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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben
Autoren: A Aschberg
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wir
sind an den Gewinnen beteiligt.“
    „Und Ihr Job ist es, dass die in Zukunft wieder stärker
sprudeln“, erklärte Müller. „Oder dass es zumindest den Anschein hat. Solange,
bis wir unsere Anteile gewinnbringend im Markt untergebracht haben, denn wir
wollen uns von dem Invest wieder trennen. Gewinnbringend natürlich. Wir sind ja
schließlich eine Bank. Wir bieten Ihnen einen 12-Monatsvertrag, ein
vernünftiges Gehalt und ein Dienstwagen ist auch mit im Paket. Was sagen Sie?“
    Es war wie im Traum. Und immerhin war Marketing mein
Schwerpunktthema im Vordiplom gewesen.
    „Opel oder BMW?“, wollte ich wissen.
    Müller grinste. „Wenn Sie Ihren Job so forsch erledigen, wie
Ihren Auftritt hier, ist auch ein BMW drin. Vielleicht nicht gerade der
Siebener.“ Er lachte. Ihm schien meine Art zu gefallen.
    Ich stimmte in sein Lachen ein. Bundschuh versuchte ein solidarisches
Lächeln, ohne die Mundwinkel in Mitleidenschaft zu ziehen. Bei ihm schien ich
nicht so gut anzukommen, wie bei seinem Chef. Nun, besser als umgekehrt.
    Wir standen auf und schüttelten uns die Hände. Wir hatten
einen Deal. Wer sagte denn, dass man als Schreiberling nicht an tolle Jobs herankommen
konnte? Der Bestseller würde noch ein wenig warten müssen. Jetzt begann erstmal
mein Leben in der Glitzerwelt des Big Business. Unendliche Weiten, die ihrer
Erschließung harrten.
    Spock würde wegen der Formalien in den nächsten Tagen auf
mich zukommen. Beschwingt verließ ich den Raum. An der Rezeption hatte die
Traumfrau wieder Stellung bezogen, um Gäste zu betören. Ich wollte schon
verschämt meinen Blick senken, wie es im Angesicht schöner Frauen leider
manchmal meine Angewohnheit war. Aber hey – ich hatte gerade ein neues Leben
begonnen. Ich blinzelte sie also an und fragte, ob ich sie vielleicht einmal
anrufen dürfe. Sie lächelte. Also lächelte ich auch. Es war gar nicht so
schwer. Sie schrieb ihre Telefonnummer auf einen Zettel und drückte ihn mir in
die Hand. Ohne ein Wort zu verlieren. Perfekt.
    Ich trat ins Freie. Unter mir knirschten die goldenen
Kiesel. Über mir strahlte ein montegoblauer Himmel. Was für ein Tag!

     

 
Leben Nr. 2: Bewerber Ein
Leben als Personalreferent

     
    Ich saß gerne an meinem Schreibtisch. War eben ein schöner
Tisch. Erle furniert, mit Sichtblende für die Beine und mattierten Chromfüßen.
Die passten prima zu den verchromten Regalen und den pfiffigen Chromschwinger
mit Lederpolster an dem kleinen Besprechungstisch neben der Yucca-Palme.
    Auf die Chromschwinger war ich besonders stolz. Heute wären
die so nicht mehr zu bekommen, schon gar nicht mit Lederpolster. Tatsächlich
mußte ich sie erst vor ein paar Wochen mit Klauen und Zähnen verteidigen, als
im Rahmen des neuen Sparprogramms auch die Richtlinien für Büromöbel
überarbeitet wurden. Wo war denn da der Spareffekt, bereits vorhandene Stühle
gegen neue auszutauschen? Selbst wenn die nur ein Bruchteil der alten Stühle
kosteten. Was man ihnen übrigens auch ansah.
    Da gab es wirklich andere Bereiche in unserem Konzern, wo
man mal mit dem Sparen anfangen konnte. Aber wozu aufregen? Schließlich mochte
ich meinen Job und mein Büro - auch wenn ich in ruhigen Momenten manchmal dem
Gedanken nachhing, ob Massivholz nicht doch besser gewesen wäre als bloß Furnier.
Vielleicht Vogelaugenahorn? War letztlich auch egal. Trotz meiner Affinität zum
Marketing und allem, was damit zusammen hing, wäre ich der Letzte, der zuviel
Energie auf Äußerlichkeiten verschwenden würde.
    Ich hatte die Tür zu meinem Vorzimmer geschlossen. Ein
Zeichen für unsere Sekretärin Sabine, dass ich konzentriert arbeiten und nicht
gestört werden wollte. Vor mir auf dem Schreibtisch lag ein einzelnes Blatt
Papier, auf das ich mehrfach meinen Namenszug geworfen hatte. Ich dachte
ernsthaft darüber nach, mir einen Zweitbuchstaben zuzulegen.
    Am besten wäre natürlich ein Doktortitel. Aber das wäre
ziemlich aufwändig geworden, zumal ohne abgeschlossenes Studium. Das hatte ich
nach dem Vordiplom abgebrochen. Ursprünglich, um mich der Kunst des Schreibens
zu widmen, sehr schnell aber, um mich der ebenso faszinierenden Kunst des
unverhofften Geldverdienens zuzuwenden. Was meinen persönlichen Finanzstatus
anging, konnte ich eigentlich ganz zufrieden sein, auch ohne Diplom oder
Doktor.
    Trotzdem brachte ich probehalber einige ‘Dr. Andreas
Aschberg’ zu Papier. Einfach, um es auf mich wirken zu lassen. Die Wirkung war
beachtlich. Ganz erstaunlich, was so zwei
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