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Sein mit Leib und Seele - Band 01

Sein mit Leib und Seele - Band 01

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 01
Autoren: Olivia Dean
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Bereits seit zwei Stunden spricht Lexie nur über ihn und ehrlich gesagt geht er mir schon jetzt auf die Nerven. Auf jeden Fall hat er Geld wie Heu. Ihm gehört dieses Haus, allerdings ist er nur zeitweise hier. Vor meinem inneren Auge stelle ich mir einen Tyrannen in einem Seidenpyjama vor. Etwa um die sechzig. Lexie weiß auch nicht, womit er sein Geld verdient. Hat er überhaupt einen Beruf? Ist er im Ruhestand? Jedenfalls sagt sie mir, dass er Single ist, womöglich auch, um ihn nicht als Junggesellen zu bezeichnen. Er wird mich also nicht von meinem Studium ablenken …
Lexie schweigt. Folglich weiß ich alles, was es zu wissen gibt. Ich beschließe, ein wenig die Umgebung zu erkunden, bis Lexie ihre Sachen gepackt hat. Den Park hebe ich mir fürs Wochenende auf. Im Moment bin ich einfach nur auf der Suche nach etwas Essbarem für heute Abend. Als ich in Frankreich angekommen bin, habe ich mich besonders darauf gefreut, nicht für jeden noch so kleinen Einkauf das Auto nehmen zu müssen, sondern viele Dinge zu Fuß erledigen zu können. Einfach ein Baguette zu kaufen und dabei durch die Straßen in meinem Viertel zu schlendern … Allerdings habe ich den Eindruck, dass das in Monceau kaum möglich ist. Bereits seit fünfzehn Minuten irre ich durch die Straßen und bisher habe ich außer einem Floristen und einem Antiquitätenhändler keine Geschäfte gefunden. Abgesehen von den unzähligen Ärzten, Psychotherapeuten und Privatkliniken. Scheinbar ist der Weg zum Beauty-Doc für die nächste Botox-Spritze der einzige Weg in diesem Viertel, den man zu Fuß erledigen kann. Essen diese Leute eigentlich nichts? Auf dem Nachhauseweg ertappe ich mich dabei, wie ich gierig einem apricotfarbenen Pudel hinterher sehe. Zum Glück hat Lexie an alles gedacht: Neben ihren Essensvorräten hat sie mir auch einen kleinen Plan, auf dem die nächsten Geschäfte eingezeichnet sind, hinterlassen. Neben einige Geschäfte hat sie ein Dollar-Zeichen und einen Totenkopf gezeichnet. Ich verstehe diese Nachricht.
    „Du kannst mich jederzeit anrufen.“
    „Mach dir keine Sorgen …“
    „Vergiss nicht, dich bei Monsieur Delmonte vorzustellen. Und vor allem: Bedank dich bei ihm …“
    „Aber ja … Warum stellst du ihn mir eigentlich nicht vor? Das wäre doch viel einfacher, oder etwa nicht?“
    „Er ist gerade verreist. Und wenn er wieder zurückkommt, bin ich mit Sicherheit schon in den Flitterwochen. Also denk daran, okay? Ich möchte nicht, dass er den Eindruck hat, meine Cousine sei schlecht erzogen …“
    „Großer Gott! So etwas würde mir nie einfallen!“
    „Emma!“, ermahnt mich Lexie freundlich. „Eine letzte Sache noch. Du solltest ein wenig mehr auf dein Äußeres achten …“
    Sie mustert mich von Kopf bis Fuß, wie es bereits die englische Gouvernante zuvor getan hatte. Ich bin für meine Verhältnisse so konventionell angezogen wie keine andere. Eben wie eine Studentin, die umzieht, versteht sich. Jeans, Converse, Sweatshirt meiner Uni …Möglicherweise werfen sich französische Studentinnen für einen Umzug aber auch in ein Chanelkostüm. Mal sehen … Ich habe das Gefühl, dass ich noch so manche Überraschung erleben werde!

2. Unibeginn
    Ich habe um zehn Uhr einen Termin im Büro 322.
Madame Granchamps wartet bereits auf mich. Sie sieht genauso aus, wie ich sie mir vorgestellt habe. Sie strahlt Weisheit und Intelligenz aus. Zudem ist sie ruhig, gelassen und man spürt, dass jedes ihrer Worte Sinn macht, wohl überlegt ist und es verdient hat, gehört zu werden. Nach diesem Gespräch werde ich wissen, ob sie damit einverstanden ist, mich bei meiner Doktorarbeit zu unterstützen. Bereits seit zwei Monaten bereite ich mich auf ihre Fragen vor und dennoch habe ich Angst, dass meine Antworten sie nicht überzeugen werden. Vielleicht sollte ich auch einfach nur natürlich und ich selbst sein …
Warum Feminismus? Mit größter Wahrscheinlichkeit deshalb, weil mir bewusst geworden ist, dass außenstehende Personen mich anders behandeln als mein Vater, von dem ich nie den Eindruck hatte, dass er mich wie ein Mädchen behandelt … Übrigens auch nicht wie einen Jungen.
Meine Mutter starb während der Geburt. Das ist selten, dramatisch und romanhaft, passiert aber nach wie vor. Ich empfinde dabei gar nichts, für mich ist es einfach nur eine Tatsache. Es gab immer nur meinen Vater und mich. Keine neue Frau, keine Freundin … In diesem Bereich ist mein Vater ein echter Nerd. Seine Leidenschaft: die Dinosaurier. Ihnen
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