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Sigma Force 02 - Feuermönche

Titel: Sigma Force 02 - Feuermönche
Autoren: James Rollins
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mehr; ihm verschwamm die Sicht.
    Hilfe suchend wandte er den Kopf zu Mandy um.
    Sie hielt immer noch seine Hand umklammert, hatte den Kopf aber in den Nacken gelegt und den Mund weit geöffnet.
    » Mandy … «
    Aus den Augenwinkeln sah er, dass die anderen Gläubigen in der gleichen merkwürdigen Pose verharrten. Mandys Hand begann zu zittern, vibrierte wie eine Lautsprechermembran. Sie atmete nicht mehr. Dann zuckte sie am ganzen Leib und versteifte sich. Bevor sich ihre Hand löste, sprang von ihren Fingerspitzen ein Stromschlag über.
    Erschrocken richtete er sich auf.
    Aus Mandys offenem Mund kam eine dünne Rauchfahne.
    Ihre Augen zeigten das Weiße, waren an den Rändern aber bereits schwarz verkohlt.
    Sie war tot.
    Gelähmt vor Entsetzen ließ Jason den Blick durch die Kathedrale schweifen. Überall das gleiche Bild. Nur wenige waren ungeschoren davongekommen. Zwei kleine Kinder, zwischen ihren Eltern eingezwängt, jammerten und heulten. Jason fiel auf, dass die Überlebenden eine Gemeinsamkeit aufwiesen. Sie hatten alle nicht die heilige Kommunion empfangen.
    Wie er.
    Er wich in den Schatten an der Wand zurück. Bislang war er nicht bemerkt worden. Mit dem Rücken ertastete er eine Tür, die von den Mönchen nicht bewacht wurde. Keine richtige Tür.
    Jason zog sie so weit auf, dass er sich in den Beichtstuhl zwängen konnte.
    Er fiel auf die Knie nieder, machte sich ganz klein, schlang die Arme um die Brust.
    Unwillkürlich betete er.
    Dann auf einmal hörte es auf. Er spürte es im Kopf. Eine Ar t K nall. Der Druck verflüchtigte sich. Die Kathedralenwände dehnten sich seufzend aus.
    Er weinte. Kalte Tränen rannen ihm über die Wangen.
    Er wagte es, durch ein Loch in der Beichtstuhltür nach draußen zu spähen.
    Er hatte freie Sicht auf das Mittelschiff und den Altar. Es stank nach verbranntem Haar. Noch immer hallte Wehgeschrei von den Wänden wider, doch es kam nur noch von einer Hand voll Gläubigen. Ein Mann, der abgerissenen Kleidung nach zu schließen offenbar ein Obdachloser, stolperte aus der Kirchenbank hervor und rannte das Seitenschiff entlang. Er kam nicht mal zehn Schritte weit, da wurde er am Hinterkopf getroffen. Von einem einzelnen Schuss. Er fiel der Länge nach hin.
    O Gott … O Gott …
    Jason unterdrückte ein Schluchzen und fasste den Altar in den Blick.
    Vier Mönche hoben den Sarkophag aus dem geborstenen Glaskasten heraus. Die Leiche des Priesters wurde vom Altar geschoben und durch den Reliquienschrein ersetzt. Der Anführer holte einen großen Sack unter seinem Umhang hervor. Die Mönche öffneten den Deckel des Schreins und füllten dessen Inhalt in den Sack. Als sie fertig waren, wurde der unermesslich wertvolle Sarkophag achtlos auf den Boden gekippt.
    Der Anführer schulterte den Sack und schritt mit den gestohlenen Reliquien durchs Mittelschiff.
    Der Erzbischof rief ihn an. Wiederum auf Latein. Es hörte sich an wie ein Fluch.
    Der Mann schwenkte lediglich den Arm.
    Einer der Mönche trat hinter den Erzbischof und setzte ihm eine Pistole an den Hinterkopf.
    Jason duckte sich, wollte nicht mehr hinsehen.
    Er schloss die Augen. Weitere Schüsse hallten durch die Kathedrale. Sporadische Schüsse. Das Schreien brach jäh ab. Der Tod ging in der Kathedrale um; die Mönche töteten die letzten Überlebenden.
    Jason betete mit geschlossenen Augen.
    Gerade eben hatte er das Wappen auf dem Rock des Anführers gesehen. Als der Mann die Arme hob, hatte sich der schwarze Umhang geteilt, und darunter war ein scharlachrotes Wappen zum Vorschein gekommen: ein zusammengerollter Drache, der sich den Schwanz um den Hals geschlungen hatte. Jason hatte das Zeichen noch nie gesehen, doch es wirkte fremdartig, eher persisch als europäisch.
    Außerhalb des Beichtstuhls herrschte Totenstille.
    Schwere Schritte näherten sich Jasons Versteck.
    Er kniff die Augen zusammen, sperrte sich gegen das Grauen, gegen die Unverfrorenheit, gegen das Sakrileg.
    Alles nur wegen eines Sacks voll Knochen.
    Obwohl der Dom als Behältnis für die Gebeine errichtet worden war und sich zahllose Könige davor verneigt hatten, obwohl jede Messe eine Feier der vor langer Zeit Verstorbenen war – eine Feier der Heiligen Drei Könige –, stellte sich Jason vor allem eine Frage: Warum?
    In der ganzen Kathedrale gab es Darstellungen der Heiligen Drei Könige, ausgeführt in Stein, Glas und Gold. Auf einem auf Holz gemalten Bild waren die drei Weisen aus dem Morgenland dargestellt, wie sie, geleitet vom Stern von
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