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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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Nachrichtensendung an. Ein Polizistenmord in Groenstadt und ein Ministertreffen in Berlin wegen der Währungsschwankungen. Ein verrückter Schwan, der eine Massenkarambolage auf der Autobahn außerhalb von Saaren verursacht hatte. Er schaltete ab und rief seine Tochter an.
    Sie war nicht zu Hause, deshalb musste er stattdessen mit dem neuen Freund seiner früheren Ehefrau ein paar Sätze wechseln. Dazu brauchte er eine halbe Minute, und hinterher konnte er sich auf die Schulter klopfen, dass er kein einziges Mal geflucht hatte. Das war doch schon mal was.
    Im Kühlschrank gab es noch vier Bier und eine Flasche Mineralwasser. Er machte sich ein Brot mit Salami, Käse und Gurke – aber ohne Butter, weil er vergessen hatte, welche einzukaufen – und entschied sich nach einem inneren Kampf für das Wasser. Setzte sich wieder auf das Wohnzimmersofa und holte den Collegeblock mit den Aufzeichnungen hervor.
    Barbara Hennan. Die schöne Amerikanerin.
    Geborene Delgado, aber jetzt also Hennan.
    Nachdem sie den Stinkstiefel Jaan G. Hennan geheiratet hatte.
    Aus irgendeinem verfluchten Grund.
    G., dachte er. Warum ausgerechnet G.?
    Und warum sollte er, Maarten Baudewijn Verlangen, in Herrgotts Namen seine so knapp bemessene Zeit mit etwas so unglaublich Simplem vergeuden, wie Jaan G. Hennan zu beschatten?
    Dem er vor… er überschlug es kurz im Kopf, ja, es war jetzt tatsächlich fast auf den Tag genau zwölf Jahre her, – mehr oder minder eigenhändig – dazu verholfen hatte, hinter Schloss und Riegel zu kommen. Ende Mai 1975. Als er noch als anständiger Polizist in der Truppe gearbeitet hatte.
    Als er noch einen ordentlichen Job, eine Familie und ein gewisses Recht gehabt hatte, sich selbst im Spiegel anzusehen, ohne den Blick abwenden zu müssen.
    Als er noch eine Zukunft gehabt hatte.
    Anfang der Achtziger war es dann bergab gegangen. 1981– 82. Der Hauskauf draußen in Dikken. Streitereien mit Martha. Ihr Liebesleben, aus dem die Luft entwich… wie aus einem benutzten Kondom.
    Die Bestechungsgelder. Die plötzlich sich bietende Chance, ein bisschen nebenher zu verdienen, indem er einfach nicht so genau hinsah. Übrigens nicht gerade nur ein bisschen. Ohne diese Zusatzeinkünfte hätten sie nie die Zinsen und Abzahlungsraten für das Haus bezahlen können; das hatte er Martha hinterher zu erklären versucht, nachdem alles aufgeflogen war, nach dem großen Knall, aber sie hatte nur wortlos den Kopf geschüttelt und geschnaubt.
    Und diese Dame da?, hatte sie wissen wollen. Inwieweit sei es denn für ihre Ehe wichtig gewesen, dass er die Nächte mit ihr verbrachte? Ob er die Güte haben könnte, ihr das auch zu erklären? Das konnte er nicht.
    Fünf Jahre, dachte er. Seit dem Absturz sind fünf Jahre vergangen, und ich lebe immer noch.
    Mittlerweile gab es Momente, in denen ihn das nicht einmal mehr verwunderte.
    Er kippte den Rest des Wassers in sich hinein und holte sich ein Bier. Zog um in den Sessel mit der Leselampe und lehnte sich zurück.
    Barbara Hennan, dachte er und schloss die Augen.
    Verdammt noch mal, wieso konnte eine so schöne Frau mit so einem Arschloch wie G. zusammen sein?
    Sicher, das war ein Rätsel, aber kein neues. Was die Urteilskraft der Frauen in Bezug auf Männer anging, so war ihnen die sehr früh im Laufe der Weltgeschichte abhanden gekommen. Sie verirrten sich zwischen aufgeplusterten Pfauen und allen möglichen Äußerlichkeiten. Er nahm die Fotos heraus und betrachtete sie eine Weile voller Verachtung.
    Warum?, überlegte er. Warum will sie ihn beschatten lassen?
    Gab es mehr als eine Antwort darauf? Mehr als eine Möglichkeit?
    Er nahm es nicht an. Es war natürlich immer das gleiche Lied. Der untreue Ehemann und die eifersüchtige Ehefrau. Die einen Beweis haben will. Für seine Untreue, schwarz auf weiß.
    Maarten Verlangen war inzwischen seit vier Jahren im Geschäft, und wenn er es einmal schätzen sollte, dann waren zwei Drittel seiner Aufträge von dieser Art.
    Natürlich nur, wenn man seine Dienste für die Versicherung nicht mit berechnete, aber diese Aufgaben fielen eigentlich nicht unter seine Tätigkeiten als Privatschnüffler. Das war etwas anderes: F/B Trustor benötigten eine Art Detektiv, der verdächtige Unregelmäßigkeiten mit etwas unorthodoxen Methoden überprüfen konnte, und was eignete sich dazu besser als ein Polizist, der gefeuert worden war? Oder, genauer gesagt, der
sich lieber dafür entschieden hatte, den Dienst zu quittieren, als öffentlich gehängt zu
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