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Shining

Shining

Titel: Shining
Autoren: Stephen King
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Weg in die Berge hinauf ist lang.«
    »Glaubst du, dass das Auto kaputtgeht?«
    »Nein. Das glaube ich nicht.« Aber jetzt hatte sie eine weitere Sorge.
    Danke, Danny. Das fehlte mir noch.
    »Daddy hat aber Angst davor«, sagte Danny sachlich, fast gelangweilt.
    »Er sagte, die Benzinpumpe ist im Arsch.«
    »Das sagt man aber nicht, Danny.«
    »Benzinpumpe?« fragte er ehrlich überrascht.
    Sie seufzte. »Nein, ›im Arsch‹. Das darfst du nicht wieder sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist vulgär.«
    »Was heißt vulgär?«
    »Wenn du zum Beispiel bei Tisch in der Nase bohrst oder beim Pinkeln die Badezimmertür offenläßt. Oder wenn du so was wie ›im Arsch‹ sagst. Arsch ist ein vulgäres Wort. Nette Menschen gebrauchen es nicht.«
    »Daddy gebraucht es. Als er sich den Motor ansah, sagte er, ›die Benzinpumpe ist im Arsch‹. Ist Daddy denn kein netter Mensch?«
    »Doch, aber er ist außerdem erwachsen. Und er achtet sehr darauf, solche Sachen nicht vor Leuten zu sagen, die das nicht verstehen würden.«
    »Du meinst solche wie Onkel Al?«
    »Ganz richtig.«
    »Darf ich es sagen, wenn ich erwachsen bin?«
    »Dann wirst du es wohl sagen, ob es mir gefällt oder nicht.«
    »Wie alt muss ich sein?«
    »Wie war’s mit zwanzig, Doc?«
    »Da muss ich noch lange warten.«
    »Das stimmt, aber willst du es nicht versuchen?«
    »Okay.«
    Er nahm die Beobachtung der Straße wieder auf. Er straffte sich ein wenig, als ob er aufstehen wollte, aber der Käfer, der in Sicht kam, war viel neuer und von hellerem Rot. Er blieb sitzen. Sie überlegte, wie hart ihn wohl dieser Umzug nach Colorado angekommen war. Er redete nicht darüber, aber es quälte sie, ihn ständig allein zu sehen. In Vermont hatten drei von Jacks Kollegen Kinder in Dannys Alter gehabt – und dann war da noch die Vorschule gewesen –, aber in dieser Gegend hier gab es niemanden, mit dem er spielen konnte. In den meisten Apartments wohnten Studenten, und von den Ehepaaren hier in der Arapahoe Street hatten nur wenige Kinder. Sie hatte vielleicht ein Dutzend Kinder im schulpflichtigen Alter und drei Kleinkinder gesehen. Das war alles. »Mommy, warum hat Daddy seinen Job verloren?«
    Das riss sie aus ihrem Brüten, und sie mühte sich um eine Antwort. Sie und Jack hatten darüber gesprochen, wie sie auf eine solche Frage reagieren sollten. Sie hatten überlegt, ob sie ausweichen oder unverblümt die Wahrheit sagen sollten. Aber Danny hatte nie gefragt. Bis jetzt nicht, wo sie in schlechter Verfassung und am allerwenigsten auf eine solche Frage vorbereitet war. Aber er sah sie an, las vielleicht die Verwirrung in ihrem Gesicht und machte sich darüber seine eigenen Gedanken. Für Kinder mussten Verhaltensweisen von Erwachsenen so unheilkündend sein wie gefährliche wilde Tiere im Schatten eines dunklen Waldes, dachte sie. Man sprang mit ihnen wie mit Marionetten um, und sie hatten kaum eine Ahnung, warum. Dieser Gedanke brachte sie wieder den Tränen nahe, und während sie dagegen ankämpfte, nahm sie den defekten Segler in die Hand und drehte ihn um.
    »Daddy betreute das Debattier-Team, Danny. Erinnerst du dich daran?«
    »Oh ja«, sagte er. »Die streiten sich aus Spaß.«
    »Richtig.« Sie drehte das Segelflugzeug um und las die Markenbezeichnung (Speedoglide) und sah die blauen Sterne auf den Tragflächen, und schon erzählte sie ihrem Sohn die Wahrheit.
    »Da war ein Junge, er hieß George Hatfield. Daddy nahm ihn aus dem Team, weil er einfach nicht gut genug war. George meinte aber, dass Daddy ihn nicht aus dem Team genommen hatte, weil er nicht gut genug war, sondern weil Daddy ihn nicht mochte. Dann tat George etwas ganz Schlimmes. Vielleicht erinnerst du dich noch.«
    »Hat er nicht bei unserem Auto die Reifen aufgeschnitten?«
    »Das hat er gemacht. Nach der Schule, und dein Daddy hat ihn dabei erwischt.« Einen Augenblick zögerte sie jetzt, aber sie konnte nicht mehr ausweichen; sie konnte nur noch lügen oder die Wahrheit sagen.
    »Dein Daddy … manchmal tut er Dinge, die er anschließend bereut. Manchmal kann er nicht vernünftig denken. Das geschieht nicht oft, manchmal aber eben doch.«
    »Hat er George so wehgetan wie mir, als ich all seine Papiere dreckig gemacht hab’?«
    Manchmal -
    (Dannys Arm in Gips)
    - tut er Dinge, die er anschließend bereut.
    Wendy kniff die Augen zu, und ihre Tränen hatten keine Chance mehr.
    »So ungefähr, Schatz. Daddy schlug George, damit er die Reifen in Ruhe ließ, und George stieß sich den Kopf. Dann
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