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Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag

Titel: Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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im Musikzimmer ankamen, betätigte Paula wie am Nachmittag den geheimen Mechanismus. Die Tapetentür schwang auf und Kerzenschein ergoss sich übers Parkett.
    Staub bedeckte wie eine dicke Schicht Puderzucker Boden und Möbel. Im Schein mehrerer Kandelaber sahen Paula und Max Sherlock vor einem Vitrinenschrank stehen. Er ließ seinen Zeigefinger über einen der vielen Papierstapel gleiten. Ohne aufzuschauen, sagte er: „Ich hatte schon früher mit eurem Besuch gerechnet. Sei’s drum. Ihr wollt also Kunde einholen über …“ Er fuhr zu Max und Paula herum und sagte mit Grabesstimme: „… den schaurigen Geburtstag!“
    Max schauderte.
    Sherlock nickte vielsagend und wandte sich wieder den Papieren zu.
    „Genau! Wir wollen alles darüber wissen!“, sagte Paula und freute sich auf eine Gruselgeschichte.
    „Damals ist etwas so Schreckliches passiert, dass du es dir gar nicht vorstellen kannst. Ein grausames Verbrechen! Genau genommen handelte es sich um …“ Das Gespenst stockte. „Ah, da ist der Foliant, den ich suche!“ Sherlock zog einen Stapel vergilbter Papiere hervor. Er pustete den zentimeterdicken Staub weg und löste das rote Band, das die Blätter zusammengehalten hatte. Während er interessiert die Unterlagen durchsah, schritt er langsam auf einen der beiden weinroten Samtsessel zu.
    „Freiherr von …“, sagte Paula so geduldig wie nur möglich, doch Sherlock brachte sie mit einem schroffen „Psst!“ zum Schweigen.
    Er schleuderte die Papiere vor sich auf einen kleinen Tisch und strahlte die Kinder fröhlich an. „Bitte, nehmt doch Platz. Im Sitzen redet es sich besser!“
    Paula und Max versuchten im Slalom den Spinnweben auszuweichen, die viele fleißige Tierchen im Laufe der Jahrhunderte gesponnen hatten. Als Paula den Samtsessel neben dem Gespenst erreicht hatte, widerstand sie in allerletzter Sekunde der Versuchung, sich mit vollem Schwung hineinzuwerfen. Sie erinnerte sich nämlich noch recht gut an die Staubwolke und den anschließenden Hustenanfall, den ihr erster Hopser auf Sherlocks Sofa ausgelöst hatte.
    „Also, was ist denn nun an diesem Geburtstag passiert?“, drängte Paula schon, als Max noch nicht ganz neben ihr auf der Armlehne saß.
    „Mord!“, donnerte Sherlock.
    „Mord?“, riefen Max und Paula.
    Das Gespenst grinste zufrieden. Es liebte es über alles, Max und Paula zu erschrecken. Das lag nun mal in seiner Natur.
    „Wie ihr wisst, hebe ich in dem Vitrinenschrank die Unterlagen zu meinen ungelösten Kriminalfällen auf“, fuhr Sherlock fort. „Auch dieser Fall gehört dazu.“
    Die Kinder beugten sich vor und lauschten gebannt den Worten des Gespenstes. „Es war im Jahre 1668 …“
    „Da waren sie achtzehn!“, rechnete Max schnell aus.
    „Genau!“, bestätigte Sherlock. „In diesem Jahr beging mein Urgroßvater, Herold Freiherr von Schlotterfels, seinen fünfundachtzigsten Geburtstag. Er sollte opulent und mit der gesamten Familie auf unserem Schloss gefeiert werden. Zur Krönung hätte es ein fulminantes Feuerwerk gegeben. Ach“, seufzte das Gespenst sehnsüchtig. „Ja, damals hat man es noch verstanden, Feste zu feiern.“
    „Und weiter?“, drängte Paula.
    „Grundgütiger!“, schnaubte Sherlock und schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel. „Hast du heute noch eine wichtige Verabredung oder warum hast du es so eilig?“
    Paula presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Um sich selbst daran zu hindern, irgendetwas zu erwidern, was den Unwillen des Gespenstes hervorrufen könnte, zählte sie leise von zehn an rückwärts.
    „Gut. Dann schweig jetzt aber auch stille!“, verlangte das Gespenst mit erhobenem Zeigefinger.
    Paula nickte und beschloss, dass es das nächste Mal auch reichen würde, von fünf an rückwärts zu zählen.
    „Also, die Sache ist die: Mein Urgroßvater zog sich an seinem Geburtstag nach einem köstlichen Mittagsmahl in sein Gemach zur Ruhe zurück. Das haben wir eigentlich alle getan. Denn wir hatten tüchtig gevöllt. Das war aber auch ein fantastisches Essen. Als Vorspeise gab es Zwiebelsuppe, kalten Braten …“
    Max räusperte sich. „Oh, bitte, erinnern Sie mich nicht ans Essen, sonst bekomme ich sofort Hunger!“
    „Verstehe“, erwiderte Sherlock. „Wie auch immer. Nach der Mittagsruhe erschien mein Urgroßvater nicht. Erst deuchte uns nichts Böses. Doch als er sich gegen sechs Uhr immer noch nicht erhoben hatte, sandte mein Vater einen Dienstboten. Er sollte nach dem Rechten sehen.
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