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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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als Abby von der Affäre erfuhr, zwischen die Schwestern getrieben worden war.
    Aber Zoey ist zuerst mit ihm gegangen, nicht wahr?
    Na und? Abby schenkte sich Wein ein, sah zu, wie die gekühlte gelbliche Flüssigkeit in das Glas floss. Ihr Gewissen regte sich ein wenig bei dem Gedanken, obwohl sich Luke Gierman letztendlich nicht gerade als mustergültig erwiesen hatte, als Freund nicht und als Ehemann noch viel weniger. Absolut nicht.
    Und wenn sich Abby auch von ihm hatte scheiden lassen, blieb Zoey doch ihre Schwester. Das ließ sich nicht ändern. Vielleicht sollte ich das Vergangene tatsächlich vergessen, dachte Abby und blickte aus dem einen Spaltbreit geöffneten Fenster, durch das eine leichte, würzig nach Erde und Wasser duftende Brise ins Zimmer wehte.
    Die Dämmerung senkte sich allmählich auf Louisiana herab, die Grillen und Zikaden zirpten, die Sterne begannen am lavendelfarbenen Himmel zu blinken. Es war schön hier, wenn auch ein bisschen einsam. Luke und sie hatten geplant anzubauen, eine typische amerikanische Familie zu werden,mit zwei Komma drei Kindern, einem weißen Staketenzaun und einem Minivan.
    So viel zu ihren Träumen.
    In der Hoffnung auf ein bisschen Kühlung öffnete sie das Fenster noch weiter.
    Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag …
    Der Wind schien in den Ästen der immergrünen Eichen eine scheußliche Beerdigungsmelodie zu singen, so dass sich das Spanische Moos in der allmählich einsetzenden Dämmerung über den Wäldern bewegte. In der Ferne hörte Abby das Rumpeln eines Güterzugs. In der Nähe, auf dem Grundstück eines Nachbarn an dieser kurvenreichen Straße, hörte sie einen Hund bellen, und zwischen den Bäumen ging geisterhaft der Mond auf.
    Ihre 35-Millimeter-Kamera lag auf dem Tresen bei der Hintertür, und die Abenddämmerung war so still und friedlich, so geheimnisvoll, dass sie auf den Gedanken kam, vielleicht noch ein paar Aufnahmen zu machen, bis der Film verbraucht war. Er befand sich schon sehr lange in diesem Apparat, da sie inzwischen viel öfter ihre Digitalkamera benutzte. Abby ließ den Wein auf dem Tresen stehen, stellte Kamera und Blitz ein und trat durch die Glastüren ihres Esszimmers nach draußen. Dort bezog sie Stellung am Rande des Plattenwegs. Ansel, ihr Kater, folgte Abby nach draußen und hüpfte auf eine Bank unter einem Magnolienbaum. Abby blickte durch den Sucher. Ihr Motiv war der Kater vor dem dunkler werdenden Wald. Ansel sah mit gespitzten Ohren zu den Bäumen in die entgegengesetzte Richtung des Hauses, und sein Fell wurde von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne vergoldet. »Hey, Freundchen«, sagte Abby, und der Kater blickte über die Schulter zurück. Abby verknipste die letzten Fotos des Films, und das Blitzlichtspiegelte sich in Ansels goldenen Augen. Es ist doch schön, ein paar Fotos von diesem Tag zu haben, von meinem fünfunddreißigsten Geburtstag, sagte sich Abby und ging zurück zum Haus.
    Knack!
    Im nahen Unterholz hatte sich etwas bewegt.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Sie fuhr herum und rechnete beinahe damit, jemanden in den Schatten lauern zu sehen. Ihr Blick wanderte angestrengt durch die beginnende Dunkelheit. Sie spürte eine Gänsehaut, ihr Herzschlag hämmerte in ihren Ohren.
    Doch keine menschliche Gestalt tauchte urplötzlich auf, kein finsteres Wesen trat in das Licht, das durch die Fenster fiel.
    Lass das, dachte sie und atmete zitternd tief durch. Hör einfach … auf damit. Sie war schon den ganzen Tag über in schlechter Stimmung. Nervös und gereizt. Nicht, weil sie Geburtstag hatte. Wen störte es schon, dass wieder einmal ein Jahr vergangen war? Mit fünfunddreißig war man schließlich noch nicht uralt. Aber der Umstand, dass dieser Tag auch der zwanzigste Todestag ihrer Mutter war,
der
ging ihr schon nahe.
    Immer noch nervös trat sie ins Haus und rief durch die offene Tür nach dem Kater.
    Ansel beachtete sie nicht. Er blieb reglos und wachsam sitzen, den Blick auf die dunklen Schatten gerichtet, aus denen vermutlich irgendein Nachtgeschöpf zurückstarrte. Dasselbe Geschöpf, das auf einen Zweig getreten war. Ein großes Geschöpf. »Komm jetzt, Ansel. Machen wir Feierabend«, drängte sie.
    Der Kater fauchte.
    Plötzlich sträubte sich sein gestreiftes Fell. Er legte die Ohren an, die Augen wurden rund. Wie ein geölter Blitz schosser plötzlich über die Veranda und um die Ecke in Richtung Atelier. Ausgeschlossen, dass Abby ihn einfangen konnte.
    »Du alter Feigling«, neckte sie
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