeden Fall vernichtet werden. Solange die Untersuchungen nicht abgeschlossen waren, war er nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen.
    Als Jason um eine Ecke bog, stolperte er über die erste Leiche, einen Halbwüchsigen, der bäuchlings in der Gasse zwischen den primitiven Hütten lag, in denen die Menschen hier lebten. Der Junge war erschossen und dann zertrampelt worden. Jason krabbelte von der Leiche weg und richtete sich auf. Er rannte weiter.
    Nach einem panischen Hundert-Meter-Sprint hatte er den Nordrand des Lagers erreicht. Überall lagen Leichen, teilweise in Haufen, Männer, Frauen und Kinder. Das Lager hatte sich in ein Schlachthaus verwandelt. Die Wellblechhütten der Forschungsabteilung standen wie dunkle Schiffe in der westafrikanischen Savanne. Nirgendwo brannte Licht – da waren nur Flammen.
    Krista ...
    Jason war wie erstarrt. Er wollte weiterlaufen und verfluchte seine Feigheit. Doch er konnte sich nicht mehr bewegen. Tränen der Enttäuschung liefen ihm über die Wangen.
    Dann vernahm er hinter sich das Geräusch von Hubschraubern. Zwei Maschinen näherten sich im Tiefflug dem Lager. Das mussten die Regierungsstreitkräfte vom nahe gelegenen Stützpunkt sein. Die Viatus Corporation hatte eine Menge Dollars verteilt, um sich den Schutz des Militärs zu sichern.
    Jason stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Helikopter würden die Rebellen sicherlich verjagen. Mutiger geworden, trat er aufs Feld, hielt sich aber immer noch geduckt. Er wandte sich zur Rückseite der nächstgelegenen Wellblechhütte, die knapp hundert Meter entfernt war. Im tiefen Schatten
würde man ihn nicht sehen, und Kristas Labor befand sich in der angrenzenden Hütte. Er konnte nur hoffen, dass sie sich dort versteckt hatte.
    Als er die Hütte erreicht hatte, flammte hinter ihm blendend helles Licht auf. Vom vorderen Hubschrauber ging ein Scheinwerferstrahl aus, der über das Lager
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