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Short Stories (German Edition)

Short Stories (German Edition)

Titel: Short Stories (German Edition)
Autoren: Gerry Stratmann
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oder virtuelle Bücher lesen, damit verbrachte ich meine Zeit.

Zu Anfang hast du gefragt, mit welchen Leuten ich stundenlange Gespräche führte. Worüber wir reden würden, was mich daran so faszinierte.
Keine gute Frage.
Sollte ich dir erzählen, dass ich mit gesichtslosen Personen intime Kontakte pflegte?
Würdest du verstehen, dass ich mich an dieses Leben gewöhnt hatte?
Dass ich meine Gefühle lieber an Illusionen verschenkte, als in der wirklichen Welt Zurückweisung zu erfahren?
Wohl kaum. Dafür warst du zu besitzergreifend.
Hätte ich dir sagen sollen, dass ich all meine Liebe an ein unbekanntes Wesen verschenkte?
Du hattest ja nie Anspruch auf meine Liebe erhoben, wolltest stets nur meinen Körper.

Mein reales Leben drehte sich um dich.
Alles, was du wolltest, wurde gemacht.
Tanzen gehen, Freunde besuchen, Partys feiern.
Begehrte ich dagegen auf, brachtest du sämtliche Überredungskünste zum Einsatz.
„Bitte, lass uns gehen. Es macht doch Spaß, mit unseren Freunden unterwegs zu sein.“
Deinem unwiderstehlichen Lächeln, dem bettelnden Blick aus diesen Augen, die mich immer wieder schwach werden ließen, hatte ich nichts entgegenzusetzen.
Also unterwarf ich mich dir.
Auch wenn ich nicht gerne zu diesen Treffen ging.
Es waren deine Freunde, keinesfalls unsere. Meine Intervention dagegen hast du nie zur Kenntnis genommen. Dich machte es glücklich, wenn du an meiner Seite den Macho geben konntest.

Erstaunlich fand ich allerdings, dass du mich mit Krallen und Zähnen verteidigtest.
Jedem zeigtest du sofort, dass ich dein Eigentum war. Sei es durch liebevolle Berührungen oder zärtliche Küsse. Sprach mich ein anderer Mann an, warst du sofort zur Stelle, legtest deine Arme um mich und machtest klar, dass ich nicht zu haben war.
Dein Verhalten verwirrte mich.
In der Öffentlichkeit strahltest du mich mit blitzenden Augen an. Warst ständig um mich bemüht. Machtest mir Komplimente, flüstertest mir liebevolle Worte zu.
Anfangs keimte Hoffnung in mir, dass es von deiner Seite nicht nur Besitzdenken war. Der Funke wurde immer wieder erstickt, bis nur noch kalte Asche übrig blieb.

In der Abgeschiedenheit unserer Wohnung war von deinem Verhalten nichts mehr übrig. Wir aßen gemeinsam, unterhielten uns kurz über die Ereignisse des Tages.
Manchmal sahen wir zusammen einen Film an, aber meist gingen wir unseren eigenen Beschäftigungen nach.
Nur nachts kamen deine Gefühle zum Vorschein.

Besonders intensiv brachtest du sie zum Ausdruck, wenn ich schweißgebadet aus meinen Albträumen hochschreckte.
Tröstend hieltest du mich umfangen, strichst beruhigend über meinen Rücken.
„Ich bin da. Du wirst nie wieder allein aufwachen. Ich werde immer in deiner Nähe sein und die Dämonen vertreiben.“
In diesen Momenten fühlte ich mich dir unglaublich nah.
Meine Gefühle wurden intensiver. Etwas veränderte sich tief in mir.
Vertrauensvoll schmiegte ich mich an dich, ließ mich von der Ruhe durchdringen, die ich an deiner Seite empfand.
Sehnsüchtig wartete ich darauf, dass du mir sagen würdest, welche Gefühle du für mich hegst.
Vergeblich.

                                                  ****

Monate sind wir inzwischen zusammen. Erst habe ich es nicht bemerkt, doch inzwischen kann ich es nicht mehr übersehen.
Du hast dich verändert.
Deine Augen strahlen nicht mehr. Du bist still geworden.
Wo ist deine Lebensfreude geblieben?
Ich vermisse die albernen Spiele, die wir nachts auf dem Heimweg gespielt haben.

Immer häufiger beobachte ich dich.
Mir wird bewusst, dass du mich nicht mehr anlächelst, wenn wir abends auf der Couch sitzen. Du blickst nicht mehr aus deinem Buch auf, zockst mit verkniffenem Gesicht auf der Spielkonsole.
Wo sind die triumphierenden Rufe, wenn du einen Gegner erledigt hast?
Wo dein Gelächter, wenn du auf eine lustige Stelle in deinem Buch gestoßen bist?
Was hat dich so verändert?

Ich mache mir Sorgen.
Mein Herz tut weh, wenn ich sehe, wie traurig du wirkst.
Bemerkst du meine intensiven Blicke nicht?
„Bist du krank?“, will ich wissen.
„Nein. Wie kommst du darauf?“ Du schaust mich noch nicht einmal an.
„Du bist so still. Mir fehlt dein Lachen.“
Dein Gesicht zeigt keine Reaktion, als du mir antwortest:
„Ich will dich nicht stören. Du bist mit deinem Internet beschäftigt.“
Tief in mir regt sich etwas.
Ist es jetzt so weit?
Bist du meines Körpers überdrüssig?
Etwas anderes war ja nicht zu erwarten gewesen.
Alle
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