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Sepp und seine Bande

Sepp und seine Bande

Titel: Sepp und seine Bande
Autoren: Helmut Höfling
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preschten die Blauen vom Mozart-Gymnasium erneut vor und wirbelten die Verteidigung der Gelben durcheinander. Etwa fünf Minuten lang dauerte das an — dann war das Strohfeuer erloschen.
    Ganz allmählich hatten sich die Gelben gefangen und gingen nun ihrerseits zum Gegenangriff über. Und siehe da — mit einemmal rollte der Ball zügig von Mann zu Mann, glatt und genau zugespielt wie bei einem Trainingsspiel — und plötzlich, wie aus heiterem Himmel, durchbrach Flöhchen, der Rechtsaußen, die gegnerische Abwehr, umspielte sogar noch den herauslaufenden Torwart und schob das Leder seelenruhig ins leere Gehäuse!
    Der dicke Willem vergaß alle Ermahnungen des Arztes und wetzte aufs Spielfeld, um seinen Kameraden zu helfen, das arme Flöhchen vor überschäumender Freude zu erdrücken. Bei den Beethoveranern war die Hölle los!
    1:1 stand es jetzt in der 53. Minute. Nun ging es um die Wurst!
    Die Mannschaft vom Mozart-Gymnasium wollte es jetzt wissen. Wild und überhastet drängten die Spieler nach vorn, und besonders der lange Schmitz gebärdete sich dabei so ungestüm wie ein Wachhund, der sich von der Kette losgerissen hat. Schuß auf Schuß wurde auf das Tor der Gelben abgefeuert, manche harmlos, manche gefährlich, einige sogar äußerst gefährlich — doch Sepp, der Tausendsassa, war überall. Er sprang, wirbelte und hechtete durch die Luft. Es war, als stünden ein halbes Dutzend Sepps im Kasten und jeder von ihnen habe ein halbes Dutzend Arme und Beine.
    Er hielt aber auch die unmöglichsten Sachen! Selbst Willem war so platt, daß er oft kein Wort mehr hervorbrachte.
    Nur hin und wieder gelang der Mannschaft vom Beethoven-Gymnasium ein Gegenangriff — aber wenn, dann waren sie auch gefährlich!
    „Beethoven vor — noch ein Tor!“
    So wurden sie dabei immer wieder von ihren Schlachtenbummlern angefeuert.
    Und einer dieser Konter, bei denen die Hintermannschaft der Mozartaner nicht immer gut aussah, führte vier Minuten vor dem Schlußpfiff dann zum Erfolg! Diesmal war der Mittelstürmer mit nach vorn gegangen, hatte eine weite Vorlage von Männe aufgenommen und mit eiserner Ruhe zum 2:1 eingeschossen.
    Die Schlachtenbummler vom Beethoven-Gymnasium standen köpf.
    Sogar Dr. Pöttgen ließ alle Würde sausen und schrie unablässig „Tor!“, obwohl die Blauen schon längst wieder Mitte gemacht hatten und mit dem Mut der Verzweiflung Sepps Tor berannten. Die gesamte Beethoven-Elf machte jetzt jedoch ihren Laden dicht, und die Schüsse, die durch ihre Mauer drangen, meisterte Sepp mit traumwandlerischer Sicherheit.
    Als endlich der Schlußpfiff ertönte, stürmten Hunderte von Schülern das Kampffeld, hoben ihre Elf auf die Schultern und trugen sie im Siegestaumel in den Umkleideraum.
    Am meisten gefeiert wurde Sepp, und der dicke Willem rannte hinter ihm her wie ein Wachhund und paßte auf, daß ihn niemand zerquetschte.
    „Wir haben 2:1 gewonnen — hipp-hipp, hurra — hipp-hipp, hurra!“
    So sangen Beethovens Jünger, während die Spieler und Schüler vom anderen Gymnasium verdrossen den Kopf hängen ließen. Sie waren durch diese Niederlage aus dem Rennen geworfen worden. In den Endkampf konnten sie nicht mehr eingreifen.

Ein riesengroßer Hornochse kommt zu Verstand

    Erst als sie den Umkleideraum betraten, ließen die Schlachtenbummler ihren Torwart Sepp von den Schultern herunter. Doch kaum stand er wieder auf seinen eigenen zwei Beinen, da schlug der dicke Willem ihm begeistert auf die Schulter.
    „Also ehrlich, Sepp, ohne dich hätten wir haushoch verloren! Klar wie Kloßbrühe! Die andern hatten faustdicke Möglichkeiten, aber du hast sie rein zur Verzweiflung gebracht. Hast du gesehn, wie der lange Schmitz vor Wut gekocht hat? Jedesmal, wenn er meinte, schon ein Tor geschossen zu haben, warst du gerade noch im letzten Augenblick dazwischen. Mann, ich habe die Hose naß gemacht — so aufregend war das!“
    Sepp lachte vor Glück und Stolz — endlich war er einer von ihnen geworden; sie hatten ihn anerkannt, und es gab keine trennende Schranke mehr zwischen ihnen — erst recht keine Feindschaft. Sosehr ihm die Bewunderung wohltat — er wollte auch dem dicken Willem ein nettes Wort sagen und meinte deshalb:
    „Wenn du im Tor gestanden hättest, Willem, dann hätten wir bestimmt genauso gewonnen.“
    „Klar wie Kloßbrühe!“ Der dicke Willem streckte die Brust heraus, als er das behauptete, und er konnte sich bei aller Anerkennung für Sepps Leistung doch nicht die Bemerkung
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