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Sigma Force 02 - Feuermönche

Titel: Sigma Force 02 - Feuermönche
Autoren: James Rollins
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Händen ab. Sie saßen auf dem schmalen Rasenstreifen, der den Domvorplatz einfasste. Er umgab die gotische Kathedrale, den Kölner Dom. Das imposante Bauwerk beherrschte die ganze Stadt.
    Jason blickte zu den beiden Türmen auf, geschmückt mit Steinfiguren und verschwenderisch verziert mit Marmorreliefs, die teils religiöse, teils weltliche Themen darstellten. Jetzt bei Nacht waren sie beleuchtet und wirkten irgendwie unheimlich, als wäre etwas Uraltes, etwas, das nicht von dieser Welt war, aus der Tiefe des Erdreichs aufgestiegen.
    Während sie der blechernen Musik aus dem iPod lauschten, beobachtete Jason Mandy. Sie besuchten beide das Boston College und reisten in den Sommerferien mit dem Rucksack durch Deutschland und Österreich. Begleitet wurden sie von zwei Freunden, Brenda und Karl, doch die interessierten sich mehr für die Kneipen als für die Mitternachtsmesse. Mandy hingegen war römischkatholisch aufgewachsen. Im Dom gab es nur an einigen wenigen Ferientagen Mitternachtsmessen, die vom Erzbischof von Köln persönlich abgehalten wurden. Das galt auch für das heutige Hochamt. Mandy wollte das Ereignis auf keinen Fall versäumen.
    Obwohl Jason protestantisch war, hatte er eingewilligt, sie zu begleiten.
    Während sie darauf warteten, dass es Mitternacht wurde, wiegte Mandy den Kopf im Rhythmus der Musik. Jason gefiel es, wie ihr Pony hin- und herschwang und wie ihre Unterlippe hervortrat, während sie sich auf die Musik konzentrierte. Auf einmal spürte er eine Berührung. Mandys Arm streifte an seiner Hand. Ihr Blick blieb jedoch auf den Dom gerichtet.
    Jason hielt den Atem an.
    In den vergangenen zehn Tagen waren sie immer häufiger miteinander allein gewesen. Vor der Reise waren sie lediglich gute Bekannte gewesen. Mandy war seit der High-School Brendas beste Freundin, und Karl teilte sich mit Jason ein Zimmer im Wohnheim. Die anderen beiden, seit kurzem ein Liebespaar, hatten nicht allein reisen wollen, weil sie fürchteten, ihre unerprobte Beziehung könnte unterwegs Schaden nehmen.
    Dem war jedoch nicht so gewesen.
    Deshalb gingen Jason und Mandy häufig allein auf Besichtigungstour.
    Nicht dass Jason das bedauert hätte. Auf dem College studierte er Kunstgeschichte. Mandy hatte Europakunde als Hauptfach belegt. Hier gewannen die akademischen Lehrbücher Saft und Kraft, Gewicht und Substanz. Da sie beide empfänglich waren für den Reiz des Neuen, kamen sie gut miteinander aus.
    Jason sah ihren Arm nicht an, schob die Finger aber näher an ihre Hand heran. War es um sie herum nicht ein bisschen heller geworden?
    Bedauerlicherweise endete der Song allzu früh. Mandy straffte sich, zog die Hand weg und nahm die Ohrhörer ab.
    » Wir sollten allmählich reingehen «, flüsterte sie und nickte zu den Menschen hinüber, die durch die offene Domtür strömten. Sie richtete sich auf und knöpfte die schwarze Kostümjacke zu, die sie über dem bunten T-Shirt trug.
    Jason trat neben sie, während sie den knöchellangen Rock glättete und sich die pinkfarbenen Haarspitzen hinter die Ohren streifte. Im Handumdrehen verwandelte sie sich von einer etwas abgerissenen Studentin in ein gesetztes katholisches Schulmädchen.
    Jason verschlug die plötzliche Wandlung den Atem. Mit seiner schwarzen Jeans und der hellen Jacke kam er sich auf einmal für den Anlass unpassend gekleidet vor.
    » Du siehst gut aus «, sagte Mandy, als hätte sie seine Gedanken gelesen.
    » Danke «, murmelte er.
    Sie sammelten ihre Sachen ein, warfen die leeren Coladosen in einen Abfallbehälter und überquerten den gepflasterten Domplatz.
    » Guten Abend «, begrüßte sie ein schwarz berockter Geistlicher am Eingang. » Willkommen. «
    » Danke «, murmelte Mandy.
    Flackernder Kerzenschein fiel aus der offenen Tür. Er verstärkte den Eindruck von Alter und Würde. Bei der Dombesichtigung früher am Tag hatte Jason erfahren, dass der Grundstein der Kathedrale im dreizehnten Jahrhundert geleg t w orden war. Sich eine solche Zeitspanne vorzustellen fiel ihm schwer.
    In Kerzenschein gebadet näherte Jason sich den massiven, mit Schnitzereien verzierten Türen und folgte Mandy in den Vorraum. Sie tauchte die Finger in ein Weihwasserbecken und bekreuzigte sich. Jason war sich seines Unglaubens peinlich bewusst. Er war hier ein Eindringling, ein Störenfried. Er fürchtete, einen Fehler zu machen und sich und Mandy in Verlegenheit zu bringen.
    » Komm mit «, sagte Mandy. » Ich möchte einen guten Platz haben, aber auch nicht zu weit vorn.
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