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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande
Autoren: Helmut Höfling
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deinen Hintern in Ruh, Sepplbaby, der ist jetzt so glatt wie ’n Affenpopo.“
    „Depp!“
    Das war das einzige, was Sepp darauf erwiderte, aber die Liebkosung ging im schallenden Gelächter der andern unter. Sepp machte einen Schritt vorwärts, um den Kreis zu durchbrechen, der ihn umgab, als ihm der dicke Willem schroff entgegentrat. Wie ein Polizist vor einem Verbrecher — so baute sich Willem vor Sepp auf. Mit einem Kopfnicken deutete der dicke Willem auf die Reißnägel am Boden und quetschte zwischen den kaum geöffneten Lippen hervor: „Die gehören mir.“
    „Ich will sie ja gar nicht“, versicherte ihm Sepp.
    „Aufheben!“
    „Heb sie doch selbst auf!“ trotzte Sepp dem wesentlich größeren und stärkeren Herausforderer.
    Da machte der dicke Willem eine rasche Bewegung nach vorn und trat Sepp auf die rechten Zehen, daß dieser am liebsten aufgeschrien hätte. Doch er biß die Zähne zusammen.
    „Na, wird’s bald?“ drohte der dicke Willem und verstärkte den Druck mit seinem Schuh.
    Sepps Blick prallte an einer Mauer hämischer und schadenfroher Gesichter ab. Angst empfand er nicht, obwohl er wußte, daß sie ihn ohne viel Federlesens zusammenhauen würden. Aber sollte er sich schon gleich während der ersten Stunde in der neuen Schule prügeln? Das machte bestimmt keinen guten Eindruck. Doch falls er jetzt nachgab — hatte er sich damit nicht gleich zu Anfang diesem Muskelprotz Willem unterworfen, der nichts anderes zu kennen schien, als alles kleinzuschlagen, was sich seinen Herausforderungen nicht bedingungslos beugte?
    Diese Gedanken schossen Sepp durch den Kopf, als er über ein paar Jungen hinweg jenseits der Schulhofmauer ein Schaufenster erspähte und darüber das Firmenschild: „Josef Pütz — Schreibwaren.“
    Er hatte das alles nur seitlich aus den Augenwinkeln heraus wahrgenommen, gewissermaßen nur mit den Augen gestreift, aber es genügte ihm. Sein wutverhärtetes Gesicht entspannte sich — ein triumphierendes Lächeln huschte darüber.
    Der dicke Willem war zu plump und dickhäutig, um das zu bemerken. Er spürte nur, wie das trotzige Aufbegehren des andern zerbrach, wie seine Widerstandskraft erlahmte. Verächtlich schnaubte Willem durch seine Nasenlöcher, denn es entging ihm nicht, daß Sepp seinen Fuß unter seinem schweren Schuh hervorzog, gehorsam und ergeben wie ein geprügelter Hund.
    Sepp bückte sich, klaubte die sechs Reißbrettstifte auf dem Boden zusammen und reichte sie dem dicken Willem.
    „Na also, warum nicht gleich?“ stichelte der Sieger.
    Willem ließ die Reißbrettstifte in die Hosentasche gleiten und stolzierte davon, aufgebläht wie ein radschlagender Pfau.
    In diesem Augenblick schellte es: Die Pause war vorüber. Lärmend und schwatzend kehrten die Schüler in ihre Klassen zurück.
    Nur einer stahl sich unauffällig davon: Sepp! Er drückte sich wenige Sekunden am Ausgangstor des Schulhofs herum — und als er sich unbeobachtet fühlte, stürzte er durch das Tor auf die Straße hinaus und rannte hinüber zum Schreibwarengeschäft des Herrn Pütz...
    Gerade als ein Junge die Tür des Klassenzimmers hinter Dr. Pöttgen schließen wollte, kam Sepp noch angeschossen. Er schnaufte noch, als der Studienrat bereits mit dem Deutschunterricht begonnen hatte.
    Sepp wartete auf seine große Stunde! Sie kam eher als erhofft...
    Bereits in der zehnten Minute wurde der dicke Willem aufgerufen. Er druckste und quetschte an der Antwort herum wie ein Papagei, der sprechen lernt; dabei war er so zappelig, daß er nicht merkte, wie Sepp eine ganze Schachtel Beißbrettstifte auf seinen Sitzplatz auskippte.
    Den Dahintersitzenden entging dieser Anschlag allerdings nicht, und einer zischte dem dicken Willem sogar eine Warnung zu, die dieser jedoch nicht verstand, da er sich zu sehr in dem Unsinn verheddert hatte, den er auf die Frage des Lehrers verzapfte.
    „Setzen!“
    Studienrat Dr. Pöttgen sagte nur dieses eine Wort, aber es klang vernichtend wie ein Todesurteil.
    Noch einmal zischte der Hintermann. Willem wandte auch flink den Kopf dorthin — aber es war bereits zu spät: Der Lehrer wollte von ihm nichts mehr wissen.
    Zerknirscht darüber, daß er ausgerechnet jetzt nach seinem Triumph über Sepp so jämmerlich im Unterricht versagt hatte, plumpste der dicke Willem wie ein Mehlsack auf seinen Stuhl — um schon im nächsten Augenblick raketenschnell hochzuschießen und dabei zu quietschen wie ein ganzer Ferkelstall.
    Vom Lehrerpult kam eine zweite Rakete
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