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Sein mit Leib und Seele - Band 01

Sein mit Leib und Seele - Band 01

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 01
Autoren: Olivia Dean
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völlig unbekanntes Thema. Wir behandeln einen Roman aus dem 12. Jahrhundert. Ich freue mich riesig. Ich bin in Paris und setze mich an der Uni mit mittelalterlichen Texten auseinander! Schließlich drehe ich mich zu meiner Sitznachbarin um, die gerade ihr Buch herausholt. Das ist meine Chance! Ich sitze neben einem Modepüppchen, einer großen Blondine mit knallroten Lippen und Fingernägeln. Sie trägt ein schwarzes Cocktailkleid … Sie wird mir mit Sicherheit nicht helfen … oder sich mit mir abgeben. Wie es der Zufall will, bittet der Professor meine Sitznachbarin, von der er sichtlich angetan ist, das Incipit vorzulesen und zu übersetzen. Ich würde in diesem Fall im Boden versinken wollen. Aber Manon, so heißt die große Blonde, macht das mit einer erstaunlichen Leichtigkeit … und mit einer unglaublichen Leidenschaft. Der Professor ist sichtlich beeindruckt. Ich auch. Und ich revidiere mein Vorurteil. Während ich meine Sachen einpacke, sage ich mir, dass ich nächste Woche versuchen werde, mit ihr zu sprechen. Doch Manon ist nicht nur unglaublich begabt, sondern auch sehr sympathisch. Sie wartet vor dem Hörsaal auf mich.
    „Emma, richtig?“
    „Ja.“
    „Kommst du mit zum Essen?“
    Ich nehme die Einladung mit Begeisterung an. Und Manon gibt ihr Bestes, damit ich mich wohlfühle. Sie erzählt mir, dass sie ebenfalls viel Zeit im Ausland verbracht hat und dass sie es sich zur Aufgabe gemacht hat, Studenten in diesem Punkt behilflich zu sein. Außerdem erklärt sie mir, dass sie gerade an ihrer Masterarbeit zum Thema klassische Literatur schreibt. Tote Sprachen sind ihre große Leidenschaft. Und Mode! Und ein gewisser Mathieu, ihr Freund, den wir in der Mensa treffen. Die beiden sind wirklich ein merkwürdiges Paar. Sie, groß und schön wie ein Model. Er, klein, unscheinbar, vielleicht ein wenig dick … Sie küssen sich innig und leidenschaftlich. Ich bin beinahe peinlich berührt. Zum Glück hören sie schnell damit auf, um sich dem Essen und ihrer neuen Kameradin und bald schon Freundin zu widmen.

3. Das Pariser Leben
    Bereits seit einer Woche lebe ich wie Gott in Frankreich! War nur ein Witz. Mein Leben gleicht eher dem eines Einsiedlers. Ich verlasse mein Zimmer zeitig am Morgen, gehe zur Uni und verbringe den Vormittag in der Bibliothek. Danach ab in die Mensa, wo ich gedankenlos ein neutral schmeckendes und beinahe völlig mit brauner Soße überdecktes Fleisch verschlinge. Am Nachmittag erobere ich meinen Platz in der Bibliothek zurück oder besuche einige unbedeutende Kurse zum Thema Literatur oder Geschichte. Abends mache ich mir in Butter geschwenkte Hörnchennudeln mit Käse nach einem traditionellen französischen Studentenrezept, das mir Manon gegeben hat. Ich langweile mich nicht, nein, dazu habe ich überhaupt keine Zeit. Aber ich muss auch zugeben, dass ich mir unterschwellig mehr von meinem Leben in Paris erwartet hätte. Vielleicht mehr Verrücktheit.
Ich bin noch immer alleine in meiner großen Villa. Manchmal habe ich sogar Angst, wenn ich abends nach Hause komme. Die Portierin ist um diese Zeit normalerweise schon gegangen, es ist totenstill und alle Lichter sind aus. Ich fühle mich wirklich winzig in dieser riesigen Halle, in der meine Schritte nicht einmal zu hören sind. An machen Tagen habe ich sogar das Gefühl, ein Phantom oder eine Einbrecherin zu sein. So wie jemand, der einfach nicht in diese kalte und noble Welt gehört.
In Monceau geht das rege Treiben der pulsierenden Hauptstadt jedenfalls sichtlich an mir vorüber. So sehr, dass ich an manchen Tage verschlafe … So auch an diesem Morgen, als ich mich wie jeden Morgen sanft in meinem Bett räkle und mir sage, dass ich noch genug Zeit habe, um in die Bibliothek zu fahren … Dumm nur, dass ich in dreißig Minuten einen Termin bei Madame Granchamps habe! Also verzichte ich auf eine Dusche, schlüpfe schnell in eine Jeans, meine Turnschuhe, ein T-Shirt und eine Jacke und binde meine Haare zu einem wilden Pferdeschwanz zusammen, von dem ich mir einrede, dass er französisch aussieht. Schnell schnappe ich mir meine Tasche und eile die Treppen hinunter, da ich keine Zeit habe, auf den vorsintflutlichen Aufzug zu warten. Ich springe die letzten drei Stufen hinunter und rutsche nach einem flüchtigen Blick zu meiner Rechten – keine Gouvernante in Sicht – wie eine Eiskunstläuferin über den glänzenden Marmorboden der Eingangshalle. Bis meine Rutschpartie abrupt beendet wird.
Verflucht, ich blicke geradewegs auf einen
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