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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre
Autoren: Angie Sage
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war, aber er bemühte sich nach Kräften. Nachdem er den Inspektionskreisel abgeschritten hatte, kehrte er auf die Beobachtungsstation zurück. Nun kam der Augenblick, vor dem er sich am meisten fürchtete. Aber er konnte ihn nicht länger hinausschieben. Er musste in die Feuerkammer hinabsteigen.
    Eine geschwungene Metalltreppe schraubte sich um den Bauch des Kessels herum in das Halbdunkel darunter, das nur ein paar verstreute Feuerkugeln erhellten. Langsam stieg Marcellus in die Tiefe, dem Geruch feuchter Erde entgegen. Auf der untersten Treppenstufe blieb er stehen und wappnete sich. Er war überzeugt, dass der Höhlenboden mit den Überresten der Trommlinge bedeckt war, und der Gedanke, ihre kleinen zarten Knochen wie Eierschalen zu zertreten, war ihm unerträglich.
    Es dauerte mehrere Minuten, ehe er es wagte, den Fuß auf den Boden zu setzen. Zu seiner Erleichterung erklang kein grässliches Knirschen. Er tat einen zweiten Schritt – auf Zehenspitzen –, dann noch einen. Nur nackte Erde unter seinen Füßen. So arbeitete er sich behutsam um den Kessel herum, wobei er nach jedem Schritt mit dem Hammer dagegenklopfte und lauschte, ehe er weiterging. Kein einziges Mal trat er auf etwas, was auch nur im Entferntesten knirschte. Er nahm an, dass die zarten Knochen bereits zu Staub zerfallen waren. Nachdem er den Kessel einmal ganz umrundet hatte, wusste er, dass alles in Ordnung war.
    Nun wurde es Zeit, das Feuer in Gang zu setzen.
    Auf die Beobachtungsstation zurückgekehrt, folgte Marcellus einem anderen, erschreckend wackligen Laufgang, der in zehn Metern Höhe quer durch die Höhle verlief. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen, froh über das Licht, das die direkt darunter aufgestellten Feuerkugeln spendeten. Schließlich gelangte er zu einer Felskammer, die in die Rückwand der Höhle gehauen war, und betrat sie. Er war wieder in seinem alten Kontrollraum.
    Im Lauf der Jahrhunderte hatte sich eine dicke Staubschicht angesammelt, aber Marcellus konnte sehen, dass darunter alles glänzte und die Wände weiß getüncht waren – von dem schmierigen Ruß, der alles bedeckt hatte, war keine Spur mehr zu entdecken. Marcellus ging zur hinteren Felswand, an der neben einer Reihe von Eisenhebeln ein großes Messingrad angebracht war. Er holte tief Luft und legte die Hände auf das Rad. Es ließ sich leicht bewegen. Während er langsam daran drehte, hörte er, wie sich die Steuerungskette, die durch den Fels nach oben zum Unterfluss führte, mit einem dumpfen Rasseln in Bewegung setzte. Irgendwo weit über ihm öffnete eine Schleuse ihre Klappe. Lautes Gurgeln hallte durch die rußschwarze Nacht des Alchimie-Kais, und das aufgestaute Wasser geriet in Fluss. Marcellus vernahm ein Grollen im Innern des Gesteins, als das heranstürzende Wasser alte Kanäle erreichte und das Reservoir hinter der Höhlenwand füllte.
    Nun trat Marcellus zu einer Reihe von einundzwanzig kleineren Rädern weiter hinten. Sobald das Feuer brannte, musste er die überschüssige Hitze abführen können. Früher hatte man sie durch die heutigen Eistunnel geleitet und oben in der Burg ältere Häuser damit beheizt. Aber Marcellus hatte der jetzigen Außergewöhnlichen Zauberin, Marcia Overstrand, versprechen müssen, die Eistunnel zu erhalten. Aus diesem Grund musste er die Nebenlüftungsanlage öffnen – ein Netz von dünnen Rohren, die sich bis hinauf an die Erdoberfläche verzweigten.
    Noch wollte Marcellus nicht riskieren, entdeckt zu werden. Er brauchte Zeit, um das Feuer in Gang zu setzen, und Zeit, um zu beweisen, dass es für die Burg keine Gefahr darstellte. Marcia hatte ihm zwar erlaubt, das Feuer zu entzünden, aber wie er wusste, dachte sie dabei an das Feuer in dem kleinen Ofen in der Großen Kammer der Alchimie und Heilkunst. Und er hatte sie in dieser falschen Annahme sogar noch bestärkt. Julius Pike hatte nämlich zu ihm gesagt, er werde dafür sorgen, dass nie wieder ein Außergewöhnlicher Zauberer die Erlaubnis zur Öffnung der Feuerkammer geben werde – und Marcellus hatte ihm geglaubt.
    Aus diesem Grund wandte sich Marcellus nun den kleinen Messingrädern zu, mit denen sich überall in der Burg verteilte Lüftungsrohre öffnen ließen, durch welche die überschüssige Hitze des erwachenden Feuers entweichen konnte. Marcellus hatte lange über diesen Punkt nachgedacht – er durfte nur dort Lüftungsrohre öffnen, wo sich die plötzlich auftretende Wärme auf andere Ursachen schieben ließ. Jetzt fischte er einen
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