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Sieben auf einen Streich

Sieben auf einen Streich

Titel: Sieben auf einen Streich
Autoren: Amei Müller
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antwortete
Klaus-Peter mit Bestimmtheit, »wir sind schließlich erwachsene Menschen, nicht
wahr, Gitti?«
    Dann zückte er erneut einen schwarzen
Dreier und blockierte damit die Karten. Gitti krümmte sich wie eine Katze vor
dem Sprung. Ich wich hinter Manfreds Rücken zurück, denn ich kannte diese ihre
Ausgangsstellung. Gleich würde sie vorwärts stürzen, Gitti, erprobt und
gestählt in jahrelangem Kampf mit drei älteren Brüdern. Zuletzt war sie immer
Siegerin geblieben, schreckte sie doch vor keinem Kampfmittel zurück. Sie biß
und kniff und tat all das, was große Brüder ihren kleinen Schwestern niemals
mit gleicher Münze heimzahlen dürfen. Also gingen die Brüder Gefechten mit der
streitbaren Person tunlichst aus dem Weg. Klaus-Peter aber ahnte offenbar
nicht, auf welch gefährlichen Boden er sich begab mit all den Dreiern und
überheblichen Lachern.
    »Du kommst dran, Gitti«, sagte er
jetzt, breite Schadenfreude auf den Zügen.
    Sie folgte seiner Aufforderung, sprang
hoch, wölbte die Brust heraus und schmetterte: »Schlof wohl, do Hömmölsknöblein
do...«
    »Pscht! Willst du wohl still sein!«
Drei Brüder stürzten herbei und versuchten, sie zum Schweigen zu bringen, aber
zuviel hatte sich aufgestaut in ihrem Busen und drängte mächtig hinaus. Sie
sang mit einem so gewaltigen Volumen und Vibrato, wie wir es in dieser Art noch
nie von ihr erlebt hatten. Dann sank sie nieder auf ihren Stuhl, erleichtert,
gelockert. Klaus-Peter aber stand auf, verkrampft, verstört.
    »Ich geh’ jetzt!« sprach er. »Kommst
du?«
    »Nein!« antwortete sie und war zu ihrem
alten Selbst zurückgekehrt.
    Manfred erhob sich als zweiter in der
Runde.
    »Ich bin schrecklich müde.«
    »Aber der Abend hat doch gerade erst
angefangen!«
    »Für euch vielleicht, ihr Nachtkrabben!
Für mich ist er schon lange vorbei. Gute Nacht!«
    Mit diesen Worten gab er das
Aufbruchssignal für die drei letzten Abendmuffel, Julia, Vera und Florian. Sie
erwachten vom Dämmerschlaf, in den sie bereits gesunken, winkten einen müden
Abschiedsgruß und tappten hinter Manfred her die Treppe hinauf.
    Sie hatten schon beinahe ausgeschlafen,
als wir unten die Spiele zusammenpackten und nach oben schlichen. Beate zog
ihre schlafende Tochter von der Fensterbank und hinter uns her die Treppe
hinauf.
    »Ich will meine Kassetten hören«,
murmelte diese.
    »Aber nicht bei mir im Zimmer!«
zischelte Fränzchen zurück. »Ich kann Popmusik nicht ausstehen!«
    Beide Damen funkelten sich zornig an,
dann fiel die Tür hinter ihnen ins Schloß.
    Trotz aller Bemühungen gelang das
Insbettgehen nicht ganz so leise wie erwünscht. Christoph fiel der Marotte
seines Schrankes zum Opfer. Als er die Zimmertür schloß, öffnete sich die des
Schrankes und schlug dem ahnungslos Weitertappenden heftig auf die Nase. Er
schimpfte und meinte, Julia hätte ihm diesen Possen angetan.
    Stefan, ängstlich bestrebt, seinen
Sprößling nicht aufzuwecken, zog vor dem Zimmer die Schuhe aus und schlich auf
Strümpfen und Zehenspitzen hinein ins stille Schlafgemach. Dort stolperte er
über einen Stuhl, worauf man Wubbels krähendes Stimmchen hörte. Er verlangte
nach einem Säftle und einem Schlafplatz im elterlichen Bett.
    Am meisten Ärger aber hatten Andreas
und Mathias, die ihren Schlüssel in die verkehrte Tür zu stecken suchten und
nicht verstehen konnten, warum er nicht passen wollte. Sie rumorten und
drückten an der Türklinke, bis schließlich ein fremder Herr im Schlafanzug die
Türe von innen aufriß und sie zornig aufforderte, ihres Weges zu gehen und sein
Zimmer zu meiden.
    »Mir hen gmeint, ‘s wär unsers.
Tschuldigung!«
    »Schert euch!« schrie der Herr, warf
die Tür zu, und da sein Weib, oder was immer es war, nun heftig zu klagen
anhob, vergaß er den Schlüssel wieder umzudrehen.

Tropfender
Wasserhahn und zorniger Rauschgoldengel
     
     
    So fand Wubbel freien Einlaß, als er
morgens um sieben Uhr der Obhut seiner Eltern entkam und
auf Wecktour ging.
    »Los! Raus! Mit Wubbel schpielen!«
    Er riß aus Leibeskräften an der
Bettdecke, worauf der fremde Herr hochfuhr, mit beiden Beinen zugleich aus dem
Bett sprang und sich auf ihn zu werfen suchte.
    »Du bitterböser Bursche! Willst du wohl
machen, daß du rauskommst!«
    Es hätte der Aufforderung nicht
bedurft. Wubbel, zu Tode erschrocken, stürzte hinaus und brach auf dem Gang in
jämmerliches Geheul aus: »Mami, Papi! Da is wer! Hu, ha, ein Mann!«
    Die Zimmertüren öffneten sich, und
verschlafene
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