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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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ganz gut gebrauchen. Nun, Sir, ich glaube, Sie sollten einfach keine Notiz von diesen Herren hier ne hmen. Fahren Sie fort mit dem Erzählen, als wären wir nicht unterbrochen worden.«
    Unser Besucher hatte den Brandy genossen, und die Farbe war wieder in sein Gesicht zurückgekehrt. Mit einem zweifelnden Blick auf das Notizbuch des Inspektors stürzte er sich aufs neue in seinen außergewöhnlichen Bericht.
    »Ich bin Junggeselle«, sagte er, »und da ich gerne in Gesellschaft bin, unterhalte ich viele Freundschaften. Unter ihnen ist die Familie eines pensionierten Brauers, Melville, der in Al-bemarle Mansion, Kensington wohnt. Bei einem Dinner traf ich bei ihm vor einigen Wochen eine n jungen Mann mit Namen Garcia. Soviel ich verstand, war er spanischer Abstammung und offenbar bei der Botschaft beschäftigt. Er sprach ein perfektes Englisch, hatte angenehme Manieren und war der gutaussehendste Mann, den ich je getroffen habe.
    Der junge Mann und ich wurden Freunde. Es schien mir, als ob er mich gleich von Anfang an leiden mochte. Ein oder zwei Tage nach diesem ersten Treffen kam er zu mir nach Lee. Nun, es endete schließlich damit, daß er mich einlud, ein paar Tage mit ihm in seinem Haus, Wisteria Lodge, zwischen Esher und Oxshott zu verbringen. Um diese Verabredung einzuhalten, fuhr ich gestern Abend nach Esher.
    Bei unserer Verabredung hatte er mir seinen Haushalt beschrieben. Er lebe mit einem getreuen Diener, einem Landsmann, zusammen, der ihn mit allem versorge, was er brauchte. Dieser Mann spräche Englisch und führe den Haushalt für ihn. Dann wäre da noch ein phantastischer Koch, sagte er, ein Mischling, den er auf Reisen irgendwo aufgelesen hatte, der ein ausgezeichnetes Essen bereite. Ich erinnere mich noch genau, wie er seine Bemerkungen machte über diesen seltsamen Haushalt mitten im Herzen Surreys, und darin stimmte ich mit ihm ü-
    berein, obgleich es noch ein großes Teil seltsamer war, als ich je gedacht habe.
    Ich fuhr zu dem Haus - etwa zwei Meilen südlich von Esher.
    Das Haus war ziemlich groß und stand ein bißchen von der Straße entfernt. Eine kurvige Auffahrt, mit winterharten Büschen umstanden, führte zum Haus - ein altes, heruntergekommenes Haus, fast schon eine Ruine. Der Weg, über den ich fuhr, war mit Gras überwuchert, und die Haustür, zu der ich schließlich gelangte, von der Witterung mitgenommen. Es tat mir schon leid, einen Mann zu besuchen, den ich so flüchtig kannte. Er öffnete jedoch selbst die Tür und begrüßte mich mit ausgesuchter Höflichkeit. Er übergab mich einem Diener, einem melancho-lischen, dunklen Individuum, der mich, meine Tasche in der Hand, in mein Schlafzimmer führte. Das ganze Haus deprimierte mich. Unser Dinner war soso, und obgleich mein Gastgeber sich sehr bemühte, mich zu unterhalten, so schienen seine Gedanken doch ständig woanders zu sein. Er redete so vage und wild durcheinander, daß ich ihn kaum verstehen konnte.
    Ständig trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte herum, knabberte an seinen Nägeln und gab alle möglichen Anzeichen nervöser Ungeduld von sich. Das Dinner selbst war weder gut gekocht noch gut aufgetragen. Und die düstere Gegenwart des schweigsamen Dieners trug nicht gerade zur Erheiterung bei. Ich kann Ihnen versichern, daß ich mir oft genug an diesem Abend überlegt habe, ob ich nicht eine Entschuldigung erfinden sollte, um wieder zurück nach Lee zu fahren.
    Eine Sache kommt mir jetzt gerade wieder ins Gedächtnis zurück. Sie mag vielleicht für das, was die zwei Herren untersuchen, von Bedeutung sein. Ich habe mir aber zunächst nichts dabei gedacht. Gegen Ende des Dinners reichte der Diener eine Notiz herein. Ich bemerkte, daß mein Freund, nachdem er sie gelesen hatte, noch abwesender und seltsamer war. Er gab jeden Versuch einer Konversation auf, saß da und rauchte endlos Zigaretten, machte aber keinerlei Bemerkung zum Inhalt dieser Botschaft. Um elf Uhr war ich froh, ins Bett gehen zu können.
    Eine Weile später schaute Garcia zu mir ins Zimmer hinein. Ich hatte das Licht schon ge-löscht. Er fragte, ob ich geklingelt hätte. Ich sagte, daß er sich irren müsse, da ich bereits geschlafen habe. Er entschuldigte sich, daß er mich noch so spät gestört hätte und sagte, es sei inzwischen nahezu ein Uhr. Danach schlief ich wieder ein und schlief die ganze Nacht hindurch sehr gut.
    Und nun komme ich zu dem erstaunlichsten Teil meiner Geschichte. Als ich auf meine Uhr sah, war es nahezu neun Uhr. Ich
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