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SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

Titel: SGK264 - Im Wartesaal der Leichen
Autoren: Larry Brent
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wie ein Stein und randvoll mit Wasser gefüllt.
    Iwan schaffte es, den zweiten Nagel in die Höhe zu treiben. Er
meinte, ein Zentnergewicht zu stemmen. Diese Kraftlosigkeit... Sauerstoff,
schrie es in seinem Innern.
    Doch er konnte jetzt nicht nach oben tauchen.
    Er glaubte, die Brust würde ihn zerreißen, als er sich bemühte,
den dritten Nagel aus dem Holz zu heben.
    Die Zeit kam ihm doppelt so lange vor.
    Er mußte nach oben. Er konnte nicht mehr...
    Knirschend schob sich der Nagel aus dem Holz.
    Alles um ihn herum begann zu kreisen. Seine Zellen litten unter
Sauerstoffmangel. Er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um nicht in die
Höhe zu steigen und den Freund nicht im letzten Augenblick doch noch im Stich
zu lassen.
    X-RAY-7 drehte die Axt herum und schlug mit dem abgeflachten
hinteren Teilstück gegen den spaltbreit geöffneten Sargdeckel.
    Getroffen!
    Der Deckel klappte vollends auf.
    Larry Brent wurde vom Auftrieb des Wassers sofort aus dem Innern
seines makabren Gefängnisses herausgedrückt und schwebte, gefesselt an Armen
und Beinen, halb aus dem Sarg seitlich an Kunaritschew vorbei.
    Der Russe nahm den Freund nur wie einen Schemen wahr.
    Plump und schwerfällig bewegte er seinen Körper auf Larry zu, von
dem er nicht wußte, ob er überhaupt noch am Leben war.
    Und in der Düsternis hinter Larry Brent glomm plötzlich ein
gespenstisches, fahles Licht auf, das rasch näher kam.
    Iwan Kunaritschew achtete nicht darauf und war ganz auf die
Rettung des Freundes fixiert, dem er mit der Axt die Hand- und Fußfesseln
durchschlug.
    Auf dem Meeresgrund lief das Ungeheuer.
    Es bestand nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Plastik, Metall
und elastischem Gummi.
    Was da auf acht Beinen stakte, sah aus wie ein überdimensionaler
Krake, ein Monster aus der Tiefsee - aber es war ein technisches Wunderwerk,
entstanden in einer Zeit, als es auf der Welt erst wenig Technik gab.
    Wie riesige Augen erschienen die großen, runden Fenster, durch die
das fahle Licht sickerte. Es vertrieb die Schatten rund um das künstliche
Monster und erreichte jetzt auch die Stelle, an der der Sarg auf dem
Meeresboden ankam und Iwan Kunaritschew seinem Freund kurzerhand unter die
Achseln griff. So schnell wie möglich stieß er nach oben.
    X-RAY-7 stand dicht vor der Bewußtlosigkeit.
    Um ihn herum wurde es schwarz und er hatte das Gefühl, als würden
Zentnergewichte auf seinem Körper lasten.
     
    *
     
    Die verzweifelte Rettungsaktion, die plötzlich nicht mehr nur
seinem Freund Larry galt, sondern auch ihm, der sich in Todesgefahr begeben
hatte, wurde aus dem >Schwimmenden Versteck< von Dr. X beobachtet.
    Der Schatten, der noch immer auf der oberen Gesichtshälfte der
geheimnisvollen Frau lag und wie eine Halbmaske aussah, schien sich in den
letzten Stunden weiter verstärkt zu haben.
    Den Blicken der Rätselhaften entging nichts.
    Hinter dem großen Bullauge spielte sich alles ab wie auf einer
Kinoleinwand.
    Das fahle Licht erreichte jetzt den tief ins Wasser ragenden Rumpf
der Dschunke. Sie bewegte sich langsam in nördlicher Richtung auf die Insel mit
dem Totenhotel zu.
    Seetang und Schimmel klebten am Schiffsleib.
    Das Schwimmende Versteck glitt mit einer seltsam bizarren,
schaukelnden Bewegung durch das Wasser. Der metallisch schimmernde Körper wurde
wie der Leib eines Kraken ständig auf und ab, hin und her bewegt, und die Reise
war alles andere als bequem.
    Der zentrale Körper wurde von insgesamt acht Beinen gestützt und bewegt.
Deutlich war jedoch zu sehen, daß sich in dem kuppelartigen Behältnis die
Vorrichtungen für zwei teleskopartig ausfahrende Zusatzbeine befanden.
    Eines davon baumelte als zusammengeschrumpftes Anhängsel in der
Strömung, war nur etwa dreißig Zentimeter groß und mit einem Verschlußstück
versehen, so daß kein Wasser in das Innere dringen konnte.
    Von dem anderen war nur noch die Halterung zu sehen. An der Stelle
gab es in der Kuppel eine schuppige Metallplatte, die hermetisch die Öffnung
verschloß.
    Etwa zwei Meilen vom augenblicklichen Standort der Dschunke und
des Schwimmenden Verstecks von Dr. X entfernt lag die Insel mit dem Totenhotel.
    In zehn Metern Tiefe hing ein dreiundzwanzig Meter langer,
schwarz-grüner Schlauch, der einen Durchmesser von etwa zweieinhalb Metern
aufwies. Der Schlauch klebte vor der Einbruchstelle in die Kellerräume des
Leichenhotels. Von hier aus war Dr. X mit ihrem Faktotum Thomas in die makabre
Stätte eingedrungen, hatte Yee Keong in ihre hypnotische
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