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Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen

Titel: Sigma Force 06 - Das Flammenzeichen
Autoren: James Rollins
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betastete die verwitterten Kerben. Diese Zeichen waren ganz offensichtlich alt. Martin dachte an den Kutscher, der gemeint hatte, dieser Ort sei verflucht, ein ehemaliges Heiligtum der Kelten, deren große Steine noch immer im nebligen Hochland zu finden waren.
    Martin richtete sich auf. Offenbar hatte man einen dieser Steine nach Highglen geschafft und als Altar der Dorfkirche benutzt.
    »Wenn das nicht die Dorfbewohner waren, wie erklärst du dir das dann?«, fragte der Abt. Er trat vor die Wand hinter dem Altar und schwenkte den Arm vor dem großen Zeichen. Es war erst kürzlich gemalt worden, der bräunlich-roten Färbung nach zu schließen mit Blut. Es stellte einen geviertelten Kreis dar.
    Martin hatte solche Zeichen bereits auf Begräbnissteinen und alten Ruinen gesehen. Dies war das heilige Symbol der keltischen Priesterschaft.

    »Ein Heidenkreuz«, sagte Martin.
    »Auf der Insel haben wir es an sämtlichen Türen gefunden.«

    »Was hat das zu bedeuten?«
    Der Abt betastete seinen silbernen Kreuzanhänger. »Genau das hat der König befürchtet. Die Schlangen, die Irland geplagt haben, wurden vom heiligen Patrick von unserer Insel vertrieben und suchen nun diese Küste heim.«
    Martin wusste, dass der Abt sich auf die heidnischen Priester mit den schlangenartig gewundenen Stäben bezog – die Druidenanführer der alten Kelten. St. Patrick hatte die Heiden entweder bekehrt oder sie von der Insel vertrieben.
    Das war jedoch schon sechshundert Jahre her.
    Martin blickte durch die offene Kirchentür aufs ausgestorbene Dorf hinaus. Die Worte Girards gingen ihm durch den Kopf. Der Junge ist mit vollem Bauch verhungert .
    Das ergab alles keinen Sinn.
    Hinter ihm murmelte der Abt: »Das muss alles niedergebrannt werden. Das Erdreich ist besudelt.«
    Martin nickte, vermochte seine Beklommenheit aber nicht abzuschütteln. Ließ sich das Unheil wirklich mit Flammen vernichten? Er war sich nicht sicher, eines aber wusste er: Es war noch nicht vorbei.

    Gegenwart 8. Oktober, 23:55 Vatikanstadt
    PATER MARCO GIOVANNI verbarg sich in einem finsteren steinernen Wald.
    Die mächtigen Marmorsäulen stützten das Dach des Petersdoms und unterteilten die Bodenfläche in Kapellen, Gewölbe und Nischen. Der umschlossene Hohlraum war angefüllt mit künstlerischen Meisterwerken: mit Michelangelos Pietà, Berninis Baldachin, der Bronzestatue des heiligen Petrus. Marco wusste, dass er in dem steinernen Wald nicht allein war. Ein Jäger war hinter ihm her und lag auf der Lauer, wahrscheinlich nahe der Rückwand des Doms.
    Drei Stunden zuvor hatte er eine Nachricht von seinem ehemaligen Mentor an der Gregorianischen Universität in Rom erhalten, auch er Archäologe im Dienst der Kirche. Sein Kollege hatte ihn gebeten, sich um Mitternacht im Petersdom mit ihm zu treffen.
    Jetzt stellte sich heraus, dass es eine Falle gewesen war.
    Marco lehnte sich mit dem Rücken an die Säule, die rechte Hand hatte er unter den linken Arm gepresst. Seine linke Seite war nass von Blut. Er war an den Rippen verletzt. Warmes Blut rann über seine Finger. Mit der Linken umklammerte er den gesuchten Beweis, einen alten Lederbeutel, nicht größer als eine Geldbörse. Er hielt ihn fest, als wollte er ihn nie mehr loslassen.
    Als er die Haltung verlagerte und ins Kirchenschiff spähte, trat weiteres Blut aus. Es tropfte auf den Marmorboden. Er durfte nicht länger warten, sonst würde er zu schwach sein. Er sandte ein stummes Stoßgebet gen Himmel, drückte sich von der Säule ab und eilte durchs dunkle Kirchenschiff auf den Altar zu. Bei jedem Schritt verspürte er einen Stich in der Seite.
Doch er war nicht von einem Messer, sondern von einem Pfeil verletzt worden. Das Projektil hatte seine Flanke durchbohrt und war in der nächsten Bankreihe stecken geblieben. Der Pfeil war kurz, dick und schwarz. Ein stählerner Armbrustbolzen. Marco hatte ihn aufmerksam betrachtet. Am Ende saß eine kleine rote Leuchtdiode, die im Dunkeln wie ein Feuerauge funkelte.
    Da ihm nichts Besseres einfiel, flüchtete Marco geduckt. Er wusste, dass er wahrscheinlich sterben würde, doch das Geheimnis in seiner Hand war wichtiger als sein Leben. Er musste den Ausgang lebend erreichen, einen Schweizer Gardisten auf Patrouille finden und den Heiligen Stuhl warnen.
    Trotz seiner Schmerzen rannte er los.
    Der Papstaltar lag unmittelbar vor ihm. Der von Bernini entworfene Bronzebaldachin ruhte auf gewundenen Säulen. Marco näherte sich der linken Säule und dem dahinter liegenden
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