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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk
Autoren: Angie Sage
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weiterer Schritt, der sie ihrem Traum ein Stück näher brachte. Und so verbrachte sie die nächsten sieben Jahre und einen Tag als Althers Lehrling im Zaubererturm.
    Marcia lächelte in sich hinein. Alther Mella war ein wunderbarer Zauberer gewesen. Seine Kurse machten Spaß. Er verlor nie die Geduld, wenn mal ein Zauber misslang, und hatte immer einen neuen Witz auf Lager. Und er war ein sehr mächtiger Zauberer. Wie gut er war, hatte sie erst richtig begriffen, als sie selbst Außergewöhnliche Zauberin wurde. Vor allem aber war Alther ein wunderbarer Mensch gewesen. Ihr Lächeln erstarb, als sie an die Umstände dachte, unter denen sie seine Nachfolge angetreten hatte. Sie rief sich den letzten Tag im Leben Alther Mellas ins Gedächtnis, jenen Tag, den die Wächter heute den Tag Eins nannten.
    Gedankenversunken stieg Marcia die schmale Treppe zu dem breiten, überdachten Wehrgang hinauf, der direkt innen an der Ringmauer entlanglief. Es war der kürzeste Weg zum Ostend, wie die Anwanden neuerdings hießen, und genau dort wollte sie heute hin. Der Wehrgang durfte eigentlich nur von den bewaffneten Wächterpatrouillen benutzt werden, doch Marcia wusste, dass niemand die Außergewöhnliche Zauberin daran hindern würde, nicht einmal in diesen Zeiten. Statt also durch unzählige kleine und mitunter überfüllte Korridore zu kriechen, wie sie es vor vielen Jahren getan hatte, flitzte sie durch den Wehrgang, bis sie etwa eine halbe Stunde später eine Tür erblickte, die sie sofort wieder erkannte.
    Sie holte tief Luft. Hier ist es, sagte sie sich.
    Sie nahm die Treppe, die vom Wehrgang hinabführte, und stand vor der Tür. Sie wollte sich gerade dagegen lehnen und ihr einen Stoß geben, als die Tür über ihren Anblick erschrak und aufsprang. Marcia flog hinein und prallte gegen die ziemlich glitschige Wand gegenüber. Die Tür knallte zu, und Marcia stockte der Atem. Im Gang war es dunkel und feucht, und es roch nach gekochtem Kohl, Katzenpisse und Moder. Sie hatte die Anwanden ganz anders in Erinnerung. Damals, als sie noch hier gewohnt hatte, war es in den Gängen warm und sauber gewesen. In regelmäßigen Abständen an der Wand angebrachte Schilffackeln hatten für Licht gesorgt, und die stolzen Bewohner hatten jeden Tag gefegt.
    Marcia hoffte, dass sie den Weg zum Zimmer von Silas und Sarah Heap noch fand. In ihrer Lehrzeit war sie oft an ihrer Tür vorbeigekommen. Sie hatte sich immer beeilt und gehofft, dass Silas sie nicht sah und hereinbat. An den Lärm erinnerte sie sich am lebhaftesten, an den Radau der vielen kleinen Jungs, die schrien, tobten, rauften und taten, was kleine Jungs eben so tun, obwohl Marcia nicht genau wusste, was kleine Jungs so taten, da sie Kindern nach Möglichkeit lieber aus dem Weg ging.
    Marcia wurde nervös, als sie allein durch die düsteren dunklen Gänge ging, und fragte sich, wie ihr erster Besuch bei Silas seit über zehn Jahren wohl verlaufen würde. Was sie den Heaps zu sagen hatte, würde ihr nicht leicht über die Lippen gehen, und sie fragte sich sogar, ob Silas ihr überhaupt glauben würde. Er war halsstarrig und brauste leicht auf, und sie wusste, dass er sie nicht besonders gut leiden konnte. Mit solchen Gedanken im Kopf eilte sie zielstrebig durch die Gänge, ohne nach links und rechts zu schauen.
    Hätte sie sich die Mühe gemacht, nach links und rechts zu schauen, hätte sie sich über die Reaktion der Leute gewundert. Es war acht Uhr in der Frühe, Stoßzeit, wie Silas Heap zu sagen pflegte. Hunderte Menschen mit blassen Gesichtern machten sich auf den Weg zur Arbeit. Sie blinzelten mit schläfrigen Augen in die Dunkelheit und waren wegen der feuchten Kälte fest in ihre dünnen, billigen Mäntel gewickelt. Wer konnte, mied die Korridore auf der Nordseite während der Stoßzeit. Der Menschenstrom trug einen fort, oft an der gewünschten Abzweigung vorbei, bis man es irgendwie schaffte, sich durch das Gewühle zu zwängen und in den Strom einzutauchen, der sich in die entgegengesetzte Richtung wälzte. Während des Stoßverkehrs war die Luft immer von Klagen erfüllt:
    »Lasst mich hier raus, bitte!«
    »Hören Sie doch auf, so zu drängeln!«
    »Ich muss hier abbiegen! Ich muss hier abbiegen!«
    Doch Marcia hatte den Stoßverkehr versiegen lassen. Dazu war kein Zauber nötig – bei ihrem bloßen Anblick blieb jeder wie angewurzelt stehen. Die meisten Leute auf der Nordseite hatten die Außergewöhnliche Zauberin noch nie gesehen. Und wenn jemand sie schon einmal
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