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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Autoren: Isabella Bernstein
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einer kleinen Fotoshow meine Freundinnen wissen, dass nicht nur reine Lust und Entertainment auf mich warten, sondern harte Arbeit. Sarah antwortet auf ihre typische Art.
    »Der tollertyp67 , den du mir geschickt hast, der mit dem blitzenden Goldzahn, erinnert mich an meinen Onkel Rudi, Gott hab ihn selig. Nicht gerade der optische Knüller, aber vielleicht nimmt er ja Viagra!«
    Danke, so weit sind wir noch nicht, liebe Ehefrau!

Unbestechliche Linse
    Es gibt einfach Menschen, die nicht fotogen sind und auch nicht wissen, wie man geschickt posiert, sei fair, dachte ich, als ich wieder ein Gruselfoto von einem fürchterlich aussehenden wolfie kriegte, der auch noch mit mir chatten wollte.
    Das Wort »chatten« allein ging mir inzwischen extrem auf die Nerven - und ich liebe die englische Sprache! Aber »reden« tut man ja nicht in dem Sinne, wenn man online
ist, eher ist es ein »Tipp-Plappern«, und zwar ein ziemlich anstrengendes. Wobei ganz offensichtlich jegliche Art des Nachdenkens wegfallen muss, sonst ergeben sich diese seltsam versetzten Dialoge, bei denen die falschen Fragen mit den falschen Antworten auf dem Computer stehen und man sich kopfschüttelnd fragt, ob denn Flinkheit immer nur gut ist.
    Normales Reden wäre da einfacher.
    Allerdings, auch wenn ich den alten Zeiten des Papiers und der Liebesbriefe mit Lippenabdrücken nachtrauere, finde ich interessant, wie sich unsere Wortwahl und die Persönlichkeit ändern, wenn wir im schnellen Dialog stehen. Allerdings kann man unverblümter und ironisch sein.
    Ein Taucher aus Österreich ohne Foto fragte zum Beispiel, ob ich an einer Affäre interessiert sei.
    Ich antwortete: »Ohne Foto bestimmt nicht.«
    Dann mailte er mir: »Ich sehe gut aus, natürlich, oder findest du etwa nicht?«
    Er schickte mir ein Bild von einem Klops am Pool, und ich antwortete: »Nein danke, du bist nicht schön genug. Ich hoffe, du hast bisher nicht zu viele Fische verscheucht.«
    Das hätte ich nicht unbedingt jemandem ins Gesicht gesagt.
     
    Was mir einen sehr großen Schock versetzte, war dann mein Experiment mit dem Chatten mit Kamera. Ich hatte bisher keine Webcam an meinem Computer und fand eine solche Einrichtung auch zu dicht dran, ohne wirklich intim zu sein.
    Mir gefällt es besser, Kontrolle über mein Foto zu haben und nur die besten, eigens von mir ausgewählten Bilder unter die Menschenheit zu verteilen.

    Ja, und dann kriegte ich mein neues Notebook, das eine integrierte kleine Kamera hat, mit der auch ich mein chattendes Selbst auf den großen Unbekannten loslassen konnte.
    Ich saß frühmorgens im Bett und wollte die Kamera erst einmal ausprobieren, eine ausgezeichnete Idee, wie ich ziemlich schnell feststellte. Denn da war ich, ein mit Lippenstift, ohne den ich mich nackt fühle, und Wimperntusche verziert sehr vorzeigbares Wesen, als Schreckgespenst mit faltigem Hals und irgendwie nicht so frischen Zügen, was allerdings auch an der Kopfstellung liegt, wenn man einen Laptop auf den Schenkeln hat.
    Nun gut, warum nicht brutal ehrlich sein: Ich fand mich erschreckend hässlich.
    Ich schaltete die Kamera sofort aus, als hätte mir der schwatzhafte Spiegel aus Schneewittchen ungefragt mein ungeschminktes Bild um die Ohren geschlagen, und schwor mir, sie nie wieder auch nur zum Spaß anzustellen - es sei denn, ich war nett zurechtgemacht und hatte vorher den Raum ein wenig schmeichelnd ausgeleuchtet.
    Mich hatte die exhibitionistische Welt des Chattens mit Kamera jedenfalls verloren.

Ohne Scham und falsche Scheu

    Trotzdem: Es ist erstaunlich und sehr positiv, dass sich auch reife, ältere, alte, nicht mehr junge Leute - oder wie auch immer man die Gruppe der Sechzig-plus-Mitmenschen politisch korrekt nennen darf - in die Dating-Szene eingemischt haben.
    Virtuell und ohne Scham.
    Was ganz früher im Familien- und Freundesrahmen abgehandelt wurde, nämlich das Verkuppeln, ist öffentlich gemacht worden und findet vierundzwanzig Stunden am Tag statt. Es gibt auch immer noch so etwas wie das klassische Eheanbahnungsinstitut. Das ist übrigens eines der schönsten längsten Wörter, mit dem man Ausländer, die unsere Wortketten fürchten und bewundern, so richtig erfreuen kann.
    Der Begriff »Institut« soll der Sache einen wissenschaftlichen und seriösen Anstrich geben, und es stimmt ja auch, Heirat ist eine Wissenschaft für sich - eine nach wie vor unentdeckte.
    »Kontaktbörse« wiederum, auch ein viel benutztes Wort, hört sich unverfänglich und
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