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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G
Autoren: Håkan Nesser
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miteinander telefoniert hatten. Sie verzog leicht den Mund und setzte sich auf den Besucherstuhl. Schlug ein Bein über das andere und räusperte sich. Verlangen streckte ihr die Zigaretten hin, aber sie schüttelte abwehrend den Kopf. Holte stattdessen ihr eigenes Päckchen Gauloises aus der Handtasche und zündete sich eine davon mit einem schlanken goldenen Feuerzeug an.
    »Sie sind Privatdetektiv?«
    Verlangen nickte.
    »Davon gibt es nicht so viele?«
    »Na, schon den ein oder anderen.«
    »Fünf Stück hier im Ort.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe im Telefonbuch nachgesehen.«
    »Alle stehen da wahrscheinlich nicht drin.«
    »Nein? Na, jedenfalls habe ich Sie dort gefunden.«
    Verlangen zuckte mit den Schultern. Registrierte, dass sie eine kleine Tätowierung ganz oben am linken Arm hatte, direkt unterhalb des Blusenärmels. Es sah aus wie eine Schwalbe. Oder jedenfalls wie ein Vogel.
    Er registrierte auch, dass sie ziemlich braun gebrannt war. Muss offenbar schon mehrfach die Gelegenheit dazu gehabt haben, sich zu sonnen, dachte er, obwohl es doch erst Anfang Juni war. Ihre Haut hatte einen angenehmen Farbton, wie Café au lait. Er überlegte, was für ein Gefühl es wohl war, mit den Fingerspitzen darüber zu streifen.
    Aber vielleicht war sie ja auch nur ein gewöhnliches Solariumhuhn.
    »Womit kann ich dienen?«, fragte er.
    »Ein Überwachungsauftrag.«
    »Ein Überwachungsauftrag?«
    »Oder wie Sie es auch nennen. Das gehört doch in Ihr Repertoire?«
    »Natürlich. Und was ist das für ein Objekt, das ich für Sie beobachten soll?«
    »Mein Mann.«
    »Ihr Mann?«
    »Ja. Ich möchte, dass Sie ihn ein paar Tage lang beobachten.«
    »Verstehe.«
    Er blätterte auf eine neue Seite seines Notizblocks und klickte zweimal mit dem Kugelschreiber.
    »Ihr Name, wenn ich darum bitten darf?«
    Am Telefon hatte sie ihn nicht angeben wollen, und sie hatte sich nicht vorgestellt, als sie hereinkam. Sie schien auch jetzt noch eine Sekunde zu zögern, während sie den Rauch der Zigarette einsog.
    »Barbara Hennan.«
    Verlangen schrieb auf.
    »Ich bin Amerikanerin. Mein Mädchenname ist Delgado. Ich bin mit Jaan G. Hennan verheiratet.«
    Er war erst zu der einzeln stehenden Versalie gekommen, als er innehielt.
    Jaan G
?, dachte er. Verdammt noch mal.
Jaan G. Hennan.
    »Wir wohnen seit ein paar Monaten hier im Land. Obwohl, mein Mann kommt ja ursprünglich aus Maardam. Wir haben ein Haus unten in Linden gemietet… dreißig Kilometer von hier, ich nehme an, Sie wissen, wo das liegt?«
    »Ja, natürlich.«
    Gab es noch weitere Jaan G. Hennans? Vermutlich. Aber wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass es einer der anderen war? Und wie…?
    »Wie viel nehmen Sie an Honorar?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Kommt worauf an?«
    »Auf die Art des Auftrags. Zeitumfang. Kosten…«
    »Ich möchte, dass Sie meinen Mann ein paar Tage lang observieren. Von morgens bis abends, Sie werden kaum Zeit für andere Aufträge haben.«
    »Warum wollen Sie, dass er überwacht wird?«
    »Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Ich wünsche mir nur, dass Sie kontrollieren, was er vorhat, und es mir hinterher berichten. Okay?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch und wurde noch schöner.
    Klassisch, dachte er. Das ist verflucht noch mal einfach klassisch. Es kam nicht oft vor, dass er sich wie Philip Marlowe fühlte, zumindest nicht in nüchternem Zustand. Vielleicht sollte er es einfach genießen, so lange es anhielt.
    »Das ist kein ungewöhnlicher Auftrag«, sagte er. »Aber ich habe noch einige Fragen.«
    »Bitte schön.«
    »Distanz und Diskretion, beispielsweise?«
    »Distanz und…?«
    »Wie detailliert möchten Sie es haben? Wenn er ins Restaurant geht, wollen Sie auch wissen, was er isst, mit wem er sich unterhält, was gesprochen wird…«
    Sie unterbrach ihn, indem sie die rechte Hand zehn Zentimeter über den Tisch hob. Die Schwalbe bewegte sich sinnlich.
    »Ich verstehe, was Sie meinen. Nein, es genügt, wenn ich alles in groben Zügen erfahre. Sollten mir überdies spezielle Einzelheiten interessant erscheinen, dann kann ich Ihnen das ja noch mitteilen, oder?«
    »Selbstverständlich. Sie bestimmen die Regeln. Und er soll nicht merken, dass ich ihn beschatte?«
    Wieder zögerte sie.
    »Möglichst nicht.«
    »Darf ich fragen, was er arbeitet?«
    »Er hat eine Importfirma. Gerade erst gegründet natürlich… aber so was Ähnliches hat er schon in Denver gemacht.«
    »Welche Produkte?«
    Sie zuckte mit den
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