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Seilschaft (German Edition)

Seilschaft (German Edition)

Titel: Seilschaft (German Edition)
Autoren: Jo Perridge , Cliff Morten
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am Ende. Kaputt. Zerstört. Es war ... es war einfach nicht zu glauben, aber es war so. Nico hatte Jason nicht für einen Mann gehalten, der sich nimmt, was er will, und dann die ganze Schuld dem anderen gibt. Nico war gewiss nicht unbeteiligt daran, aber er hatte Jason auch nicht gerade ein Messer an die Kehle gesetzt. Er fluchte lautlos und sah weg.
    Jason kaute und beobachtete ihn unablässig aus der gegenüberliegenden Ecke der Hütte.
    «So», sagte er, ein dunkles halbes Lächeln um die Mundwinkel, aber nicht in den Augen. «Bin ich sicher heute Nacht, oder muss ich dich fesseln, um meine Ruhe zu haben?»
    Und Nico wusste, das Letzte hatte Jason gedankenlos dahingesagt. Aber zum Teufel, darauf kam es jetzt auch nicht mehr an. Nico konnte verstehen, wenn ein Mann sich in einem schwachen Moment zu etwas hinreißen ließ, das er später bereute. Er hatte sogar eine gewisse Nachsicht dafür, wenn er dann die Verantwortung von sich abwälzen wollte. Aber alles hatte seine Grenzen. Und Jason hatte sie soeben überschritten. Er war also ein mieses Arschloch in Jasons Augen. Er würde ein mieses Arschloch bleiben, egal, was er als Nächstes tat. Er hatte es im Guten versucht. Vielleicht war es Zeit, Jason eine Kostprobe davon zu geben, was es hieß, in der Hand eines miesen Arschlochs zu sein.
    Er würde sie ihm geben.
    Jason begriff schnell, dass etwas nicht stimmte. Seine inzwischen gewohnheitsmäßig misstrauische Miene zeigte sofort höchsten Alarm an, als Nico aufstand, sehr sorgfältig seine Handschuhe auf den Rucksack legte und dem Jüngeren einen entschlossenen, zielsicheren Blick zuwarf. Jason schluckte herunter, was er im Mund hatte, und beobachtete ihn aufmerksam, als er die Hütte durchquerte und schließlich vor ihm stand.
    «So, du hältst mich also für ein Monster, ja?», fragte er freundlich. Jason schwieg, anscheinend rasch überlegend. Schließlich zuckte er mit den Schultern, sah Nico fest an.
    «Wie du es auch drehst, Nico», antwortete Jason ruhig, aber mit leicht schwankender Stimme. «Du hast mich und unsere Freundschaft ausgenutzt.»
    Nico lächelte ohne jeden Humor. «Dann kann ich dich ja jetzt noch ein bisschen mehr ausnutzen.» Es war keine Frage.
    Er genoss die Genugtuung, Jason still vor sich zu sehen, mit in vager Vorahnung geweiteten Augen.
    Nico sah, wie Jasons Augen ihn flackernd abtasteten, seine Kraft abschätzend, seinen Körperbau. Er schüttelte nur den Kopf und schnaubte einen spöttisch-enttäuschten Laut.
    «Du kannst mich nicht angreifen, Jason. Du brauchst mich. Ich dagegen brauche dich nicht.» Nico hob eine Augenbraue und sah zu, wie Ärger und Angst sich in Jasons Gesichtsausdruck mischten. «Nur für den Fall, dass du etwas Dummes probieren willst, erlaube mir, dir in Erinnerung zu rufen, dass du einen kilometerlangen Gletscher überwinden musst, um abzusteigen. Und das ist die leichteste Route. Für jeden anderen Weg brauchst du zwei Leute, um nur eine kleine Chance zu haben. Habe ich mich so weit klar ausgedrückt?»
    Jason nickte stumpf, die Augen auf Nico gerichtet.
    Nico lächelte. «Soweit ich verstehe, habe ich dich mit Gewalt genommen, Jason, obwohl ich gedanklich erst noch die komplexen Sachverhalte durchdringen muss, die das beinhaltet, wenn man unsere Positionen in der letzten Nacht bedenkt. Und darum halte ich es für eine hübsche Idee, wenn ich jetzt wirklich mal das Steuer übernehme. Du nicht?»
    Schweigen. Dem Jüngeren war der Appetit offenbar komplett vergangen. Er hatte nie einen dunklen Teint, aber jetzt war er bleich, positiv weiß, ein geisterhafter Schatten gegen seine bunte Kleidung. Seine Augen wirkten nur noch grüner dadurch.
    Endlich fand er seine Stimme wieder. «Was hast du vor?» Abscheu und Angst kämpften in seiner Stimme. Nico lächelte süß.
    «Ich? – Was ich immer getan habe: dir Befehle geben. Oder möchtest du deine Meinung ändern?» Er sah Jason fest entschlossen an. Verwirrung zeigte sich in dessen Gesicht, aber ohne Zweifel wusste er, was Nico meinte.
    «Meine Meinung ändern ...?», fragte er unsicher. Nico nickte.
    «Hab ich dich gezwungen?» Nico sah ihn ernst an. Sein Herz sank angesichts der Sturheit in Jasons Gesicht, trotzdem fuhr er in blinder Hoffnung fort: «Hast du es genossen?»
    Nico sah ein Flimmern von Unentschlossenheit, ehe Jasons kalte Miene zurückkehrte. Erstaunlich, aber plötzlich spielte ein Lächeln um seine Mundwinkel.
    «Ich habe jeden Moment gehasst, Nico.» Sein Blick schwankte nicht, seine Worte
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