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Sie

Titel: Sie
Autoren: Stephen King
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bekannt vorkamen! Ich dachte mir, vielleicht …«

    … den alten Camaro aus dem Parkhaus zu holen und einfach nach Westen zu fahren, anstatt das Flugzeug zu nehmen. Was zum Teufel erwartete ihn schon in New York? Die Stadtwohnung, verlassen, kahl, abweisend, möglicherweise ausgeraubt. Scheiß drauf!, dachte er und trank noch mehr Champagner. Nach Westen, junger Mann, nach Westen! Der Einfall war so verrückt gewesen, dass er irgendwie schon wieder Sinn ergab. Nichts mitnehmen als etwas Wechselkleidung und sein …
    »… Tasche, die ich gefunden habe. Die habe ich auch eingeladen, aber sonst habe ich nichts gesehen, und ich hatte Angst, Sie könnten mir wegsterben oder so, also heizte ich meiner Old Bessie ordentlich ein und brachte …«
    … Manuskript von Schnelle Autos , und dann ab nach Vegas oder Reno oder vielleicht sogar in die Stadt der Engel. Er erinnerte sich auch daran, dass ihm der Einfall anfangs ein wenig albern vorgekommen war - eine Reise, die der Junge von vierundzwanzig Jahren, der er gewesen war, als er seinen ersten Roman verkauft hatte, vielleicht unternommen hätte, aber doch nicht ein Mann, dessen vierzigster Geburtstag schon zwei Jahre zurücklag. Nach einigen weiteren Gläsern Champagner erschien der Einfall überhaupt nicht mehr albern. Er wirkte beinahe nobel. Eine Art Große Odyssee nach Irgendwo, eine Methode, sich nach den Fantasiegefilden des Romans wieder an die Wirklichkeit zu gewöhnen. Und so war er …
    »… vollkommen ohne Besinnung! Ich war mir sicher, dass Sie sterben würden … Ich meine, ich war mir sicher! Daher zog ich Ihre Brieftasche aus Ihrer Hosentasche, holte den Führerschein heraus und sah den Namen, Paul Sheldon , und ich dachte mir: ›Oh, das muss ein Zufall sein‹,
aber das Bild auf dem Führerschein sah auch wie Sie aus, und da bekam ich solche Angst, dass ich am Küchentisch Platz nehmen musste. Zuerst dachte ich, ich würde ohnmächtig werden. Nach einer Weile fing ich an zu überlegen, dass das Bild vielleicht auch nur ein Zufall war - diese Führerscheinfotos sehen ja nie jemandem ähnlich -, aber dann fand ich Ihre Mitgliedskarte der Writers Guild und eine vom P.E.N., und da wusste ich, Sie waren …«
    … in Schwierigkeiten geraten, als es anfing zu schneien, aber lange vorher war er noch in die Bar des Boulderado gegangen und hatte George zwanzig Dollar Trinkgeld gegeben, damit er ihm eine zweite Flasche Dom besorgte, und die hatte er getrunken, während er auf der I-70 in die Rockies fuhr, unter einem metallgrauen Himmel, und irgendwo östlich vom Eisenhower-Tunnel war er von der Schnellstraße abgebogen, weil die Straßen frei und trocken waren, der Sturm nach Süden abdrehte, also zum Teufel damit, und er Angst vor dem gottverdammten Tunnel hatte. Er hatte eine alte Bo-Diddley-Aufnahme auf dem Kassettenrekorder unter dem Armaturenbrett abgespielt, und daher hörte er kein Radio, bis schließlich der Camaro ernstlich anfing zu rutschen und zu schlittern, und erst da wurde ihm klar, dass es sich hier nicht um einen harmlosen Inlandwind handelte, sondern um die Ausläufer des Sturms. Vielleicht zog der Sturm doch nicht nach Süden ab; vielleicht raste der Sturm direkt auf ihn zu, und er steckte bis über beide Ohren in Schwierigkeiten,
    (so wie du jetzt in Schwierigkeiten steckst)
    aber er war gerade betrunken genug gewesen zu glauben, dass er ihm noch entkommen konnte. Daher hatte er nicht in Cana angehalten und nach einer Unterkunft gesucht,
sondern war weitergefahren. Er erinnerte sich daran, wie sich der Nachmittag in stumpfe, chromgraue Eintönigkeit verwandelt hatte. Er erinnerte sich daran, wie die Wirkung des Champagners nachließ. Er erinnerte sich daran, wie er sich nach vorn gebeugt hatte, um die Zigarettenpackung vom Armaturenbrett zu nehmen, und da begann er endgültig zu rutschen, er versuchte gegenzulenken, aber es wurde immer schlimmer; er erinnerte sich an ein lautes, dumpfes Poltern, und dann tauschten das Oben und Unten der Welt die Plätze. Er hatte …
    »… geschrien! Und als ich Sie schreien hörte, da wusste ich, dass Sie überleben würden. Sterbende schreien selten. Sie haben nicht die Energie dazu. Das weiß ich. Ich beschloss dafür zu sorgen , dass Sie überleben . Also holte ich meine schmerzstillenden Medikamente und brachte Sie dazu, welche einzunehmen. Danach sind Sie eingeschlafen. Als Sie erwachten, fingen Sie wieder an zu schreien, und ich gab Ihnen mehr. Eine Weile hatten Sie Fieber, aber das habe ich auch
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