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Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)

Titel: Selber schuld!: Ein Wegweiser aus seelischen Sackgassen (German Edition)
Autoren: Raphael M. Bonelli
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Der Mann, ein notorischer Frauenheld, hat viele Jahre lang sein Geld mit Wein, Weib und Gesang verbraten. Nie war er einer Frau treu. Eine seiner Freudinnen wurde eher »zufällig« schwanger, warf ihn aber, bereits hochschwanger, aus der Wohnung, nachdem er wiederholt im betrunkenen Zustand fremdgegangen war. In der Folge heiratete sie auf einem anderen Kontinent. Der neue Mann adoptierte das Kind dort, und so konnte Herr Z. seinen ersten Sohn nie sehen. Nach vielen Liebschaften verliebte er sich in eine acht Jahre jüngere, verheiratete Frau. Sie begannen eine sexuelle Beziehung, die Frau jedoch schwankte immer zwischen ihrem Ehemann und dem Liebhaber. Herr Z. war auch sehr eifersüchtig auf den Ehemann, was die Frau nicht unbedingt goutierte. Schließlich wurde die Frau schwanger und wusste nicht von wem. Sie entschied sich für den Ehemann und gab dem Liebhaber den Laufpass. Das war hart, denn irgendwie reizte ihn der Gedanke an weiteren Nachwuchs. Erstaunlicherweise meldete die Frau sich aber kurz vor der Geburt des Kindes wieder bei Herbert Z. mit den Worten: »Ich glaube, das Kind ist doch von dir.« Begründen konnte sie das Gefühl nicht. So waren sie bei der Geburt wieder in Kontakt, das Dreiecksverhältnis wurde wieder aufgenommen.
Der Ehemann wusste von der unsicheren Vaterschaft, wollte das Kind aber trotzdem als sein eigenes annehmen und gerne ohne Vaterschaftstest aufziehen. Die Frau führte jedoch gegen seinen Willen einen Test durch, und Herr Z. stellte sich dabei als biologischer Vater heraus. Danach wusste die Frau noch viel weniger, wie sie sich entscheiden sollte: Beide Männer waren bereit, sie mit dem Kind zu nehmen! Als Ausweg schlug sie ein Leben zu viert vor: sie, zwei Männer und ein Baby. Das wurde von beiden Männern abgelehnt. Herr Z. fungierte in dieser Zeit mehr und mehr als Babysitter, wenn sie einmal joggen gehen wollte. Das war fast täglich. Schließlich, nach monatelangem Ringen, entschied sich die Frau wieder für ihren Mann, und Herbert Z. durfte seinen eigenen Sohn, dessen Babysitter er in einem fremden Haus geworden war, plötzlich nicht mehr sehen.
Herr Z. ist tief gekränkt und verbittert gegen die Frau, gegen den anderen Mann und gegen sein Schicksal im Allgemeinen. Aber in erster Linie gegen die Frau: »Wieso lässt sie sich von mir schwängern, wenn sie doch ihren Mann liebt? Und wieso muss sie mir das Kind unter die Nase halten, wenn sie es mir dann wieder wegnimmt? Wieso meldet sie sich nochmals, nachdem sie mich schon von sich gestoßen hatte?«
Im Sinn der Weisheitstherapie nach Linden arbeitet der Therapeut mit Empathietraining und Perspektivenwechsel. Der Patient kann dadurch schrittweise erkennen, dass er sich durch seine Handlungen selbst in diese unlösbare Lage manövriert hat. Sicher hat sich die Frau ihm gegenüber falsch benommen – er kann aber mit der Zeit besser ihre Überforderung erkennen. Jede denkbare Lösung ist für sie eine schlechte. Herr Z. hat mit den Frauen ein Leben lang gespielt, er hat seine erste Frau falsch behandelt, er hat sich dann mit einer verheirateten Frau eingelassen. Jetzt hat er wieder einmal die Rechnung für sein Verhalten bekommen. Was ihm gegen die aufkommenden Verbitterungsgefühle und die Verzweiflung hilft, ist, sich selbst zu sagen: »Ich bin selber schuld!« Er erkennt sein aktuelles Leiden als direkte Folge seines Lebens und kann die gegenwärtige Qual als wohlverdiente Strafe verstehen. Und er verzichtet auf einen juristischen Kampf um das Besuchsrecht. Er kann in der Zwischenzeit sogar über sein anfängliches Opfergejammer lächeln. Damit kommt er schrittweise zur psychischen Stabilisierung, und ein neues Leben beginnt. Die nächste Beziehung glückt.

ANALYSE: Durch Annahme der zuerst verdrängten eigenen Schuld gewinnt Herbert Z. durch eine Wende des Herzens Handlungsspielraum. Der Bauch schreit stolz: »Nicht mit mir!«, während das Herz weise erkennt: »Selber schuld!« Das sagt er sich immer wieder vor, es dient als Erinnerung an den Lösungsansatz.
    Der eigene Handlungsspielraum im Trauma
    Das Trauma gilt in der Psychiatrie – wie wir in der Einleitung gesehen haben – als einer von drei Gründen seelischen Leidens. Die psychischen Folgen des Traumas sind nicht Thema dieses Buches. Hier soll nur nochmals klargestellt werden, dass selbstverständlich das echte Opfer einer Untat oder Misshandlung an dem Verbrechen, das an ihm begangen wurde, nicht »selber schuld« ist. Da manchmal sogar pathologische
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