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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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Schultern.
    »Verschiedene. Teile für Computer beispielsweise. Was spielt denn der Beruf meines Mannes in diesem Zusammenhang für eine Rolle? Ich will doch nur, dass Sie ihn im Auge behalten.«
    Verlangen faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch und machte eine kurze Pause.
    »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, Frau Hennan«, sagte er dann mit einem, wie er hoffte, rauen und männlichen Ton, »… darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass ich den Auftrag noch nicht angenommen habe. Sie möchten, dass ich Ihren Mann beschatte, aber wenn ich es tue, dann muss ich wissen, worauf ich mich einlasse… Ich bin es nicht gewohnt, die Katze im Sack zu kaufen. Wer das tut, wird in dieser Branche nicht alt.«
    Sie runzelte die Stirn. Offensichtlich war ihr die Möglichkeit, er könnte ablehnen, gar nicht in den Sinn gekommen.
    »Ich verstehe«, sagte sie. »Entschuldigen Sie. Aber Sie sind doch dennoch einer gewissen… Diskretion verpflichtet, oder?«
    »Aber natürlich. In den angemessenen Grenzen. Aber ohne gewisse Informationen habe ich einfach nicht die Möglichkeit, den Auftrag in zufrieden stellender Art und Weise auszuführen. Ich muss etwas über die Gewohnheiten Ihres Mannes wissen. Wie sein Arbeitstag aussieht. An welchen Orten er sich aufhält, welche Menschen er zu treffen pflegt. Und so weiter. Am liebsten würde ich natürlich erfahren, was dahinter steckt… warum Sie möchten, dass er überwacht wird, aber ich akzeptiere es, dass Sie mir diese Informationen nicht geben möchten.«
    Sie machte eine leichte Kopfbewegung von rechts nach links und betrachtete erneut den Piranesi-Druck einige Sekunden lang.
    »Nun ja, ich respektiere natürlich Ihren Berufscodex. Was seine Gewohnheiten angeht, so sind sie nicht besonders ausgefallen. Wir wohnen, wie gesagt, in diesem Haus am Rande von Linden. Er hat sein Büro im Zentrum, wo er jeden Tag sechs, sieben Stunden verbringt. Manchmal essen wir mittags zusammen, wenn ich etwas in der Stadt zu tun habe. Ich bereite gewöhnlich das Abendessen für sieben Uhr vor, aber ab und zu isst er auch mit einem Geschäftspartner… unser Bekanntenkreis ist ziemlich begrenzt, wir wohnen ja erst seit ein paar Monaten hier. Ja, das ist im Großen und Ganzen alles. Die Wochenenden sehen natürlich ganz anders aus, da sind wir meistens die ganze Zeit zusammen, da brauche ich Ihre Hilfe nicht.«
    Verlangen hatte sich eifrig Notizen gemacht, während sie redete. Jetzt kratzte er sich im Nacken und schaute auf.
    »Was für Bekannten haben Sie?«
    Sie fischte eine neue Zigarette heraus.
    »Eigentlich gar keine. Mein Mann trifft natürlich durch seine Arbeit so einige Leute, aber ich für meinen Teil habe eigentlich nur die Trottas, an die ich mich wenden kann, wenn etwas sein sollte… das sind unsere direkten Nachbarn, ehrlich gesagt, ziemliche Langweiler, aber jedenfalls haben wir uns schon gegenseitig zum Essen eingeladen. Er ist Pilot, sie ist zu Hause. Außerdem haben sie noch zwei ungezogene Kinder.«
    »Im Trotzalter?«
    »Ja.«
    Verlangen machte sich Notizen.
    »Ein Foto?«, fragte er. »Ich brauche ein Foto von Ihrem Mann.«
    Sie holte einen weißen Umschlag aus der Handtasche und reichte ihm den. Er nahm zwei Fotos heraus, beide im Format zehn mal fünfzehn Zentimeter.
    Jaan G. Hennan betrachtete ihn mit ernstem Blick.
    Zehn Jahre älter, aber der gleiche Jaan G., da gab es keinen Zweifel. Die Fotos schienen ziemlich neu zu sein, nach allem zu urteilen, stammten beide vom selben Film, und beide waren im Seitenprofil aufgenommen. Das eine von rechts, das andere von links. Die gleichen intensiv bohrenden Augen. Die gleichen strammen Lippen und die gleiche kräftige Wangenpartie. Das selbe, kurz geschnittene dunkle Haar. Er schob die Fotos zurück in den Umschlag.
    »All right«, sagte er. »Ich mache es. Unter der Voraussetzung, dass wir uns bezüglich der Details einig werden.«
    »Welcher Details?«
    »Der Zeit. Der Art der Durchführung. Des Honorars.«
    Sie nickte.
    »Nur ein paar Tage, wie gesagt. Auf jeden Fall nicht länger als zwei Wochen. Wenn Sie morgen anfangen könnten, wäre ich Ihnen dankbar… Was meinen Sie mit der Art der Durchführung?«
    »Vierundzwanzig Stunden am Tag oder nur zwölf? Der Grad der Diskretion und der Intensität… ja, was ich schon erwähnt habe.«
    Sie zog an der Zigarette und blies den Rauch in einem schmalen, langen Strang aus. Einen Augenblick kam ihm der Gedanke, dass sie normalerweise gar nicht rauchte. Dass sie sich nur ein
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