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Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sekundentod: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Petra Mattfeldt
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Paprika abzuwiegen und war noch mal ganz bis zum Gemüsestand zurückgegangen. An diesem Tag hatte sie unkonzentriert gewirkt, geradezu fahrig. Doch er trug es ihr nicht nach. Auch einer guten Mutter konnte so etwas passieren. Es durfte nur nicht die Regel werden. Wer unkonzentriert war, machte Fehler. Und Fehler mussten vermieden werden. Sie wurden bestraft, denn nur Strafe führte zu mehr Achtsamkeit. Die Kundin vor ihm hatte gerade bezahlt, wünschte der Kassiererin noch einen schönen Tag und entfernte sich. Er legte das Geld für den Schokoriegel hin, wartete, bis die Kassiererin die Münzen abgezählt hatte und ging schweigend davon. Noch beim Hinausgehen öffnete er die Verpackung und biss von dem Riegel ab. Eilig verschlang er die Schokolade, drehte sich um und beobachtete durch die Glastür, wie die Schwangere ihre Waren auf das Band legte. Es war noch ein Kunde vor ihr. Genug Zeit für ihn, sich vorzubereiten. Um diese Zeit war der Einkaufsmarkt nicht so gut besucht. Er wollte nicht, dass jemand die Sache mitbekam und er zu viel Aufmerksamkeit erregte. Das hier ging nur sie und ihn etwas an. Er entfernte sich noch ein Stück, setzte sich auf eine Bank und beobachtete den Ausgang. Kurze Zeit später öffnete sich automatisch die Schiebetür, und sie trat heraus. Sofort drückte er den Knopf der Fernbedienung in seiner Hand, und ein leises Wimmern war zu vernehmen. Sie schien es nicht zu bemerken und schob ihren Einkaufswagen zu ihrem Auto. Während sie alles im Kofferraum verstaute, rannte er plötzlich los.
    »Entschuldigung! Bitte, können Sie mir helfen? Dort vorn scheint ein Baby in einem Auto bitterlich zu weinen.«
    »Was? Wo?«
    Er deutete mit dem ausgestreckten Arm. »Dort vorn, der Lieferwagen!«
    Sie schloss den Kofferraumdeckel und folgte ihm mit schnellen Schritten. Das Weinen wurde immer lauter. Sie ging um den Van herum. Die hinteren Scheiben waren abgedunkelt, so dass sie nicht hineinsehen konnte. Doch das Babygeschrei drang eindeutig aus diesem Fahrzeug.
    »Wir müssen irgendwie die Tür öffnen.« Sie rüttelte am Griff. Hektisch sah sie sich um. »Ich laufe in den Supermarkt und lasse den Wagen ausrufen.«
    »Warten Sie, ich habe eine Idee.« Er ging zu der gegenüberliegenden Fahrzeugseite und fingerte in seiner Jackentasche herum. Aus ihrem Blickwinkel konnte die Frau nicht erkennen, was er tat.
    »Ich glaube, ich schaffe es«, verkündete er. Rasch ließ er den Schlüssel wieder zurück in seine Jackentasche gleiten und hielt einen kleinen Schraubendreher in der Hand, um den Anschein zu erwecken, damit das Schloss geöffnet zu haben.
    »Gott sei Dank«, entfuhr es ihr, als sie zu ihm herüberkam. »Sie geht auf.« Er zog am Griff, und die Seitentür fuhr langsam zurück.
    Sie beugte sich hinein. Im hinteren Teil der Ladefläche stand ein Maxicosi, aus dem eine Kinderdecke heraushing. Das Baby darunter brüllte aus voller Kehle. Sofort stieg die Schwangere ein, um sich des Säuglings anzunehmen. Als sie ihn fast erreicht hatte, begann ihr Herz wild zu schlagen.
    »Aber was …«, rief sie noch, bevor sie mit einem Schlag auf den Hinterkopf niedergestreckt wurde. Das Bild der Puppe, die sie aus dem Maxicosi heraus mit weit geöffneten Augen angestarrt hatte, nahm sie mit in ihre Ohnmacht.

1
    Samstag, 3 . August, 4 . 50  Uhr
    Frische Waldluft strömte ihm entgegen, als er die Autotür öffnete. In der Nacht hatte es das erste Mal seit Wochen geregnet, und die langsam aufgehende Sonne bahnte sich nur mühsam ihren Weg durch das dichte Blätterdach. Der Juli galt als einer der heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, und Falko Cornelsen hoffte inständig, dass der gerade begonnene August etwas geringere Temperaturen mit sich bringen möge. Er griff nach den kleinen, noch verschweißten Plastiktüten, in denen sich ein weißer Einwegoverall und ein Paar Schuhüberzieher befanden, nahm sich ein Paar Latexhandschuhe und stieg aus. Tief atmete er die frische Luft ein und nickte zu den Polizisten hinüber, die vor dem Haus standen und miteinander sprachen. Dann sah er sich um. Eine einsame Gegend. Bis zum nächsten Ort dauerte es mit dem Wagen über die Landstraße etwa eine Viertelstunde, den Weg aus dem Wald heraus nicht mitgerechnet. Sein Navigationsgerät hatte ihn mehrfach falsch abbiegen lassen, und nur durch die genaue Wegbeschreibung der Dienststelle hatte er das Haus überhaupt gefunden. Wenn jemand hier herausgekommen war, dann entweder weil er die Gegend gut kannte oder aber
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