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SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X

SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X

Titel: SGK236 - Die Mordwespen des Dr. X
Autoren: Larry Brent
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war mit Brettern vernagelt. Doch die waren
nicht alle so festgefügt, daß man nicht wenigstens zwei von ihnen hätte zur
Seite drücken können.
    Mathew Wilkins zeigte sich erstaunt. »Das sieht ja gerade so aus,
als ob du schon hier gewesen seist ...«
    Hoggart nickte und grinste.
    Die Öffnung war groß genug, daß ein ausgewachsener Mann sie
geduckt passieren konnte.
    In der Dunkelheit war kaum etwas wahrzunehmen. Nur Hoggart schien
sich hier bestens auszukennen. Im Turm führte eine morsche Holztreppe zum
nächsten Treppenabsatz. Von dort aus ging es wieder zehn Stufen weiter, ehe die
nächste Biegung folgte. Durch die Mauerritzen und winzigen, vergitterten
Fenstern fiel schwaches Sternenlicht und der bleiche, gespenstische
Silberschein der Mondsichel, die hinter den dichten Wipfeln der Parkbäume
auftauchte.
    Die Holztreppe knarrte unter den Schritten der beiden Männer, und
der Untergrund wackelte wie ein zäher Pudding.
    »Wo führst du mich denn hin ?« stieß
Wilkins hervor.
    »In die Turmspitze, Mathew. Dort hängen sie .«
    Wilkins biß sich auf die bleiche Unterlippe, und zwar so fest, daß
seine Schneidezähne tiefe Eindrücke hinterließen, die sich blutrot färbten.
    Er wollte seinen Worten noch etwas hinzufügen.
    Doch da geschah es .
    Krachend brach die Treppe unter ihm.
    Ruckartig verschwand Wilkins’ rechtes Bein in dem Loch, und er gab
einen wilden, markerschütternden Schrei von sich.
    Richard Hoggart wirbelte wie von einer Tarantel gebissen herum. Der
hagere Mann ging in die Hocke, und im nächsten Moment klatschte seine flache
Hand auf Mathew Wilkins’ Mund und erstickte dessen Schrei.
    »Bist du verrückt ?« zischte er. »Wie
kannst du nur so schreien? Die anderen dürfen’s doch nicht wissen ... verdammt
noch mal !«
    Wilkins zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub, als er sich mit
Hoggarts Hilfe aus dem Loch befreite.
    »Ich wäre beinahe in die Tiefe gestürzt . «, sagte er mit schwacher Stimme. Er riskierte eine Blick in den zwielichten Abgrund und preßte sich an die rauhe, kahle Mauer, als
fürchte er, auf der anderen Seite der Treppe nach unten zu stürzen.
    Immer an der Wand entlang brachten sie die restlichen Stufen
hinter sich, und Hoggart schien es überhaupt nichts auszumachen, den fast
dreißig Meter hohen Turm zu erklimmen.
    Mehr als einmal warf der Hagere einen Blick durch die winzigen,
quadratischen Fenstern nach draußen. Er wollte sich vergewissern ob durch
Wilkins’ Schrei niemand herbei gelockt worden war, der ihr nächtliches
Unternehmen beobachtete.
    Mathew Wilkins wollte mehr als einmal aufgeben und redete davon,
daß es doch besser wäre, wieder ins warme Bett zurückzukehren.
    Doch sobald Hoggart die rätselhaften Wespen erwähnte, die er in
der Turmspitze entdeckt haben wollte, spornte das den Untersetzten an, als
hätte man ihm alle Reichtümer der Welt versprochen.
    Er wollte Gewißheit haben! Er wollte sie sehen .
    Dann waren die beiden Männer endlich oben. Der Boden war staubig
und voll kleiner Steine und Mörtel, der von den Wänden abgeplatzt war.
    »Und? Wo sind sie denn ?« fragte Wilkins
nervös und blickte sich in der Runde um. »Ich kann nichts sehen. Du hättest
eine Taschenlampe mitnehmen sollen .«
    Mit diesen Worten reckte er den Kopf und stierte in das dunkle
Dachgebälk, das spitz über ihn zulief wie ein überdimensionaler Zuckerhut.
Durch die Ritzen fiel kaltes Sternenlicht. Dort oben hingen sie ...
Fledermäuse, aber keine Wespen, wie Hoggart versprochen hatte.
    »Du hast mich belogen !« entfuhr es
Wilkins. Sein Gesicht lief puderrot an, und mitten auf seiner Stirn schwoll
seine Zornesader. Er wirkte wie ein Verzweifelter, der sich keinen Rat mehr
wußte, der sich gehetzt umblickte, um doch noch das zu entdecken, was man ihm
versprochen hatte. »Du hast mich getäuscht ... Du bist ein böser Mensch,
Hoggart !«
    »Sieh genau hin«, fuhr der Hagere ihm ins Wort. »Da oben ...
weiter links ... Komm, trete ein paar Schritte zurück und du wirst es ganz
deutlich sehen. Sie sind da, und niemand kann sie mehr verscheuchen !«
    Mit diesen Worten trat Richard Hoggart seitlich neben das Fenster.
Wie gebannt noch immer nach oben starrend, folgte ihm Wilkins.
    Hier auf der obersten Etage waren die Fensterlöcher groß und die
Bänke niedrig gezogen. Hinter der Fensteröffnung breitete sich das nächtliche
Himmelsgewölbe aus, an dem die Sterne funkelten.
    »Ja ... ja, jetzt kann ich’s sehen, tatsächlich ...«, entrann es
Wilkins’ Lippen, und
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