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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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Päckchen Gauloises gekauft hatte, um Eindruck zu schinden. Was für ein Eindruck das auch immer sein mochte.
    »Wenn er nicht zu Hause ist«, entschied sie. »Das genügt. Sie beobachten ihn von dem Moment an, wenn er morgens losgeht, bis zu dem Zeitpunkt, wenn er nach Hause kommt…«
    »Und er soll mich nicht entdecken.«
    Es entstand eine weitere kurze Pause, und er notierte sich, dass sie sich in diesem Punkt noch nicht voll und ganz entschieden hatte.
    »Nein«, sagte sie. »Achten Sie darauf, dass er Sie nicht sieht. Wenn ich meine Meinung ändere, dann werde ich Sie das wissen lassen. Wie viel muss ich zahlen?«
    Er schien nachzudenken und kritzelte ein paar Ziffern auf den Block.
    »Dreihundert Gulden pro Tag plus Unkosten.«
    Das schien sie nicht zu überraschen.
    »Vorschuss für drei Tage. Es kann sein, dass ich gezwungen bin, mir ein Zimmer in Linden zu nehmen… Wie möchten Sie den Bericht haben?«
    »Einmal am Tag«, sagte sie, ohne zu zögern. »Es wäre mir lieb, wenn Sie mich jeweils irgendwann vormittags anrufen. Dann bin ich immer zu Hause. Wenn ich denke, dass es notwendig ist, können wir uns treffen, aber ich hoffe, das wird erst einmal nicht der Fall sein.«
    Verlangen hatte ein weiteres »Warum?« auf der Zunge, aber es gelang ihm, es hinunterzuschlucken.
    »Gut«, sagte er stattdessen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Dann gehe ich davon aus, dass wir uns einig sind. Darf ich Sie noch um Ihre Adresse und Telefonnummer bitten, dann werde ich morgen früh anfangen… und um meinen Vorschuss natürlich.«
    Sie zog eine dunkelrote Brieftasche heraus und holte zwei Fünfhundertguldenscheine hervor. Und eine Visitenkarte.
    »Tausend«, erklärte sie. »Sagen wir erst einmal bis auf weiteres tausend.«
    Er nahm das Geld und die Karte entgegen. Sie stand auf und streckte ihm über den Tisch hinweg die Hand entgegen.
    »Danke, Herr Verlangen. Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass Sie die Sache übernehmen. Das wird… das wird mein Leben leichter machen.«
    Wirklich?, dachte er und ergriff ihre Hand. Und wie? Sie schaute ihm für einen langen Bruchteil einer Sekunde direkt in die Augen, und er überlegte wieder, was für ein Gefühl das wohl wäre, einen anderen Teil ihres Körpers anzufassen als nur die feste und angenehm kühle Handfläche.
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach er.
    Sie verzog kurz den Mund. Kehrte auf dem Absatz um und verließ ihn.
    Er blieb stehen und lauschte ihren verhallenden Schritten die Treppe hinauf. Erwartete fast, dass eine Art schwarzer Vorhang fallen würde.
    Dann öffnete er den Kühlschrank und nahm sich ein Bier.

2
    In dem Moment, als er die Tür zu seiner engbrüstigen Wohnung in der Heerbanerstraat öffnete, fiel ihm ein, dass die Staubsaugertüten noch in der Schreibtischschublade im Büro lagen.
    Andererseits stand keine einzige der Bierdosen mehr im Kühlschrank, sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit.
    Seine Putzwut musste sich jedenfalls noch etwas gedulden, aber auf einen Tag mehr oder weniger kam es natürlich auch nicht an. Der Geruch nach altem, muffigem Schmutz und etwas Verrottetem, was wahrscheinlich der Schimmel unter der Badewanne war, schlug ihm wie eine Art Willkommensgruß entgegen. Man soll das Gewohnte nicht verachten und einfach über Bord schmeißen, dachte er. Und auch Staub hat was für sich… wie schon gesagt.
    Unter dem Briefschlitz lagen ein Stapel Werbebroschüren und zwei Rechnungen. Er hob alles zusammen auf und warf es auf den Korbsessel, wo schon mehr von der gleichen Sorte lag. My home is my castle, dachte er und öffnete die Balkontür. Wandte sich wieder der Trübsal drinnen zu. Betrachtete eine Weile das ungemachte Bett, das schmutzige Geschirr und das allgemeine Durcheinander. Schaltete die Stereoanlage aus, die schon mindestens seit einem Tag an gewesen sein musste. Dachte daran, dass der rechte Lautsprecher kaputt war und dass er etwas daran ändern musste.
    Ging ins Badezimmer. Warf einen Blick in den schmierigen Spiegel und stellte fest, dass er zehn Jahre älter aussah als am Morgen.
    Warum interessiert es mich überhaupt, weiterzuleben?, wunderte er sich, nachdem er sich in die Dusche gestellt und das Wasser aufgedreht hatte.
    Und warum stelle ich mir selbst tagein, tagaus immer die gleichen optimistischen Fragen?
    Eine Stunde später war es acht Uhr geworden, und er hatte den gesammelten Abwasch von drei Tagen bewältigt. Er ließ sich vor dem Fernseher nieder und schaute sich zehn Minuten lang eine
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