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Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag

Titel: Sherlock von Schlotterfels 02 - Ein schauriger Geburtstag
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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von Schlotterfels.“

Unsichtbare Freunde
    „Los, komm!“, rief Paula und stürmte davon. Sie bog in den Flügel des Gebäudes ab, der gerade als Museum hergerichtet wurde. Paula würdigte das prachtvolle Chinazimmer keines Blickes. Schließlich gelangten Max und sie ins sogenannte Musikzimmer. In den Nischen posierten Engel aus Stein, die Trompete, Harfe und Geige spielten. Max schloss die Tür hinter ihnen ab.
    Flink wie ein Äffchen kletterte Paula auf den Sockel einer der Engelsfiguren. Zum Spiel bereit hielt der Engel mit der linken Hand eine Geige unter das Kinn geklemmt, während er mit der rechten den Bogen über die Saiten führte.
    Paula streckte die Hand nach dem Bogen aus und drehte ihn in der Hand des Engels: „Sesam, öffne dich!“
    Ein leises Schaben ertönte, als sie den Bogen in der Hand des Engels über die Saiten bewegte.



Jedes Mal wenn sie den geheimen Mechanismus betätigten, durchströmte Max vor Aufregung ein Kribbeln. Erwartungsvoll starrte er auf eine ganz bestimmte Stelle an der Wand. Genau dort öffnete sich nun mit einem schnarrenden Geräusch eine Tür, die bis eben noch ausgesehen hatte wie ein gewöhnliches Stück Tapete. Sie gab die Sicht auf einen fensterlosen Raum frei.
    Im Schein mehrerer Kerzen wurden silbrige Spinnweben sichtbar, die in dem plötzlichen Luftzug zitterten. Staubteilchen wirbelten auf und vernebelten für einen Moment die Sicht. Unvermittelt tauchte die halbdurchsichtige Gestalt eines Mannes im Türrahmen auf.
    „Grundgütiger, dieser Baulärm bringt mich noch um den Verstand!“, seufzte der Mann, während er sich hingebungsvoll unter seiner langen, weißen Lockenperücke den Kopf kratzte.
    Es gab Tage, an denen Paula und Max immer noch nicht glauben konnten, dass sie mit einem waschechten Gespenst aus dem siebzehnten Jahrhundert befreundet waren. Dabei verdankten sie ihre Freundschaft einem Zufall, der noch unwahrscheinlicher war als ein Sechser im Lotto. Denn eigentlich sind Gespenster für Menschen unsichtbar. Es sei denn, ein Gespenst und ein Mensch berühren bei Vollmond in genau derselben Sekunde ein und denselben Gegenstand. Dann wird das Gespenst für diesen Menschen sichtbar. Im Fall von Max, Paula und Sherlock Freiherr von Schlotterfels war dieser Gegenstand ein wackelnder Kerzenleuchter gewesen.
    Plötzlich hallte ein freudiges Bellen von den Wänden wider. Ein kleiner weißer, ebenfalls halbdurchsichtiger Hund huschte im allerletzten Moment in das Musikzimmer, bevor die Geheimtür wieder zuschlug. Es war Lilly, eine echte Gespensterhündin und treue Gefährtin Sherlocks.
    „Hi, Lilly, hi, Freiherr von Schlotterfels!“, rief Paula und sprang vom Sockel. „Wir brauchen dringend Ihre Hilfe!“
    Sherlock Freiherr von Schlotterfels zog eine Augenbraue hoch. „Welch freudiges Zusammentreffen der Ereignisse! Ich meinerseits war gerade im Begriff, durch die Wand zu treten, als so mir nichts, dir nichts die Tür vor meiner Nase aufschwang. Und da dachte ich bei mir: Sherlock, deine Freunde kommen zu Besuch!“
    „Hallo, Lilly!“, begrüßte Max das Hündchen, das aufgeregt zwischen ihm und Paula hin und her wuselte.
    „Aber was immer euer Begehr ist, es muss warten“, verkündete Sherlock und wedelte Paulas „Aber“ einfach mit der Hand weg, sodass seine Spitzenmanschetten flatterten.
    „Ich brannte so sehr darauf zu sehen, wie euer Vater das Musikzimmer hergerichtet hat! Nicht ein einziges Mal habe ich gespingstet! Schließlich wollte ich mir die Überraschung nicht selbst verderben.“ Er schob sein langes, besticktes Jackett zur Seite und stemmte die linke Hand in die Hüfte, während er mit der rechten nachdenklich seinen Schnurrbart zwirbelte. Unter den Blicken der Kinder schritt er nun langsam im Zimmer auf und ab. Er begutachtete das Spinett, den kleinen Barocktisch, die Stühle, den Notenschrank und die Notenständer.
    „Formidabel! Ganz formidabel!“, jubelte Sherlock. „Euer Vater ist ein Meister seines Faches. All diese Möbel haben vor Jahr und Tag das Musikzimmer meiner Familie geziert. Sogar unser allererstes Spinett hat er wiedergefunden! Ach, was für ein glückliches Wiedersehen mit Freunden aus längst vergangenen Tagen!“
    „Na, dann ist doch alles supi!“, meinte Paula und nutzte die Gelegenheit, um blitzschnell das Thema zu wechseln. „Also, Freiherr von Schlotterfels, wir brauchen Ihre Hilfe echt dringend. Unser Cousin ist da, Oskar. Ein widerlicher, ekelhafter, schleimiger, unfairer, verlogener, hinterhältiger
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