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Short Stories (German Edition)

Short Stories (German Edition)

Titel: Short Stories (German Edition)
Autoren: Gerry Stratmann
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soll ich mir eine solche Welt schöner malen?
Dazu muss ich ins Koma fallen und nie wieder aufwachen. Die Realität ist nicht dafür geeignet, Träume am Leben zu erhalten.

Ich stehe auf der Straße, schaue mich um. Was sehe ich? Leute, die achtlos an mir vorbeihasten. Sie werfen keinen Blick nach rechts oder links. Sehen weder Elend noch Schönheit.
Sie schimpfen, weil die Wege zu eng sind, alte Leute nicht schnell genug zur Seite springen, Kinder ihnen vor die Füße laufen.
Autos hupen, die Fahrer schreien erregt Schimpfwörter aus dem geöffneten Fenster, weil es tatsächlich jemand wagt, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten.

Jeder nutzt rücksichtslos seine Ellenbogen, wenn er in ein öffentliches Verkehrsmittel einsteigen will. Nur noch selten sieht man, dass einer Mutter mit Kinderwagen geholfen wird.
Noch weniger werden behinderte Menschen unterstützt.
Im Gegenteil. Wie oft registriere ich die abwertenden Blicke oder verschämt zur Seite gedrehten Köpfe, damit man bloß nicht um Hilfe gebeten wird.
Der Umgang miteinander wird immer rüder.
Höflichkeit ist zu einem Fremdwort geworden.
Jeder sieht, hört oder liest nur noch das, was er wahrnehmen will.
Schnell wird einem das Wort im Munde herumgedreht, bewusst wird man missverstanden, um einen Streit zu provozieren.

Wir leben alle viel zu sehr für uns selbst, verbarrikadieren uns in einem goldenen Käfig. Kontakt zur Außenwelt haben viele nur per SMS oder Internet.
Man sieht nicht, wenn man jemanden verletzt, ihm das Messer in der Brust noch einmal umdreht, damit es auch richtig wehtut.
Selbstgerecht verschanzt man sich hinter Aussagen, die man für sich selbst erfunden hat, um mit seinem eigenen, nicht mehr objektiven Wesen, zurechtzukommen.

Ich wünsche mir aus tiefster Seele, dass es all diese Ungerechtigkeiten nicht geben würde. Mein Verstand sagt mir aber selbst im Traum, dass das eine Wunschvorstellung bleiben wird.
Meine Träume sind nicht bunt wie eine Frühlingswiese.
Sie lassen die Sonne nicht in mein Inneres.
Die Nacht und das kalte Licht der Sterne überwiegen.
Die Hoffnung ist zu einer kleinen, vertrockneten Wurzel geworden.
Sweet Dreams?
Nur noch in Filmen und Büchern.

Stille
    Absolute Stille.
Kein Geräusch unterbricht das dröhnende, gellende Schweigen.
Selbst die Uhren ticken nicht mehr, sind in Trauer erstarrt.

Mit Musik will ich die ohrenbetäubende Ruhe vertreiben. Es geht nicht.
Immer wieder lege ich die falschen Stücke auf. Sie ziehen mich tiefer in die kreischende Grabesstille, umhüllen mich mit ihrer Dunkelheit.
Ich gebe es auf, lege keine neue CD mehr ein.

Erneut schlingen sich stumm die nackten Arme der Einsamkeit um meine Schultern.
Die Wände kriechen auf mich zu, wollen mich einschließen, erdrücken.
Raus hier! Ich ersticke! Frische Luft!
Macht sie den Kopf klarer? Füllt sie meine innere Leere mit neuem Leben?

Als ich aus dem Haus trete, empfängt mich tiefste Nacht.
Seit Tagen rinnt das Leben an mir vorbei. Ich unterscheide nicht mehr zwischen hell und dunkel. Arbeit, Freizeit, essen, schlafen, nichts nehme ich richtig wahr.
Bin ich noch existent oder bereits ein Schattenwesen?

Am samtschwarzen Himmel glitzert das seelenlose Licht einzelner Sterne.
Ob es auf meinem Stern auch so kalt und einsam ist, wie hier?
Dort oben erfüllten sich meine Träume, war ich ein Ganzes. Nun fehlt ein Stück von mir. Du fehlst.

Die schmale Sichel des Mondes verdunkelt sich. Eine rauchige Wolke zieht darüber hinweg. Auf dem schwach leuchtenden Trabanten herrscht mit Sicherheit totale Stille.

Während ich ernsthaft darüber nachdenke, ob in der Atmosphärelosigkeit Geräusche überhaupt möglich sind, tragen meine Füße mich schweigend über die Straßen.
Kein Tritt ist zu hören. Geisterhaft, wie in Nebel gehüllt, schwebe ich dahin.

Ich frage mich, ob ich das einzig existierende Lebewesen bin.
Die leeren Augen dunkler Fenster starren mich an. Haustüren erscheinen wie weit aufgerissene Münder, die mich verschlingen wollen.

In dumpfer Isolation treffe ich auf den ausgestorbenen Strand.
Ich entledige mich meiner Schuhe und Socken, kremple die Hosenbeine ein Stück auf und laufe barfuß über den groben Untergrund.
Feiner, weicher Sand wäre meinen Fußsohlen lieber. Dieser knirschende, raue Boden verursacht gleichwohl Geräusche, durchbricht die mich umgebende Stille. Jedoch nur in meinen Ohren.
Mein Inneres nimmt davon nichts auf, es bleibt hohl und tot.

Vom düsteren Horizont sinkt mein Blick auf die
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