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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
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mit den scharfen Zähnen, an ihre Dunkelheit, ihre Wut und ihre Macht. Vielleicht war das tatsächlich nur ein flüchtiger Blick, ein Vorgeschmack, und bei diesem Gedanken wurde ihm angst und bange.
    Mehr konnte Artur nicht ertragen. Er fürchtete sich vor dem, was Nancy ihm möglicherweise noch verraten würde. Also stand er auf.
    »Verlassen Sie uns?«, wollte Nancy wissen.
    Uns. Die Agentur. Artur dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. »Noch nicht. Aber ich halte die Augen offen, das schon. Ich werde ... vorsichtiger sein.«
    »Ich ebenfalls«, antwortete Nancy. »Die Vereinbarung zwischen mir und meinen Schwestern wurde einmal gebrochen. Ich weiß nicht, was als Nächstes geschehen wird.«
    Darauf wusste Artur auch nichts zu erwidern. Er ging zur Tür, blieb dort stehen und drehte sich herum. »Dela und Hari haben es verdient, die Wahrheit über den Magier zu erfahren.«
    »Irgendwann, ja«, gab Nancy zurück. »Am besten, wenn ich tot und zu Staub zerfallen bin und ihre Klagen nicht mehr hören muss.«
    »Das könnte aber noch eine Weile dauern«, gab Artur zu bedenken.
    »Vielleicht.« Nancy wirkte erstaunlich grimmig. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht gefiel Artur nicht. Es war die Miene einer Frau, die ihren Tod bereits gesehen und keinen Gefallen daran gefunden hatte.
    Artur trat hinaus. Von William Dirk war nichts zu sehen. Er ging die lange, geschwungene Zufahrt zu seinem Wagen hinunter, einem schwarzen Cabriolet mit aufgeklapptem Verdeck und einer wunderschönen Frau auf dem Beifahrersitz, die eine Sonnenbrille trug. Elena senkte den Kopf und sah ihn über den Rand der Brille an.
    »Deine Agentur ist am Arsch«, sagte sie. »Ich weiß nicht, ob ich bei diesem Zirkus mitmachen will.«
    »Da könntest du recht haben«, gab Artur zu, der ebenfalls irritiert war. Er zog seine Handschuhe aus und nahm Elenas Hände in die seinen. Dann legte er sein Gesicht in ihre Hände und inhalierte den reinen Geruch von Seife und Wasser. Wie er diese Frau liebte! Selbst wenn er alles andere verlor, Elena blieb ihm immer noch.
    »Fahren wir«, sagte sie, zog eine Hand zurück und strich mit ihren Fingern verführerisch über seinen Schenkel. »Und fahr das Verdeck hoch. Ich möchte dir was zeigen.«
    Artur gehorchte, sie zeigte es ihm, und es war fantastisch.
    Für Elena war es merkwürdig, sich als verheiratete Frau zu betrachten. Sie fühlte sich nicht verheiratet. Sie fühlte sich wie vorher, nur mit der zusätzlichen Bürde ihrer Beziehung zu Artur. Es war eine gute Bürde, eine andere Art von Verbindung, und sie fühlte sich richtig an. Und zugleich verrückt. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass sie so schnell eine feste Beziehung eingehen könnte, aber jetzt lebte sie in seinem Haus, und ihr Herz war so voller Liebe, dass sie fürchtete, es würde bersten. Wie seltsam. So viel konnte sich in so kurzer Zeit verändern. Das Leben plätscherte dahin, und plötzlich, peng, juhu, ein Happy End.
    Sozusagen.
    An diesem Abend hatten sie Amiri und Rik zum Dinner eingeladen. Die beiden Gestaltwandler, die in einer Gästewohnung untergebracht waren, die Roland für weit gereiste Gäste gekauft hatte, tauchten mit Gastgeschenken auf, Desserts und Blumen. Elena wusste, wie ungern Artur sie hereinließ. Sie würden seinen Boden und die Wände und Gott weiß was mit ihren Erinnerungen behaften. Aber es war einfacher, als sich in einem Restaurant zu treffen. Vor allem angesichts dessen, was sie zu besprechen hatten.
    »Also können wir ungefährdet nach Hause gehen.« Rik wirkte nicht sonderlich glücklich darüber. Er beugte sich vor und spielte mit seiner Serviette. »Und wenn wir nicht wollen?«
    »Warum denn nicht?«, erkundigte sich Elena. »Obwohl Sie so lange mit uns ausgehalten haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass das feste Land Ihre erste Wahl ist. Was ist mit Ihrer Familie?«
    Riks Kiefermuskeln traten hervor. Elena sah die Leere in seinem Blick und begriff, dass sie trotz seiner Zurschaustellung von Stärke und Humor dieses fehlende Stück an ihm gespürt hatte, und zwar von Anfang an; als wäre er ein Gefäß, das darauf wartete, gefüllt zu werden. Elena glaubte zwar nicht, dass Rik gebrochen war, aber seine Gefangenschaft hatte ihn fast zugrunde gerichtet. Vielleicht war auch nicht nur seine Zeit in der Einrichtung dafür verantwortlich; sie wusste schließlich so gut wie nichts über diesen jungen Mann und das Leben, aus dem er gerissen worden war.
    »Ich habe keine Familie«, bestätigte er
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