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Sigma Force 02 - Feuermönche

Titel: Sigma Force 02 - Feuermönche
Autoren: James Rollins
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    Jason folgte ihr. Als er in den eigentlichen Kirchenraum gelangte, machte seine Verlegenheit Ehrfurcht Platz. Obwohl er den Dom bereits besichtigt und sich mit dessen Geschichte und Eigenheiten vertraut gemacht hatte, schlug die Magie des Raums ihn abermals in den Bann. Vor ihm erstreckte sich das lange Mittelschiff fast einhundertzwanzig Meter weit, unterteilt von einem hundert Meter langen Querschiff, das mit dem Altar in der Mitte ein Kreuz bildete.
    Doch es waren weniger die Länge und Breite der Kathedrale, die ihn überwältigten, als vielmehr deren unglaubliche Höhe . Sein Blick wurde immer weiter in die Höhe gelenkt, geleitet von Spitzbogen, hohen Säulen und dem gewölbten Dach. Von zahllosen Kerzen kräuselten sich dünne Rauchspiralen empor und segelten himmelwärts, während das flackernde Licht von den Wänden reflektiert wurde. Schwerer Weihrauchduft lag in der Luft.
    Mandy führte ihn zum Altar. Das Querschiff war zu beiden Seiten mit Seilen abgesperrt, doch im Mittelschiff waren noch genug Plätze frei.
    » Wie wär ’ s da? «, sagte sie und blieb in der Mitte des Gangs stehen. In ihrem Lächeln mischten sich Dankbarkeit und Scheu.
    Er nickte. Ihre schlichte Schönheit verschlug ihm die Sprache – eine Madonna in Schwarz.
    Mandy fasste Jason bei der Hand und zog ihn an die Wand , zum Ende der Kirchenbank. Er setzte sich, froh darüber, dass sie hier nicht so exponiert waren.
    Mandy ließ seine Hand nicht los. Er spürte die Wärme ihrer Handfläche.
    Die Nacht hellte sich eindeutig auf.
    Schließlich ertönte ein Glöckchen, und der Chor hob an zu singen. Die Messe hatte begonnen. Jason machte Mandy alles nach: aufstehen, niederknien und sich setzen in einem kunstvollen Ballett des Glaubens. Er verstand nichts, doch das prachtvolle Schauspiel schlug ihn in den Bann: die Priester in den langen Gewändern, die qualmende Weihrauchkessel schwenkten, die Prozession, die das Erscheinen des mit der hohen Mitra und dem goldverzierten Messgewand bekleideten Erzbischofs ankündigte, die von Chor und Gläubigen gesungenen Lieder, der Kerzenschein.
    Die Kunstwerke waren ebenso Teil der Zeremonie wie die Gläubigen. Eine Holzfigur, die Maria mit dem Jesuskind darstellte und Mailänder Madonna genannt wurde, leuchtete vor Alter und Anmut. Auf der anderen Seite des Mittelgangs hielt eine Marmorstatue des heiligen Christopherus ein selig lächelndes kleines Kind auf den Armen. Und alles wurde überragt von den gewaltigen dunklen Bleiglasfenstern, in denen sich der Kerzenschein widerspiegelte, der gewöhnliches Glas in Juwelen verwandelte.
    Kein Kunstwerk aber war spektakulärer als der goldene, von Glas und Metall umschlossene Sarkophag hinter dem Altar. Der Schrein, der eine kleine Kirche darstellte und nicht größer war als ein großer Baumstumpf, war das Prunkstück der Kathedrale, der Grund für den Bau dieses gewaltigen Hauses der Anbetung, der Brennpunkt des Glaubens und der Kunst. Er barg die heiligsten Reliquien der Kirche. Der Schrein aus reinem Gold war noch vor der Grundsteinlegung der Kirche angefertigt worden. Entworfen im dreizehnten Jahrhundert von Nicolas von Verdun, galt der Sarkophag als das wertvollste Zeugnis mittelalterlicher Goldschmiedekunst.
    Während Jason seine Beobachtungen fortsetzte, näherte die Messe sich mit Glöckchengeläut und Gebeten allmählich dem Ende. Schließlich kam die Kommunion, das Brechen des eucharistischen Brotes. Die Gläubigen erhoben sich langsam von den Kirchenbänken und gingen nach vorn, um Jesu Leib und Blut zu empfangen.
    Auch Mandy stand auf und ließ seine Hand los. » Ich bin gleich wieder da «, flüsterte sie.
    Jason beobachtete, wie die Bank sich leerte und die Prozession sich langsam dem Altar näherte. Während er ungeduldig Mandys Rückkehr erwartete, stand er auf und streckte ein wenig die Beine. Er nutzte die Unterbrechung, um die Statue neben einem der Beichtstühle zu betrachten. Jetzt, da er stand, bedauerte er, dass er auch noch die dritte Coladose leer getrunken hatte. Er blickte sich zum Vorraum um, denn dort war eine Besuchertoilette.
    Jason sah die Mönche, die soeben durch die schwarzen Türen hindurch in die Kathedrale traten, somit als Erster. Obwohl sie alle lange, an der Hüfte gegürtete Kutten mit Kapuzen trugen, kam Jason etwas an ihnen merkwürdig vor. Sie bewegten sich zu schnell, schlüpften mit geradezu militärischer Präzision in den Schatten.
    War das der Abschluss des Schauspiels?
    Als er sich in der Kathedrale
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