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Sein mit Leib und Seele - Band 02

Sein mit Leib und Seele - Band 02

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 02
Autoren: Olivia Dean
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angewurzelt vor dieser Tür und frage mich, was angebracht wäre, doch er nimmt mir die Entscheidung ab. Glücklicherweise kommt er schnell wieder heraus und trägt nichts weiter als ein Badetuch um die Hüften. Er geht an mir vorbei zur Kommode, als würde ich gar nicht existieren.
    „Ähm, Charles? Ähm … ich … ich werde dann gehen.“
    „Ja, ist in Ordnung. Schönen Tag noch.“

5. Auf der Couch
    Ich bin so würdevoll gegangen, wie ich nur konnte. Eine Kleinigkeit für eine Frau, die schon viel Schlimmeres erlebt hat. Liebhaber? Habe ich haufenweise; leidenschaftliche Episoden ohne Zukunft, und am Morgen geht jeder seines Weges. Eine solche Frau wäre ich gerne. Doch das bin ich nicht. Und nun weine ich schon seit 20 Minuten unter meiner Dusche. Ich weiß nicht einmal genau, warum. Ich bin auf jeden Fall gekränkt. Das ist auch das Mindeste, wenn man nackt und mit verbundenen Augen hinausgeworfen wird. Es liegt aber auch daran, dass ich all meine Prinzipien für diesen unsensiblen Kerl verraten habe. Man kann sich nicht als Feministin bezeichnen und gleichzeitig sündteure Geschenke annehmen und sich wie eine Sklavin an den Haaren packen lassen – darauf kann ich verzichten. Ich schäme mich. Ich fühle mich miserabel. Und gedemütigt. Und ich glaube, dass er mir trotz allem gefällt. Sein Grübchen, sein raubkatzengleicher Körper, seine Art, über alles zu lachen, seine Leidenschaft für Objekte aus vergangenen Zeiten, seine Spiele, seine Hände, sein Mund … Alles an ihm fasziniert mich. Auch seine Schattenseiten. Diese Wolke, die plötzlich seine Augen verdunkelt, ist nicht gespielt. Er ist kein Sadist, da bin ich sicher, er hat es nicht böse gemeint, als er mich vorhin hinausgeworfen hat. Da ist etwas, da bin ich sicher. Doch was?
    „Vielleicht hat er Angst vor einer Verpflichtung?“, meint Manon in der Mensa.
    „Ich habe ihn ja nicht gebeten, bei mir einzuziehen … Ich habe ihn um gar nichts gebeten, dieses Spiel mit dem Säbel hat er begonnen …“
    „Sexy“
    „Wem sagst du das …“
    „Ich bin jedenfalls beeindruckt! Aus der frustrierten Nonne ist im Handumdrehen eine Kurtisane geworden. Ich bin beinahe eifersüchtig.“
    „Ja, klar, du vergisst aber das Ende. Den Moment, als die Kurtisane in ihr Dienstmädchenzimmer zurückkehrt und dort wie ein Teenager heult.“
    „Natürlich. Und genau das führt uns ja zu unserem Problem.“
    So was, nun ist es „unser“ Problem … Ich sage nichts, denn schließlich freue ich mich darüber, dass sie sich für mein Privatleben interessiert. Wäre ich mit meinen Zweifeln alleine, würde ich wohl verrückt werden. Ich brauche jetzt wirklich eine Freundin.
    „Vielleicht ist er verheiratet?“
    „Das hätte mir meine Cousine gesagt. Oder Élisabeth. Oder hätte ich dann nicht seine Frau sehen müssen?“
    „Vielleicht hält er sie ja auf dem Dachboden versteckt? Entweder ist sie also sehr, sehr hässlich … oder sehr, sehr alt!“
    „Genau.“
    „Vielleicht ist er auch verwitwet? Stell dir vor: Seit dem tragischen Tod seiner geliebten Frau kann sich der untröstliche Charles Delmonte an keine Frau mehr binden, da er Angst hat, wieder leiden zu müssen …“
    „Nette Geschichte, aber das würde mich schon sehr wundern. Außerdem kommt so etwas nur in Romanen vor.“
    „Nur in Romanen? Und das sagst du, die Sklavin des Kosaken?“
    Ich muss lachen. Diese Analyse vor einem Teller Fleisch mit brauner Soße tut mir gut, besser, als ich es erwartet hätte.
    „Und wenn man die Romantik außer Acht lässt, könnte es auch sein, dass er einfach saublöd ist und nicht weiß, was er will. Weißt du, diese Art von Neurose ist sehr verbreitet unter den Menschen, die alles haben.“
    Ich schmolle. In diesem Fall wäre ich enttäuscht, doch wenn ich ehrlich bin, hatte ich ihn so eingeschätzt, bevor ich mit ihm geschlafen hatte. Vielleicht täusche ich mich in ihm. Nein!
    „Vergiss die letzte Möglichkeit! Der überwältigende Charles Delmonte kann nicht saublöd sein. Er will offensichtlich verheimlichen, dass er verletzt wurde. Tief verletzt. Ganz tief drinnen.“
    „Das ist besser!“
    „Vielleicht ist er auch ein Werwolf? Oder ein Vampir?“, mischt sich Mathieu ein.
Seit wann ist er hier? Ich habe keine Ahnung. Auf jeden Fall scheint „unser“ Problem auch ihn zu betreffen. Sehr gut. Er kann mich wenigstens zum Lachen bringen.
    „Oder die Mafia spioniert ihm nach und hat geschworen, alle Menschen umzubringen, die ihm zu nahe kommen? Oder
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