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Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)

Titel: Sephira - Ritter der Zeit 2: Das Blut der Ketzer (German Edition)
Autoren: Corina Bomann
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Sohn war, wenn dieser für einige Wochen fortblieb.
    Der Junge sah seinen Entführer mit flammendem Blick an. »Meinetwegen, dann macht mich unsterblich.«
    Der Mann mit den leuchtend roten Augen lächelte breit, dann kehrte er zu seinem Pferd zurück. »Du kommst mitmir«, sagte er über die Schulter. »Du musst noch viel lernen, bevor du die Gabe erhältst. Aber wenn es so weit ist, werden deine Feinde vor Angst erstarren, wenn sie auch nur deinen Namen hören.«
    Damit saß er auf und reichte Azhar die Hand.
     
    Einige Tage später tauchte ein anderer Reiter in der Nähe des Lagers auf. Feiner Sand überzog sein unverschleiertes, blasses Gesicht, seinen dunklen Bart und sein weites blaues Gewand, das hinter ihm wie eine Fahne flatterte. Als er Geier in der Luft kreisen sah, als er ihr schrilles Kreischen vernahm, zügelte er seinen Goldfuchs und kniff die Augen zusammen.
    Was war dort geschehen?
    In dem Wissen, dass Geier in solcher Zahl nur dann auftauchten, wenn es Tote gegeben hatte, trieb er sein Pferd schließlich wieder an und preschte zu dem Felskamm. Ein Lager aus roten Zelten befand sich zu dessen Füßen.
    Die großen Vögel stießen ärgerliche Schreie aus, als sie ihn erblickten. Jene, die auf dem Boden saßen, flogen auf. Einige gesellten sich zu ihren Kameraden, andere nahmen auf den Felsen Platz und beobachteten, wie der Fremde haltmachte, abstieg und dann zu den Toten ging, die kreuz und quer über den Platz verteilt lagen.
    Fassungslos betrachtete der Mann die Leichen. Weder Frau noch Kind hatten die Mörder verschont. Der Streich musste so schnell geführt worden und so überraschend gekommen sein, dass viele Männer nicht einmal zu ihren Waffen hatten greifen können. Jenen, denen es doch gelungen war, hatte die Gegenwehr nichts genützt.
    Der Reiter erschauderte. In all den Jahren, die hinter ihm lagen, hatte er oft den Tod gesehen, doch nie hatte er ihn so erschüttert wie jetzt.
    Er kannte die Zwistigkeiten, die zwischen den Beduinenstämmenherrschten, oftmals mündeten Streits in Überfälle und blutige Kämpfe. Auch er hatte mit seinen Männern hin und wieder feindliche Stämme überfallen, aber nie waren sie mit einer derartigen Grausamkeit vorgegangen. Frauen und Kinder waren stets verschont geblieben, ebenso Alte, die nicht mehr fähig waren, eine Waffe zu führen.
    Er kniete vor den Toten nieder, rief Allah an und bat ihn, ihre Seelen in seine Obhut zu nehmen. Dann erhob er sich und schritt durch ihre Reihen.
    Neben einem der Männer fand er einen Schriftzug, den dieser offenbar mit letzter Kraft in den Sand geschrieben hatte und der nur durch ein Wunder weder vom Wind noch von den Krallen der Geier ausgelöscht worden war.

     
    Der Mann zog seine Hand zurück, als hätte er sie sich verbrannt. Schaitan. Dämon. Stumm starrte er auf die geschwungenen Linien, die Fäuste geballt, bis die Knöchel weiß hervortraten. Das hier war kein Streit unter Stämmen gewesen.
    Er war hier. Er hat meinen Stamm ausgelöscht.
    Der wütende Aufschrei des Mannes vertrieb die Geier über ihm. Kreischend ließen sie sich auf den kargen Büschen im näheren Umkreis nieder und beobachteten, wie sich der Mann daranmachte, die Toten aufzuschichten, um sie ihrer Tradition entsprechend zu verbrennen.
    Als nach ein paar Stunden die Flammen in die Höhe loderten, verschwanden die großen grauen Vögel. Der blau gekleidete Mann hatte sie längst vergessen. In seinen goldenen Augen glomm der Hass heißer als das Feuer vor ihm.
    Ich werde dich finden , schwor er stumm, während er seine Faust um einen roten Stein schloss. Dafür wirst du bezahlen.

Erstes Buch :

Wüstensturm
Herbst 1294
     

     

1
    I n den alten Geschichten meines Volkes heißt es, dass Zeit keine Bedeutung in Walhall hat. Jeden Morgen erheben sich dort die Krieger, um neben dem Göttervater in die Schlacht zu ziehen. Nach dem Kampf kehren sie, von Walküren begleitet, bei Odin ein und trinken an seiner Tafel aus den Schädeln ihrer getöteten Feinde Met. Nach dem Gelage, das die ganze Nacht andauert, ziehen sie am nächsten Morgen erneut in die Schlacht. So lange, bis Ragnarök anbricht und die alte Welt versinkt, um einer neuen Platz zu machen.
    Auch wenn ich bezweifelte, dass noch irgendwer an die alten Götter meines Volkes glaubte, fragte ich mich häufig, ob mein Vater und unsere Getreuen dieses ewige Leben in Walhall führten. Ob er überhaupt in Walhall war? Wenn ja, was würde Einar Skallagrimm zu dem sagen, was aus mir geworden war?
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