Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel

Titel: Sherlock Holmes - Der verwunschene Schädel
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
darüber?“
    Ich entnahm meiner Reisetasche eine kleine Schatulle. Sie enthielt ein gutes Dutzend Fläschchen, angefüllt mit weißen Kügelchen.
    Während ich nach einer bestimmten Mischung suchte, brachte sich Holmes wieder in Ordnung.
    „Vorgestern gegen 11 Uhr verspürte ich den ersten heftigen Fieberschub. Danach fühlte ich mich Stunde um Stunde schwächer, der Appetit ließ ebenso wie meine Körperkräfte rapide nach.“ Holmes hustete, dann setzte er sich kerzengerade hin, als wenn er mir beweisen wolle, dass er bei Kräften sei. „Lassen Sie gut sein, Watson, ich habe Sie nicht hierher gebeten, damit Sie sich um mich kümmern. Es geht um viel mehr.“ Erneut unterbrach ihn ein heiseres Husten.
    „Richard Swifte, ein alter irischer Freund, bat mich vor wenigen Tagen, ihn so rasch wie möglich aufzusuchen. Swifte ist Kurator an der Bibliothek im Trinity College. Er bekleidet die Aufgabe mit viel Hingabe, verbunden mit der Ehrfurcht, die eine ehrwürdige Bibliothek verdient.“
    Holmes wies mit seiner knochigen Hand auf eine Karaffe. Ich schenkte ihm ein Glas ein, an dem er vorsichtig nippte.
    „Sie müssen wissen, mein werter Watson, dass ich Swifte nur bei drei Unterredungen persönlich traf. Die Erste fand vor einigen Jahren in Chicago statt. Ich muss nicht hinzufügen, um was es dabei ging. Das letzte Gespräch führten wir vorgestern. Er bat mich in sein häusliches Arbeitszimmer und zeigte mir einen besonderen Folianten. Es handelte sich um eine alte Schrift, die er selbst mir nur ungern in die Hände gab. Aber ich bestand darauf, so dass ich einen Blick hineinwerfen konnte.“
    Ich unterbreche Holmes selten, aber diesmal trieb er die Spannung zu weit. Ich wollte auf der Stelle wissen, von welchem geheimnisvollen Buch er sprach. „Holmes, bitte sagen Sie mir ...“ Holmes ließ mich nicht ausreden. „‚Das verbotene Buch von Columban‘ nannte Swifte die Schrift. Columban ist ein irischer Heiliger, der im 6. Jahrhundert lebte. In seinen letzten Lebensjahren hat er diesen Folianten verfasst, der später den Beinamen ‚Das verbotene Buch‘ erhielt.“
    Holmes hob seine Hand, um auch meine nächste Frage im Keim zu ersticken. „Swifte bestand darauf, dass auf diesem Folianten ein Fluch liege. Das Buch entdeckten zwei seiner Angestellten vor wenigen Tagen in einem zugemauerten Raum im tiefsten Gewölbe unterhalb der Bibliothek, eingeschlossen in einer kleinen Truhe. Beide Männer starben am nächsten Tag an hohem Fieber. Swifte wollte mir weismachen, sie seien übernatürlichen Mächten erlegen und Opfer des Fluchs geworden, der auf dem Buch laste. Sie wissen, wie ich zu solchen Dingen stehe, Watson. Swifte schien mir ...“, Holmes nahm ein Blatt Papier in die Hand und reichte es mir, „verwirrt, als setze ihm der Vorfall sehr zu. Anders kann ich mir nicht erklären, dass er unsere alte Begegnung mit dieser irischrepublikanischen Bruderschaft zum Ausdruck brachte. Dabei wusste er, dass wir ihrem Unwesen damals in den Vereinigten Staaten ein Ende machten.“

    „Und Sie sind sicher, es sind keine dieser Freischärler mehr tätig?“ Meine Frage schien ihn mehr zu verärgern als notwendig. „Mein lieber Watson. Diese Bruderschaft war nicht mehr als eine lose Ansammlung von Wirrköpfen, die meinten, ihrer Zeit voraus zu sein.
    Im Grunde aber wollten sie eine blutige Revolte in Irland anzetteln.
    Irland muss vom Joch des Unterdrückung befreit werden, lautete ihr Credo. MacNeill und die übrigen Rädelsführer konnten allesamt dingfest gemacht werden. Wenn nicht die amerikanische Justiz einen großen Fehler gemacht hat, dann sitzen sie noch für die nächsten zehn Jahre ein.“
    „Dann taten Sie gut daran, Mr Swiftes Bemerkungen ins richtige Licht zu rücken.“
    „Swifte trieb es sogar auf die Spitze“, sagte Holmes. „Dem Buch wohnen arkane Kräfte inne, meinte er, was er mir durch das Zitieren verschiedener Textstellen beweisen wollte. Dabei ging es ihm um Kreaturen, die durch ein Ritual herbeigerufen werden.“ Er schnaubte. Seinem ablehnenden Gesichtsausdruck entnahm ich, wie er zu dem Buch und seinen unchristlichen Folgen stand.
    „Swifte war trotz aller Vorhaltungen nicht davon abzubringen. Ein störrischer alter Bursche, dem das Bücherstudium offenbar nicht gut getan hat. Die Iren sind das archaische Volk geblieben, das sie seit jeher sind.“ Holmes deutete auf das Papier, das ich seit geraumer Zeit in meinen Händen hielt. „Swifte schrieb mir dies nur wenige Stunden nach unserer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher