Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining

Shining

Titel: Shining
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
können und uns nicht gleich in die Haare geraten, wenn das Fernsehgerät im Eimer ist.« Er machte eine Pause. »Al hat recht, wenn er sagt, dass ich nicht mehr trinke. Früher tat ich es, und es wurde immer schlimmer. Aber in den letzten vierzehn Monaten habe ich noch nicht einmal ein Glas Bier getrunken. Ich beabsichtige nicht, Alkohol mitzubringen, und ich glaube nicht, dass man welchen beschaffen kann, wenn erst der Schnee fällt.«
    »Damit haben Sie völlig recht«, sagte Ullman. »Aber wenn Sie zu dritt hier oben sind, vervielfachen sich natürlich die Möglichkeiten, aus denen Probleme entstehen. Das habe ich Mr. Shockley gesagt. Er ist bereit, die Verantwortung für Sie zu übernehmen. Jetzt habe ich es Ihnen gesagt, und Sie wollen offenbar auch die Verantwortung dafür übernehmen –«
    »So ist es.«
    »Gut. Ich muss es akzeptieren, da ich keine andere Wahl habe. Ich hätte dennoch lieber einen allein stehenden Studenten, der sich ein Jahr frei nimmt. Nun, vielleicht kommen Sie ja klar. Jetzt überlasse ich Sie Mr. Watson, der Sie durch das Kellergeschoß führen und Ihnen das umliegende Gelände zeigen wird. Oder haben Sie noch Fragen?«
    »Nein, keine.«
    Ullman stand auf. »Hoffentlich habe ich Sie nicht verstimmt, Mr. Torrance. Was ich Ihnen sagte, war nicht persönlich gemeint. Ich will nur das Beste für das Overlook. Es ist ein großartiges Hotel, und das soll es bleiben.«
    »Nein, nein. Ich bin nicht verstimmt.« Wieder ließ Jack sein PR- Grinsen aufblitzen, aber er war froh, dass Ullman ihm wenigstens nicht die Hand reichte. Er war verstimmt. Aus allen möglichen Gründen.

 
2
     
    BOULDER, COLORADO
     
    Sie schaute aus dem Fenster und sah ihn einfach nur am Bordstein sitzen. Er spielte weder mit seinen Autos noch mit dem Wagen, nicht einmal mit dem Segelflugzeug aus Balsaholz, an dem er soviel Spaß gehabt hatte, seit Jack es vor einer Woche mitgebracht hatte. Er saß ganz einfach da und hielt Ausschau nach ihrem abgenutzten alten VW, die Ellbogen auf den Schenkel und das Kinn in die Hände gestützt, ein fünfjähriges Kind, das auf seinen Daddy wartete.
    Wendy fühlte sich plötzlich elend, fast zum Heulen elend.
    Sie hängte das Geschirrtuch auf den Handtuchhalter über der Spüle, und auf dem Weg nach unten schloss sie die zwei oberen Knöpfe ihres Hauskleids. Jack und sein Stolz! Nein, nein, Al, ich brauche keinen Vor schuss. Ich komme noch eine Weile aus. Die Wände der Diele hatten Risse und waren mit bunter Kreide, Fettstiften und Sprühfarbe beschmiert. Die Treppen waren steil und abgesplittert. Das ganze Gebäude roch nach Verfall. Welch schrecklicher Ort war dies für Danny, nach dem schmucken kleinen Haus in Stovington. Die Leute über ihnen im dritten Stock waren nicht verheiratet. Das störte sie nicht weiter, wohl aber ihr ständiges boshaftes Gezanke. Manchmal bekam sie direkt Angst. Der Kerl da oben hieß Tom, und wenn freitags die Kneipen geschlossen hatten und die beiden nach Hause gekommen waren, ging die Streiterei ernsthaft los – während der übrigen Woche fanden nur die Vorkämpfe statt. Die Freitagabendschlacht nannte Jack das, aber es war wirklich nicht komisch. Die Frau – sie hieß Elaine – fing zuletzt immer an zu weinen und wiederholte ständig: »Nein, Tom. Bitte nicht. Bitte nicht.« Und er brüllte sie an. Einmal war sogar Danny aufgewacht, und Danny hatte wirklich einen gesunden Schlaf. Am nächsten Morgen hatte Jack Tom beim Rausgehen erwischt und auf dem Gehweg eine Weile mit ihm gesprochen.
    Tom fing an zu schreien, und Jack hatte noch etwas zu ihm gesagt, zu leise, als dass Wendy es hätte verstehen können. Tom hatte darauf nur mürrisch den Kopf geschüttelt und war weggegangen. Das war vor einer Woche gewesen, und ein paar Tage hatte relative Ruhe geherrscht, aber seit dem Wochenende war alles wieder normal – Verzeihung, unnormal. Es war nicht gut für den Jungen.
    Wieder brach ihr ganzer Kummer über sie herein, aber sie war schon draußen und nahm sich zusammen. Sie raffte ihr Kleid und setzte sich neben ihn auf den Bordstein. »Was ist denn los, Doc?« fragte sie.
    Er lächelte, aber es war nur mechanisch. »Hallo, Mom.«
    Der Segler lag zwischen den Turnschuhen, die er an den Füßen trug, und sie sah, dass eine der Tragflächen gesplittert war.
    »Soll ich versuchen, ihn heilzumachen, Schatz?«
    Danny schaute inzwischen wieder die Straße hoch. »Nein. Das macht Daddy schon.«
    »Daddy ist vielleicht erst zum Abendbrot zurück, Doc. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher