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Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag

Titel: Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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Kreidebleich kam er nach wenigen Minuten wieder zurück. Er brachte die schrecklichste Kunde: Mein Urgroßvater war ermordet worden. Und das an seinem Geburtstag!“
    „Wie fürchterlich!“ Paula starrte das Gespenst entsetzt an.
    „Und … wie?“, brachte Max nur mühsam hervor.
    „Erstochen! Ich war untröstlich“, erwiderte Sherlock mit feuchten Augen. „Mein guter, lieber Urgroßvater. Nie hat er auch nur einer Fliege etwas zuleide getan! Schrecklich, wenn ein geliebter Mensch plötzlich nicht mehr da ist.“
    Max und Paula schauten sich traurig an. Beide mussten sofort an ihre Mutter denken. Als Archäologin hatte sie eine Expedition durch den Dschungel von Südamerika geleitet. Nach vier Wochen sollte sie wieder zu Hause sein. Aber dann war ein Telegramm bei der Familie Kuckelkorn eingetroffen. Darin hatte gestanden, dass alle Teilnehmer der Expedition spurlos in der Wildnis verschwunden waren. Bis heute galt ihre Mutter als verschollen.
    „Natürlich habe ich sofort die Ermittlungen übernommen“, brachte das Gespenst die Kinder wieder auf andere Gedanken. „Leider waren sie von keinerlei Erfolg gekrönt.“
    Sherlock schwebte zu seinem breiten, vergoldeten Bett und ließ sich auf dem löchrigen Bezug nieder. Jetzt erst entdeckte Paula Lilly. Sie schlief auf der hellen Decke und war kaum von ihr zu unterscheiden. Als Sherlock den Hund liebevoll streichelte, schnaubte Lilly wohlig.
    „Hatten Sie denn niemanden in Verdacht?“, wollte Max wissen.
    „Nun ja, abzüglich des Ermordeten, meiner Eltern, meiner Schwester Theresia und meiner Wenigkeit blieben summa summarum sechsundzwanzig Verwandte, sechzig Domestiken und ein Maler übrig“, antwortete Sherlock prompt. „Das macht siebenundachtzig Tatverdächtige!“
    „Oh! Das ist ’ne Menge!“, staunte Max.
    „Was denn für ein Maler?“, fragte Paula.
    „Wir hatten uns ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk für meinen Urgroßvater ausgedacht. Ein lebensgroßes Porträt der gesamten Familie. Zu diesem Behufe war ein Maler beauftragt worden.“ Das Gespenst legte die Stirn in tiefe Falten und spitzte nachdenklich die Lippen. „Wie war nur gleich sein Name? Hm … er hat sich mit seinem überaus merkwürdigen Vornamen ansprechen lassen. Seltsam, dass der mir entfallen ist! Holländer war er, wenn ich mich nicht täusche, und er war ziemlich bekannt. Hm …“ Schließlich gab Sherlock seinen Versuch auf, sich an den Namen zu erinnern, und zuckte die Achseln. „Wie auch immer er hieß. Er weilte einige Wochen im Schloss. Schließlich war die Arbeit an einem so großen Gemälde sehr zeitaufwendig. Leider hat Urgroßvater es nie zu sehen bekommen.“
    Max nickte und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. „Dann ist das also das Bild, von dem Papa gesprochen hat.“
    Plötzlich schoss Sherlocks Hand unter seine Perücke und er begann sich wie wild zu kratzen. „Verdammte Läuse!“, schimpfte er. „Sind schon Jahrhunderte tot und lassen einen trotzdem nicht in Frieden!“
    Angewidert verzog Paula das Gesicht.
    „Das ist wirklich ein schauriger Geburtstag“, bemerkte Max. Er schaute Sherlock forschend an. Sein Ermittlergeist war geweckt. „Gab es denn keine Spuren?“
    Theatralisch legte sich Sherlock eine Hand auf die Brust. „In mir seht ihr einen wahrlich begnadeten Ermittler vor euch. Von meinen besonderen Fähigkeiten konntet ihr euch ja schon bei unserem ersten gemeinsamen Fall überzeugen“, holte das Gespenst großspurig aus. „Ihr wisst ja selbst am allerbesten, wie viel ihr schon von mir lernen konntet.“
    „Auf jeden Fall“, kicherte Paula leise.
    „Ich versichere euch: Es gab nicht den Hauch einer Spur“, setzte Sherlock seinen Bericht fort. „Hätte es eine gegeben, ich hätte sie entdeckt!“
    Max schluckte. Ihm war nicht ganz wohl bei der Vorstellung in einem Schloss zu leben, das zwar in grauer Vorzeit, aber nichtsdestotrotz der Schauplatz eines Mordes gewesen war. „Wo wurde Ihr Urgroßvater denn umgebracht?“, krächzte er heiser.
    Paula machte Augen so groß wie Mühlräder. Denn sie hatte den gleichen schrecklichen Gedanken, der Millisekunden vorher Max durchzuckt hatte. Hoffentlich war der alte Schlotterfels nicht in ihrem oder in Max’ Zimmer gestorben!
    Wortlos deutete das Gespenst zur Zimmerdecke. Max und Paula schauten sich sichtlich erleichtert an. Und sofort war Paula wieder die Alte.
    „Können wir uns den Tatort ansehen? Jetzt?“, fragte sie aufgeregt.
    Sherlock schaute verständnislos
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