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Sepp und das Millionending

Sepp und das Millionending

Titel: Sepp und das Millionending
Autoren: Helmut Höfling
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Saalwärter.
    „Ah, deswegen sind in den letzten beiden Tagen schon mehrere Jungen in eurem Alter hier gewesen. Und gerade vor diesem einen Werk von Dürer haben sie immer besonders lange gestanden und miteinander gesprochen.“
    „Ja“, bestätigte Sepp, „das waren bestimmt unsere Klassenkameraden.“
    „Ihr geht wohl aufs Gymnasium?“
    „Stimmt!“ erklärte Männe. „Ins Beethoven-Gymnasium.“
    „Wir sind schon in der neunten Klasse!“ fügte Flöhchen stolz hinzu.
    „Na, dann habt ihr ja fast schon die Hälfte geschafft bis zum Abitur. Ein Enkel von mir geht auch ins Gymnasium. Aber er ist erst in der siebten Klasse.“
    „Auch im Beethoven?“
    „Nein, im Mozart-Gymnasium.“

    „Schlappschwänze — die vom Mozart-Gymnasium!“ maulte der dicke Willem und machte eine geringschätzige Handbewegung. „Erst vor ein paar Wochen haben wir ihre Mannschaft 2:1 geschlagen.“
    „Im Fußball, meinte er“, erläuterte Männe.
    Der weißhaarige Museumsdiener lachte. „Über Fußball wollten wir ja eigentlich nicht reden.“
    „Ja“, hakte Sepp geschickt ein, „wir suchen ja das Bild ‚Ritter, Tod und Teufel’.“
    „Richtig! Also dann geht ihr jetzt dort den Gang entlang bis zum Saal VIII auf der linken Seite. Dort hängt das Bild an der rechten Wand, ungefähr in der Mitte.“
    „Vielen Dank!“ sagte Sepp.
    Die Jungen wandten sich bereits ab, als der Museumsdiener noch hinzufügte: „Wenn ihr’s nicht gleich finden solltet, dann fragt nur noch einmal meinen Kollegen dort. Der hilft euch schon weiter.“
    Sepp bedankte sich nochmals für alle und ging mit seinen Kameraden den Gang entlang.
    Der dicke Willem konnte sich noch immer nicht beruhigen, daß der Enkel des Museumsdieners das Mozart-Gymnasium besuchte, denn er brummelte vor sich hin: „Wie kann man nur einen Jungen aufs Mozart-Gymnasium schicken, wo die so schlecht sind und dauernd gegen uns verlieren!“
    „Dauernd ist ja ‘n bißchen reichlich übertrieben, Willem“, meinte Männe. „Die haben uns auch schon geschlagen.“
    „Weil sie verflixtes Glück — und wir riesengroßes Pech hatten.“
    „Trotzdem möchte ich jetzt lieber auf dem Mozart-Gymnasium sein“, gestand Sepp.
    Verwundert blickte der dicke Willem den kleineren Sepp an. „Warum?“ bohrte er. „Na, sag’s schon!“
    „Weil die morgen keinen Aufsatz über Dürer zu schreiben brauchen.“
    „Da hast du recht, Sepp“, pflichtete ihm Willem bei. „Leider!“ Dem Oberwolf entfuhr ein kummervolles Stöhnen, denn der Aufsatz drückte ihn wie ein Kloß im Magen.
    Inzwischen hatten die Freunde den Gang durchschritten und den Eingang zum Ausstellungssaal VIII erreicht. Bis dahin war ihnen weder ein Besucher noch ein Museumsdiener begegnet. Überhaupt war das Museum um diese Mittagsstunde kaum besucht. Nur vorhin, in einigen der vorderen Säle, hatten die Jungen vereinzelte Kunstbetrachter angetroffen.
    Deshalb überraschte es sie, einem Mann zu begegnen, als sie in den Ausstellungssaal VIII einbogen. Es fiel ihnen auf, daß er vor einem Werk stand, das in der Mitte der rechten Wand hing — also genau an der Stelle, wo nach den Angaben des Museumsdieners der Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ hängen sollte.
    Als die vier Freunde näher darauf zugingen, fanden sie die Bestätigung: „Ritter, Tod und Teufel — Kupferstich vom Jahre 1513“, las Sepp laut den Text vor, der auf einem Täfelchen unter dem Rahmen an der Wand angebracht war.
    Der dicke Willem machte eine Leidensmiene und seufzte: „Und dafür sind wir von Pontius zu Pilatus gelaufen!“
    „Klappe, Willem!“ scherzte Männe. „Jetzt wird Kunst genossen. Sieh dir alles genau an, damit du morgen einen erstklassigen Aufsatz schreiben kannst.“
    Flöhchen kicherte so laut, daß Sepp sich veranlaßt sah zu zischen: „Pst! Nicht so laut! Wir sind nicht allein hier.“
    Mit einer Kopfbewegung deutete er auf den Mann, der vorhin an derselben Stelle gestanden hatte, wo sie sich jetzt befanden. Als die Jungen in den Saal getreten waren, hatte er sich jedoch von dem Kupferstich abgewandt und war zu einem Gemälde an der Stirnseite des Raumes gegangen, das er — einen Ausstellungskatalog in der Hand — aufmerksam zu betrachten schien.

    Mit einem verstohlenen Seitenblick auf den Fremden brummte der dicke Willem seinen Freunden zu:

    „Der hat vorhin so ausdauernd vor dem Bild gestanden, als ob er auch einen Aufsatz darüber schreiben müßte.“
    Männe und Flöhchen kicherten erneut, doch Sepp
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