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Shardik

Titel: Shardik
Autoren: Richard Adams
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Jahr lang, vom Gebüsch gestützt, dort gelehnt hatte, fiel brennend auf den roten Felsen, zerschlug dessen vorstehende Höcker und versah seine Oberfläche mit schwarzen Streifen wie ein Tigerfell. Nun brannte auch die Lichtung, wie zuvor Kilometer des Waldes gebrannt hatten, um das Feuer bis dorthin zu bringen. Und als sie ausgebrannt war, waren die vordersten Flammen schon vom Wind eine Meile weiter getrieben worden, wo das Feuer seinen Weg fortsetzte.
     

2. Der Fluß
     
    Der riesige Bär wanderte unentschlossen durch den Wald, bald hielt er an und starrte auf seine unbekannte Umgebung, bald verfiel er, noch vom Zischen und Gestank brennender Ranken und dem näherkommenden Feuer verfolgt, wieder in seinen watschelnden Trott. Er war bestürzt und vergrämt. Seit Einbruch der vorigen Nacht war er gehetzt worden, ständig zögernd, doch immer außerstande, einen Ausweg aus der Gefahr zu finden. Er hatte noch niemals fliehen müssen. Seit Jahren hatte sich kein lebendes Wesen gegen ihn gestellt. Nun schlich er zornig und in gewisser Weise beschämt weiter, stolperte über kaum beachtete Wurzeln, von Durst gequält, auf der verzweifelten Suche nach einer Gelegenheit, umzukehren und gegen diesen flackernden Feind zu kämpfen, der sich durch nichts abschrecken ließ. Einmal war er am Rand eines kleinen Morastes stehengeblieben, getäuscht durch den Anschein, daß endlich dem Vorrücken des Feindes Einhalt geboten wurde; er flüchtete gerade noch rechtzeitig, ehe er umzingelt wurde, da das Feuer von beiden Seiten herankam. Einmal ging er wie im Wahnsinn auf seinen eigenen Spuren zurück und schlug und hieb in die Flammen, bis seine Tatzen brannten und schwarz waren und sein Pelz versengte Streifen hatte. Dennoch blieb er zeitweilig stehen, ging hin und her und suchte eine Gelegenheit zum Kampf; und sooft er sich umwandte und weiterging, schlug er gegen die Baumstämme und zerfetzte die Büsche mit schweren Schlägen seiner Pranken.
    Er kam immer langsamer vorwärts, er keuchte, seine Zunge hing ihm aus dem Maul, und er schloß halb die Augen vor dem Rauch, der immer näher kam. Er stieß mit dem einen verbrannten Fuß an einen scharfen Stein, stürzte und wälzte sich auf die Seite; als er hochkam, war er verwirrt, machte halb kehrt und begann, parallel zu der herankommenden Flammenlinie auf und ab zu gehen. Er war erschöpft und hatte die Orientierung verloren. Der ihn umgebende Rauch raubte ihm den Atem, er wußte nicht einmal mehr, von welcher Seite das Feuer kam. Die nächsten Flammen erwischten ein trockenes Gewirr von Quianwurzeln, liefen daran entlang und leckten an einer seiner Vorderpranken. Dann ertönte ein Brüllen von allen Seiten, als käme der Feind endlich zum Handgemenge. Noch lauter jedoch war das rasende Wutgebrüll des Bären, der sich endlich zum Kampf umwandte. Er drehte den Kopf nach links und rechts und teilte fürchterliche Schläge gegen die Feuersbrunst rundum aus, so daß die Funken sprühten, erhob sich zu seiner ganzen Größe und trampelte hin und her, bis der weiche Boden unter seinen Füßen flachgetreten war und tatsächlich unter seinem Gewicht einzusinken schien. Eine lange Flamme züngelte an seinem dicken Pelz empor, das Tier war bald von Feuer eingehüllt und schwankte in einem grotesken, entsetzlichen Rhythmus hin und her. In Wut und Schmerz war er bis zum Rand einer steilen Böschung gestolpert. Als er sich vorneigte, sah er plötzlich unter sich in gespenstischer Beleuchtung einen zweiten Bären, der mit schimmernder Fratze seine brennenden Tatzen hob. Dann sprang er vorwärts und war fort. Gleich darauf war ein schweres Aufklatschen und ein zischendes, löschendes Aufbranden von tiefem Wasser zu hören.
    Da und dort längs des Ufers wurde das Feuer unterbrochen, nahm ab und erlosch, bis nur noch Stellen mit dichterem Unterholz brannten oder vereinzelt glimmten. Das Feuer hatte sich kilometerweit durch den trockenen Wald bis zum Nordufer des Telthearnaflusses durchgefressen, und nun endlich konnte es nicht mehr weiterbrennen.
    Der Bär suchte einen Halt, fand keinen und stieg zur Oberfläche hoch. Das blendende Licht war fort, und er befand sich im Dunkel, dem Dunkel des steilen Ufers und des Blätterwerks, das sich darüber wölbte und am Flußufer entlang eine Art Tunnel bildete. Der Bär planschte und wälzte sich an den Flußrand, konnte aber teils wegen der Abschüssigkeit des Ufers und der weichen, unter seinen Pranken nachgebenden Erde, teils wegen der Strömung, die ihn
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